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Mortal Kombat 11 im Test: Blut, Beuschel, Bestwerte
Mit dem elften Teil der Serie revolutionieren die Netherrealm Studios Mortal Kombat. Das Kampfspiel setzt neue Maßstäbe im Genre.
Eins können wir gleich zu Beginn klarstellen: Mortal Kombat 11 ist das beste Spiel der Mortal-Kombat-Reihe. Und das liegt nicht an der Brutalität des Spiels. Auch hier spritzen wieder liter- und kiloweise Blut und Eingeweide über den Bildschirm, aber abseits davon passiert die eigentliche Revolution beim Kampfspiel. Für die neue Ausgabe für PC, PlayStation 4, Xbox One und Nintendo Switch wurde die Kampfmechanik grundlegend überarbeitet.
Mortal Kombat 11 erfindet dabei das Rad nicht neu, kombiniert aber die besten Kampfmechaniken anderer Fighting-Games zu einem Genre-Meilenstein, den Einzel- und Mehrspieler lieben werden. Dieses Mal übrigens auch Einsteiger, denn Mortal Kombat 11 bietet nicht nur eines der besten Trainings-Tutorials aller Zeiten, sondern führt auch neue Techniken ein, mit denen selbst Einsteiger in harten Matches eine Chance bekommen.
Doch alles der Reihe nach. Bei der Handlung stellt Mortal Kombat 11 beides dar: Ein Reboot der Serie sowie ein Sequel zu Mortal Kombat X. Nach dem Sieg über Shinnok in Mortal Kombat X will Donnergott Raiden das Erdenreich um jeden Preis beschützen. Was bedeutet, jeder der eine Gefahr sein könnte, muss sterben. Weil dadurch das Universum in Chaos verfällt, ruft das die erstmals weibliche Boss-Gegnerin Kronika auf den Plan.
Wer hat an der Uhr gedreht?
Kronika, die "Hüterin der Zeit", will die Ordnung wieder herstellen und setzt deshalb die Zeit im Mortal-Kombat-Universum zurück. Das lässt nicht nur totgeglaubte Charaktere wie Liu Kang wieder auferstehen, sondern auch gegen frühere Versionen ihrer selbst antreten. Die rund sechsstündige Kampagnen-Handlung schwankt dabei zwischen hartem Tobak und kinoreifen Szenen, bei der die Verschmelzung vergangener und aktueller Handlungsstränge Serien-Nichtkenner schon mal gehörig verwirren kann.
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Zwei Aspekte der Handlung stechen aber bombastisch heraus. Zum einen sorgen die Begegnungen von Figuren mit ihren früheren oder bösen Versionen für emotionale und teils überaus witzige Szenen, etwa wenn Johnny Cage involviert ist. Zum anderen bekommen in Mortal Kombat 11 fast alle der 20 spielbaren Charaktere eine Hintergrundgeschichte und einen großen Auftritt eingeräumt, der ihnen teilweise in der bisherigen Geschichte der Serie verwehrt geblieben war.
Der beste Trainingsmodus aller Zeiten
Bei der Steuerung selbst hatte Mortal Kombat immer seinen ganz eigenen Weg. Statt auf Knopfdrücke leichte, mittlere oder schwere Angriffe auszulösen, wie es beim Großteil der Prügelspiele der Fall ist, galt es hier immer mit je zwei Faust- und Trittattacken möglichst viele Kombo-Angriffe aneinanderzureihen. Das führte zwar zu den spektakulärsten, aber auch am schwersten zu steuernden Kämpfen im Prügler-Segment.
Einsteiger mussten – und müssen auch hier – die Geduld mitbringen, die Verkettung von Angriffen im exzellent gestalteten Trainingsmodus zu üben. Eine Entwarnung gibt es aber für Neulinge: Ganz so hart wie bei bisherigen Teilen ist es nicht mehr. Zumindest nicht, um Erfolg zu haben. Kombos, die berühmt-berüchtigten Fatalities sowie kritische Angriffe lassen sich weit leichter auslösen, als man es bisher erlebt hat.
Gebremst und trotzdem schneller
Das Kampfgeschehen spielt sich in Mortal Kombat 11 nun noch schneller und flüssiger ab, gleichzeitig wurden aber die Charaktere "gebremst". Sie bewegen sich langsamer in der Arena, gleichzeitig entfällt die Möglichkeit zu Laufen komplett und Angriffe, die über die ganze Arenen-Distanz ausgeführt werden, sind zur Seltenheit geworden. Was daraus entsteht, ist beachtlich: Die Kämpfe werden persönlicher, die Action wirkt noch härter und Angriffe und Blocks müssen genauer geplant werden.
Gänzlich neu ist das Balkensystem in Kämpfen gestaltet. Statt einer Leiste gibt es nun zwei, eine aufladbare Offensiv- und eine ebenso aufladbare Defensivleiste. Mit dem Anfüllen des Angriffsbalkens verstärkt sich der Schaden von Attacken und Kombos können teils nicht mehr geblockt werden. Mit dem Defensivbalken wiederum kann man einer schweren Kombo des Gegners brechen oder anderen Angriffen entgehen.
