Niederösterreich

Flotter MRT-Termin nur noch gegen 270 Euro Cash

Eine 35-jährige Frau aus NÖ bekam wegen Corona keinen MRT-Termin. Mit 270 € ging es plötzlich sehr schnell ...

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270 Euro für MRT statt auf Kassa
270 Euro für MRT statt auf Kassa
Istock (Symbol), privat

Neben den Schmerzen und dem Stress hat Monika S. (Name und Institut auf Wunsch geändert, die Frau muss eventuell ja nochmal hin Anm.) jetzt ein Loch in der Brieftasche: Denn die chronisch Kranke bekam wegen Corona zunächst keinen Termin, rief dann "MRT sofort" an und bekam prompt eine Behandlung gegen Bares. Im Institut war die Überraschung groß: Es war ein und dasselbe Institut.

Die Vorgeschichte: Die Niederösterreicherin leidet an Endometriose (Anm.: chronische, schmerzhafte Erkrankung der Gebärmutterschleimhaut), war am 19. März bei ihrem Facharzt in Wien. Der erfahrene Mediziner stellte einen möglichen Therapiewechsel in Aussicht. Dazu war aber ein MRT zwingend nötig, also stellte der Arzt eine Zuweisung für eine Magnetresonanztomographie (MRT) aus. 

Kassen-MRT-Termin erst nach Ostern

Am nächsten Tag rief die 35-Jährige in einem großen Röntgeninstitut in NÖ an, wollte einen Termin. "Mir wurde erklärt, dass meine Erkrankung nicht lebensbedrohlich wäre und dass das Risiko wegen Covid19 für mich und das Personal zu hoch wäre, ich solle also nach Ostern anrufen (Anm.: und dann ist bei Kassen-MRT oft noch mehrwöchige Wartezeit). Ich solle quasi ohne Abklärung die Schmerzen mehrere Wochen einfach weiter aushalten."

Privates MRT binnen einer Woche

Nach kurzem Frust rappelte sich die 35-Jährige übers Wochenende wieder auf, recherchierte im Internet, stieß auf "MRT privat", rief an und bekam problemlos binnen einer Woche einen Termin. "Vor Ort musste ich feststellen, dass ich im selben Institut war, welches mich noch vor wenigen Tage wegen des Risikos abgelehnt hatte. Nur Ein- und Ausgang waren anders (Anm.: die Patientin war dort bereits mal auch auf Kassa). Ich musste 270 Euro zahlen und vorab unterschreiben, dass es keine Refundierung von der Gebietskrankenkasse gibt. Zwei-Klassen-Medizin wie im Lehrbuch – reine Geldmacherei!" Die Patientin erkannte sogar das MRT-Gerät von einer früheren Behandlung wieder (Anm.: weil "MRT sofort" mit Supergeräten extra für Privatpatienten wirbt).

"Schamlose Gewinnoptimierung"

Nach dem MRT ging die 35-Jährige wieder zu ihrem Facharzt, der riet ihr zu einer Operation. "Nur erklärte mir mein Arzt, dass das AKH derzeit nur größere Operationen zulasse, ich könne aber ins Goldene Kreuz (Anm.: Privatklinik). Nur: Das sei sehr teuer. Es würde sich aber eventuell ein anderer Weg weisen", erzählt die Patientin.

"Ein anderer Weg weisen? Ich fühlte mich, wie wenn ich am Schwarzmarkt eine Niere kaufen würde. Das österreichische Gesundheitssystem ist seit Corona für mich noch weniger erreichbar als sonst, zumindest nicht auf Krankenschein. Nur mit Geld könnte ich nachhelfen z.B. eine "kleine" Operation durchführen zu lassen, die aber schmerzfrei machen würde", sagt die Niederösterreicherin wütend und enttäuscht.

Patientenanwalt Gerald Bachinger.
Patientenanwalt Gerald Bachinger.
(Bild: zVg)

Die 35-Jährige wandte sich an die Patientenanwaltschaft Niederösterreich. Jurist Gerald Bachinger hat für die Vorgehensweise des Institutes überhaupt kein Verständnis: "Es ist absolut nicht tragbar, dass Notlagen und Schmerzen der Patienten in Corona-Zeiten schamlos zur Gewinnoptimierung ausgenützt werden."

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