Am tiefsten Punkt

Mittelmeer-Schockfund in 5.122 Metern Tiefe alarmiert

Forscher haben am tiefsten Punkt des Mittelmeers, dem sogenannten Calypsotief, alarmierende Müllmengen entdeckt – darunter Plastik, Glas und Papier.
20 Minuten
08.04.2025, 20:04

Am tiefsten Punkt des Mittelmeers, dem Calypsotief, haben Forscher 167 Gegenstände auf dem Meeresgrund entdeckt – die meisten davon aus Plastik, Glas, Metall und Papier. 148 der Funde gelten als Meeresmüll. Es handelt sich laut der im "Marine Pollution Bulletin" veröffentlichten Studie um eine der höchsten Konzentrationen von Verschmutzung, die je in dieser Tiefe gemessen wurden. Die Entdeckung erfolgte bei einer Tauchfahrt mit dem Hightech-U-Boot "Limiting Factor".

Die internationale Forschergruppe erreichte den 5.122 Meter tiefen Punkt im Ionischen Meer, etwa 65 Kilometer südwestlich der griechischen Insel Ithaka. Der Bereich ist geologisch aktiv und liegt zwischen der afrikanischen und der eurasischen Platte. Die Expedition wurde von der Universität Barcelona begleitet, wie das Nachrichtenmagazin "Focus" berichtet.

Müll soll gezielt entsorgt worden sein

Professor Miguel Canals, Meeresforscher an der Universität Barcelona, sagte: "Wir haben auch Beweise dafür gefunden, dass Säcke voller Müll von Booten aus entsorgt werden, wie der Abfallhaufen beweist." Die Aufnahmen der Tauchfahrt zeigen unter anderem Plastikbeutel, Glasflaschen und zerfallende Verpackungen.

Die Wissenschaftler warnen eindringlich vor den Folgen dieser Entwicklung. "Die Tiefseeregion ist der breiten Öffentlichkeit immer noch weitgehend unbekannt, was es schwierig macht, die Gesellschaft und die Politik für den Schutz dieser Gebiete zu sensibilisieren", sagte Canals. Es brauche gemeinsame Anstrengungen von Forschung, Medien, Politik und gesellschaftlich einflussreichen Akteuren, um das Bewusstsein zu schärfen.

Mittelmeerraum sei besonders betroffen

Die Forschenden hoffen, dass ihre Ergebnisse zur Stärkung internationaler Abkommen gegen Plastikmüll beitragen. Besonders der Mittelmeerraum sei durch seine begrenzte Wasserzirkulation und die hohe Bevölkerungsdichte stark betroffen.

Am tiefsten Punkt des Mittelmeeres wurde der Müll gefunden
Hanke et al 2025; doi.org/10.1016/j.marpolbul.2025.117610

Der Fund reiht sich ein in eine Reihe von alarmierenden Entdeckungen: Auf Helgoland fanden Forschende der Universität Kiel und des Alfred-Wegener-Instituts heraus, dass 95 Prozent der Seevögel Plastik im Magen haben. Eissturmvögel bauen Nester aus Angelschnüren und verfüttern Plastikabfälle an ihre Küken. In der Ostsee wurden zudem rund 300.000 Tonnen giftiger Munition aus alten Kriegen entdeckt, wie "Focus" weiter schreibt.

Weltweit werden laut Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) jährlich etwa 460 Millionen Tonnen Plastik produziert – mit steigender Tendenz.

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