Wien

"Mir tut das leid" – Experte packt über Impfpflicht aus

Christoph Wenisch, Leiter der Infektiologie an der Klinik Favoriten, sagt im ORF, wer sich impfen lassen sollte und welche Fehler er gemacht hat.

Newsdesk Heute
Christoph Wenisch im "Wien heute"-Interview bei Patrick Budgen.
Christoph Wenisch im "Wien heute"-Interview bei Patrick Budgen.
ORF2

Kaum ein Thema hat die Bevölkerung in den letzten Jahren derart gespalten wie die Corona-Impfpflicht, die unter wilden Debatten letztlich doch beschlossen wurde, nur um dann noch vor Inkrafttreten wieder abgeblasen zu werden. Der Schaden war aber bereits angerichtet. Der Beschluss stellte eine Zäsur dar, nach der sich viele komplett von Schutzmaßnahmen, den klassischen Parteien oder Medien abgewendet haben.

Chef-Infektiologe der Klinik Favoriten, Christoph Wenisch, war zu diesem Thema in der "Wien heute"-Interviewreihe "Bei Budgen" zu Gast. Immerhin steht nun wieder der Herbst vor der Tür und dadurch wohl auch eine neue Corona-Welle. Seine Sorgen seien dahingehend aber "total klein", sagt er gegenüber ORF-Moderator Patrick Budgen. Bei den Winter-Infektionen Influenza, RSV und eben Corona gibt es gute Behandlungen.

Bei manchen weniger als Schnupfen

Dass Corona mittlerweile wie ein Schnupfen oder ein grippaler Infekt wäre beantwortet er trotzdem mit einem klaren "Nein". In neuen Publikationen habe sich gezeigt, dass etwa 20 Prozent der Menschen innerlich vom Immunsystem so aufgebaut sind, dass die Erkrankung nicht einmal so schlimm wie ein Schnupfen verläuft.

Die größere Gruppe sei allerdings jene, die dann influenzartige Symptome entwickelt. Diese verläuft teilweise leicht und klingt nach sieben bis zehn Tagen wieder ab, dann gibt es aber eben auch die schweren Verläufe. Diese Gefahr besteht bei älteren Personen und solchen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

"Wir können mit infektiösen Zuständen umgehen, auch mit der Fallzahl, dass die mal rauf und runter geht" sagt er zu den Vorwürfen, dass das Gesundheitssystem nicht vorbereitet sei, wo doch alle Maßnahmen wieder fallen gelassen wurden.

"Mir tut das sehr Leid"

Bald kommt der angepasste Impfstoff in die Arztpraxen, erklärt Budgen, von diesem brauche man dann überraschend aber nur mehr eine Dosis anstatt drei. Wenisch erklärt das mit der bestehenden Grundimmunisierung bei den meisten Menschen. "Die haben ja drei, vier, fünf Impfungen oder Infektionen schon gehabt." Im 20er Jahr waren wir noch "quasi jungfräulich".

Wer zur Risikogruppe gehört solle sich klar impfen lassen, alle anderen "können wenn sie wollen", so die Empfehlung des Experten. "Wenn ich weiß: Meine Corona-Infektion ist ein Halskratzen, dann kann ich mir die Impfung schenken. Wenn ich weiß, die macht mich eine Woche krank, dann werde ich sie mir gönnen."

Zum Abschluss: Sein größter Irrtum in Bezug auf die Pandemie? "Ich glaub dass ich mich mehr noch gegen die Impfpflicht hätte wehren sollen." Zwar hätte er darauf hingewiesen, dass die Übertragung dadurch nicht gestoppt werde, das hätte er aber klarer und verständlicher zum Ausdruck bringen sollen. "Mir tut das sehr Leid, dass man hier nicht alle Register gezogen hat." Dieser Irrweg habe bis heute andauernde negative Konsequenzen.

Infektiologe zu Impfpflicht – "Hätte mich wehren sollen" >>

Er selbst wird sich als Beschäftigter im Gesundheitsbereich übrigens auffrischen lassen.

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