Gesundheit
Mediziner warnen vor kräftiger Grippewelle im Winter
Mediziner schlagen Alarm und warnen jetzt vor einer "besonders starken" Grippewelle im Winter. Ihr Appell ist klar: "Bitte impfen lassen!"
Die COVID-bedingten Hygienemaßnahmen haben Österreich 2020/21 die jährliche Influenza Epidemie erspart. Was im letzten Winter ein Vorteil war, könnte allerdings in diesem zum Bumerang werden. Zumindest dann, wenn sich nicht ausreichend viele Menschen gegen Influenza impfen lassen, heißt es in einer Aussendung des Österreichischen Verbands der Impfstoffhersteller (ÖVIH).
Experten erwarten nämlich – so die allgemeinen Hygienemaßnahmen im Vergleich zum Vorjahr zurückgefahren werden – ein besonders starkes Comeback der Influenza-Viren. Was manche dabei wohl vergessen: Die vieldiskutierte 1G-Regel hilft zwar sehr gut gegen Corona, nicht aber gegen Influenza. Wer sich vor beiden Viren schützen möchte, sollte sich daher auch gegen beide impfen lassen. Influenza-Impfstoffe werden ab Oktober zur Verfügung stehen.
Ausgefallene Saison
Schwache Influenza-Saisonen kommen immer wieder vor, der fast vollständige Ausfall im letzten Winter war allerdings ein Novum. Insgesamt wurden in Österreich nur zwei Proben positiv auf Influenza getestet, europaweit waren es 41. Für Christoph Wenisch, Chef der Infektiologie an der Klinik Favoriten war das eine große Erleichterung:
"Hätten wir zusätzlich zu COVID- auch noch Influenza-Fälle behandeln müssen, hätte das vermutlich unsere Kapazitäten überlastet. Geholfen haben uns hier die COVID-Schutzmaßnahmen und die Tatsache, dass so viele Menschen wie noch nie gegen Influenza geimpft waren."
Gleichzeitig warnt er auch: "Eine Überlastung unserer Kapazitäten müssen wir auch diese Saison vermeiden. Wenn sich die Menschen aufgrund der Möglichkeit der COVID-Impfung wieder häufiger treffen und es weniger Reisebeschränkungen gibt, kann sich das Influenza-Virus wieder besser verbreiten. Das müssen wir verhindern."
Fehlende Boosterung
Besonders problematisch könnte werden, dass es letzten Winter aufgrund der ausgebliebenen Virusaktivitäten zu keiner natürlichen Boosterung (also zum Aufbau von Antikörpern durch Kontakt mit dem Virus) gekommen ist, warnt die Virologie der MedUni Wien in ihrem epidemiologischen Bericht.
"Die Bevölkerung ist damit empfänglicher als sonst für Influenza", erläutert Wenisch und schließt sich den Experten der MedUni an, die bei einer wiedereinsetzenden Virusaktivität vor einer besonders starken epidemischen Influenza-Welle warnen. Eine hohe Durchimpfungsrate nicht nur bei der COVID-, sondern auch bei der Influenza-Impfung könnte dieses Szenario allerdings vermeiden.
Nachlässigkeit verhindern
Letzten Winter haben sich über 20 Prozent der österreichischen Bevölkerung gegen Influenza impfen lassen. Ein Rekordwert, lag die Durchimpfungsrate sonst meist sogar unter 10 Prozent. "Trotzdem ist das noch viel zu wenig", warnt Wenisch. "Ganz besonders in diesem Jahr." Gegen Influenza müsse man sich jedes Jahr impfen lassen.
Das bedeute, dass auch jene, die sich letztes Jahr haben impfen lassen, dies heuer wiederholen müssten. Außerdem sei die Impfung vor allem für alle älteren Menschen, Personen mit chronischen Krankheiten, Schwangere und Kinder wichtig. "Wenn sich möglichst viele aus diesen Gruppen impfen lassen, kommen wir gut durch den Winter", so Wenisch.
1G schützt vor Corona, nicht vor Influenza
Sollte die vieldiskutierte 1G-Regel in manchen Bereichen eingeführt werden, besteht dort ein guter Schutz gegen COVID-19. Nicht aber gegen Influenza. "Zusammengefasst heißt das: Die COVID-Impfung schützt nur vor COVID, die Influenza-Impfung nur vor Influenza. Das bedeutet, jede*r, der* die gegen beide Krankheiten vorbeugen will, braucht beide Impfungen", betont Wenisch.
Kinderimpfungen weiterhin gratis
Wie im letzten Jahr wird auch dieses Jahr die Influenza-Impfung für Kinder zwischen sechs Monaten und 15 Jahren im kostenlosen Kinderimpfprogramm enthalten sein. Die Influenza-Impfung kann ab Oktober vorwiegend bei Hausärzten und öffentlichen Impfstellen in Anspruch genommen werden, ein Impftermin vor Weihnachten wird empfohlen. Da der Höhepunkt der Epidemie aber meist im Februar liegt, ist die Impfung aber auch im Jänner noch sinnvoll.