Fatal und Crushing Blows
Mit den "Fatal Blows" gibt es zudem eine Mechanik, die zuletzt bei Tekken 7 gefiel. Einmal im Kampf kann ein dramatischer Angriff ausgeführt werden, der – wenn er nicht geblockt wird – rund ein Drittel des Lebensbalkens des Gegners auslöscht. Liu Kang etwa beschwört einen Feuerdrachen, der seinen Hunger am Gegner stillt. Mit dieser Mechanik werden Kämpfe nervenzerfetzend und drehen sich teils in letzter Sekunde um.
Ebenfalls neu sind die automatisch ausgelösten "Crushing Blows". Es handelt sich um brutale einmalige Angriffe pro Match, die beim Eintreffen gewisser Kriterien ausgelöst werden. Greift man etwa mit Liu Kangs berühmten "Bicycle Kick" mehrmals hintereinander an, löst das eine noch stärkere Version aus – in einer kurzen Videoeinsspielung bricht dabei der Brustkorb des Gegners. Soclhe "Crushing Blows" hat jeder Charakter mehrere – und wer sie studiert, bekommt einen entscheidenden Vorteil. Kurz nach einem solchen Angriff ist der Feind nämlich wehrlos und kann mit weiteren Kombos geprügelt werden.
Glücksspiel in der "Krypt"
Wie bei Injustice 2 hält nun auch bei Mortal Kombat ein tiefgehendes Ausrüstungssystem Einzug. Jeder Charakter kann mit Dutzenden Skins, veränderbaren Waffen und sogar eigenen Kampftechniken ausgestattet werden. Allerdings stehen diese Anpassungen, ja sogar Fatalities oder Figuren-Intros, nicht von Anfang an zur Verfügung, sondern müssen erst freigeschaltet werden – in der Kampagne sowie dem "Krypt"- und "Towers of Time"-Modus.
Die "Krypt" ist im Prinzip ein riesiger Bereich, in dem Lootboxen in der Third-Person-Perspektive gefunden und mittels der Ingame-Währung geöffnet werden können. Um die vielen Bereiche der "krypt" zu öffnen, müssen zudem kleine Rätsel gelöst und besondere Gegenstände wie die Waffen bekannter Mortal-Kombat-Figuren gefunden werden. So kurzweilig der Modus auch sein mag, er beherbergt einen großen Kritikpunkt: Da die Beute in den Schatzkisten komplett zufällig ist und Mortal Kombat 11 vor Anpassungen übergeht, wird das Kistenöffnen zum reinen Glücksspiel.
Abwechslung in den "Towers"
Mit der Rückkehr der "Towers of Time" gibt es wieder die als Reihen zu absolvierenden Kämpfe, die sich um einen kleinen Handlungsstrang samt Spezialauflagen drehen. So verfügen Gegner hier teils über unglaublich viel Gesundheit oder strafen den Spieler für Dauerblocken oder Fernangriffe. Die Türme sind wunderbar abwechslungsreich, gleichzeitig aber auch sehr herausfordernd – und die perfekte Möglichkeit, sich Gegenstände und Skins eines bestimmten Charakters zu erkämpfen.
Fraglich ist, wohin Mortal Kombat 11 der Weg bei den Mikrotransaktionen führt. Angekündigt sind mit dem "Kombat Pack" sechs herunterladbare Charaktere, zudem gibt es einen Ingame-Shop, der beim "Heute"-Test vor dem Spiel-Launch aber noch leer war. Sollten hier tatsächlich Skins, Augmentationen, Waffen und Moves verkauft werden, wäre die Versuchung groß, bei der Fülle der freischaltbaren Dinge auch mal mit Geld zuzugreifen.
Das beste Mortal Kombat aller Zeiten
Wenig Experimente bietet indes der Online-Modus, der aber ohnehin bisher schon das Herzstück der Serie war und wenig Veränderungen benötigte. So wird weiter in gewerteten Kämpfen, schnellen Online- oder lokalen Fights oder "King of the Hill"-Wettkämpfen um Siegesserien geprügelt. Eine Besonderheit ist dabei, dass selbst Matches mit schlechtem Verbindungssignal absolut flüssig laufen. So konnten wir vorab keinerlei Ruckler oder Verzögerung in den Kämpfen feststellen.
Alles in allem bietet Mortal Kombat 11 genug, um uns die nächstem Monate rundum zu beschäftigen. Die Grafik ist messerscharf, die Animationen flüssiger als man sie jemals erlebt hat und das Kampfsystem ist herrlich taktisch ausgefallen. Einsteiger werden hier bessere Chancen vorfinden, um gegen Veteranen zu bestehen – und Profis dennoch genug strategische Möglichkeiten finden, um sich in gewaltige Komboserien und brutale Manöver hineinzugraben. Das Spiel macht nicht nur inhaltlich eine Art Neustart: Mortal Kombat 11 ist der beste Teil der Serie, es ist aber auch das derzeit beste Kampfspiel überhaupt.