Nur wenige Familien überlebten

Menschheit starb wegen Klimakrise beinahe aus

Aus der Vergangenheit lernen: Ein schrecklicher Klimawandel löschte vor mehreren tausend Jahren beinahe die gesamte Bevölkerung Europas aus.

Bernd Watzka
Menschheit starb wegen Klimakrise beinahe aus
Knapp der Auslöschung entgangen: Frühmenschen vor 20.000 Jahren
Reuters

Europa vor 45.000 Jahren: Die ersten modernen Menschen betreten den Kontinent. Sie sind über den Nahen Osten aus Afrika eingewandert. Ihren neuen Lebensraum teilen sie sich mit dem Neandertaler, der bereits seit langem in Europa heimisch ist.

Es ist das Zeitalter des Jungpaläolithikum – der letzten Eiszeit. Kalte und wärmere Phasen wechseln sich ab. Während der Kälteperioden bedecken Gletscher einen Großteil Nord- und Mitteleuropas.

Moderner Mensch lebt als Jäger und Sammler

Der moderne Homo sapiens lebt als Jäger und Sammler. Doch mit jedem Klimawechsel verändert sich die Pflanzen- und Tierwelt. Und so stehen die frühen Menschen immer wieder vor massiven Herausforderungen, die ihre Existenz bedrohen.

Dramatischer Rückgang der Eiszeit-Menschen

Tatsächlich kommt eine Studie im Fachjournal "Science" zu dem Ergebnis, dass unsere Vorfahren in Westeuropa einmal beinahe ausgestorben wären. Ein Klimawandel führte zu einem dramatischen Rückgang der nomadisch lebenden Populationen.

Einfluss von Klimaveränderungen

"In der Archäologie wird schon lange diskutiert, welchen Einfluss klimatische Veränderungen und die damit einhergehenden neuen Umweltbedingungen auf die Demografie der damaligen Jäger und Sammler hatten", sagt Studienautor Hannes Rathmann.

Bevölkerungsdichte rekonstruiert

Das internationale Team um Rathmann setzte bei seiner Forschung auf eine besondere Methode: Es untersuchte die versteinerten Zähne von Frühmenschen. Mit einer Computermethode gelang es den Forschern schließlich, die Bevölkerungsentwicklung im eiszeitlichen Europa zu rekonstruieren.

Günstige Bedingungen, dann ging es bergab

Dabei zeigte sich: Bis vor rund 28.000 Jahren waren die Menschen in West- und Osteuropa genetisch gut vernetzt. Das eiszeitliche Klima war damals mild. Offene Steppenlandschaften bedeckten weite Teile des Kontinents.

Es grasten große Herden von Säugetieren – die Hauptnahrungsquelle der Jäger und Sammler. Gute Bedingungen begünstigten die Vernetzung der Populationen. Doch im Laufe der Zeit wurde das Klima immer rauer.

Dieser drastische Wandel wurde durch massive Klimaveränderungen verursacht.
Hannes Rathmann
Archäologe

Mitteleuropa vereist

In der nachfolgenden Kälteperiode, dem "Späten Pleniglazial" vor 28.000 bis 14.700 Jahren, erreichten die Gletscher ihre maximale Ausdehnung. Aus Steppen wurden Tundren. In dieser Kaltphase vereiste Nord- und Mitteleuropa. Die Lebensräume von Tieren und Pflanzen verkleinerten sich – und damit auch jene der Jäger und Sammler.

Populationen schrumpften stark

Die Zahnuntersuchungen zeigen: Während dieser unwirtlichen Zeit gab es keine genetischen Verbindungen mehr zwischen den Menschen in West- und Osteuropa. Und nicht nur das: Die Analysen deuten darauf hin, dass die Populationen in beiden Regionen deutlich schrumpften.

"Dieser drastische demografische Wandel wurde wahrscheinlich durch massive Klimaveränderungen verursacht", sagt Rathmann. Das vorrückende Eis hatte die Menschen nach Süden getrieben und die einzelnen Populationen zunehmend voneinander isoliert.

Großes Sterben vor 20.000 Jahren

Das führte zum Verlust der genetischen Vielfalt und bedrohte schließlich den Fortbestand der menschlichen Spezies im Westen Europas. Ganze Populationen starben vor rund 20.000 Jahren aus – bis die Temperaturen nach dem Späten Pleniglazial wieder anstiegen. Dann kehrte der Homo sapiens zurück auf die Bildfläche.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Vor etwa 20.000 Jahren stellte ein Klimawandel die Menschheit vor massive Herausforderungen.
    • Eine Studie zeigt, dass die eiszeitlichen Klimaveränderungen zu einem dramatischen Rückgang der Populationen führten. Diese Klimakrise hatte beinahe das Aussterben der Menschheit in Westeuropa zur Folge.
    bw
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