Jetzt droht Engpass

Minister unter Druck – 354.000 Impfdosen verschwunden

Eine beachtliche Anzahl an Impfdosen aus der letzten Saison sind verschwunden. Zudem könnte es heuer zu Engpässen kommen.

Newsdesk Heute
Minister unter Druck – 354.000 Impfdosen verschwunden
Gesundheitsminister Rauch versicherte am Freitag, dass es genügend Impfstoff gibt. Die Ärztekammer Wien beklagt allerdings Engpässe.
Montage – Fotos: Sabine Hertel & Helmut Graf

Die Grippe-Saison steht vor der Tür. Besonders Risikogruppen wird empfohlen, sich mit einer Impfung vor einer Influenza-Infektion zu schützen. Diese ist heuer österreichweit gratis. Offenbar gibt es aber einen Engpass – zumindest behauptet dies Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen und der Wiener Ärztekammer.

"Nur zehn Tage nach Bestellstart ist der spezifische Influenza-Impfstoff für Risikogruppen für uns Ärztinnen und Ärzte in den Ordinationen nicht mehr bestellbar, da das Kontingent erschöpft ist. Das ist untragbar und lässt schon vor Start der eigentlichen Impfkampagne massive Zweifel daran bestehen, dass diese erfolgreich wird", so Steinhart. Das Gesundheitsministerium sei gefordert und müsse dieses "Desaster endlich in den Griff bekommen".

"Genau dort, wo er hingehört"

Minister Johannes Rauch möchte dies nicht so stehen lassen. Zwar seien die Impfstoffe für Kinder und Senioren bereits vollständig von Ärzten bestellt worden. Der Impfstoff liege jedoch "genau dort, wo er hingehört, nämlich in den Arztpraxen – und zwar österreichweit und flächendeckend". Die Ärztekammer betreibe unverantwortliche Panikmache, so Rauch.

Doch offenbar dürfte das Ministerium nicht über alle Impfdosen im Klaren sein. Wie die "Kleine Zeitung" berichtet, sucht man aktuell nach jenen der letzten Saison. Ganze 354.000 Stück fehlen. Von etwa 1,18 Millionen Impfdosen wurden nur rund 826.000 verimpft bzw. dokumentiert. Demnach könne das Gesundheitsministerium nicht einmal beziffern, wie viele Impfungen aus dem öffentlichen Gratisimpfprogramm nicht auffindbar sind.

15 Euro pro Stich

Als Hauptursache für die abweichenden Zahlen sehe man fehlende Eintragungen in den E-Impfpass. Wenn Impfärzte und Impfinstitutionen tatsächlich darauf vergessen haben, es einzutragen, würden sie sich pro Injektion 15 Euro durch die Lappen gehen lassen – das macht hochgerechnet 4,86 Millionen Euro.

Wo die Impfdosen sind, sei derzeit noch Gegenstand von Untersuchungen, heißt es. Man erwarte, dass die Überprüfungen in den kommenden Wochen abgeschlossen werden. Aktuell bestehen demnach keine Hinweise auf Betrug. Eine dreistellige Zahl von Ärzten wurden in ganz Österreich überprüft, in Apotheken gebe es nur vereinzelt fehlerhafte Abrechnungen und Hinweise auf illegale Exporte seien auch nicht vorhanden.

Laut einem Schreiben der "Kleinen Zeitung", treten bereits jetzt Engpässe auf. Ein Schreiben des Öffentlichen Impfprogramms an steirische Ärzte weist darauf hin, dass der Impfstoff Fluenz "derzeit vergriffen ist und nicht mehr bestellt werden kann". Probleme gebe es aber auch in Wien, Tirol und Vorarlberg.

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    privat, iStock

    Auf den Punkt gebracht

    • Minister Johannes Rauch steht unter Druck, da 354.000 Grippe-Impfdosen aus der letzten Saison nicht auffindbar sind und es heuer zu Engpässen kommen könnte
    • Während Rauch die Ärztekammer der Panikmache beschuldigt, kritisiert diese die unzureichende Verfügbarkeit des Impfstoffs für Risikogruppen, was Zweifel an der erfolgreichen Durchführung der Impfkampagne aufkommen lasse
    red
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