Politik
Migrationsexperte Knaus: "Regierung macht AFD-Politik"
Migrationsexperte Gerald Knaus warnte am Samstag vor Angstmache wegen afghanischer Flüchtlinge. Die Regierung kritisierte er dabei besonders scharf.
Der österreichische Migrationsexperte Gerald Knaus warnt vor Angst vor einer möglichen Flüchtlingswelle aus Afghanistan. Für Knaus, den Leiter der in Berlin ansässigen "European Stability Initiative (ESI)", sei eine Frage viel dringender, wie er im Ö1-Mittagsjournal betonte. "Wie kriegen wir Leute, die wir aufnehmen wollen, eigentlich heraus?". Denn viele Menschen, die fliehen müssten, blieben in ihren Ländern gefangen, so Knaus.
Stattdessen dominiert laut dem Forscher vielmehr die Haltung: "Um Gottes Willen, wir dürfen nicht zu viel Empathie zeigen." Knaus stört, dass "wir Sorge haben Menschen zu gut zu behandeln." Er betonte, dass die heutige Situation mit jener der Flüchtlingskrise von 2015 nicht vergleichbar sei. "Sie ist radikal anders, die Realität ist seit vielen Jahren eine andere", so der Wissenschaftler. Damals hätten Millionen von Menschen problemlos aus Syrien über die offene Grenze in die Türkei fliehen können, wo auch die allermeisten geblieben seien. Ein Teil lediglich habe sich via Ägäis eben auf den Weg nach Europa gemacht.
"2015 wird sich nicht wiederholen"
Die Situation heute stelle sich dagegen anders dar, so Knaus. "Die Menschen kommen aus Afghanistan - wie wir ja sehen auf den dramatischen Bildern aus Kabul sehen - nicht raus." Die radikal-islamischen Taliban kontrollierten Land und Grenzen, und auch die Nachbarländer und die Türkei hätten angekündigt, ihre entsprechenden Grenzen zu schließen, erklärt der Migrationsexperte. Seine Conclusio daraus? "2015 wird sich nicht wiederholen."
Knaus übte in dem mehr als 20-minütigen Gespräch auf Ö1 auch Kritik an der Bundesregierung unter ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP). "Es ist schade, dass die Politik der österreichischen Regierung die Politik der deutschen AFD ist." Gerade ein reiches Land wie Österreich dürfe keine falschen Signale in der Frage rund um die Aufnahme von Flüchtlingen schicken. Doch Österreich sei nur Hardliner, betonte er.
Ähnliche Aussagen machten in den vergangenen Tagen unter anderem der österreichische Sicherheitsexperte und Ex-Bundesheerbrigadier Walter Feichtinger sowie der deutsche Migrationsforscher Steffen Angenendt.