Politik

"Sinnvoll, dass Kinder nicht nur Däumchen drehen"

Im letzten Moment wurde ein Schul-Lockdown in Österreich abgewendet. VP-Bildungspolitiker Nico Marchetti (VP): "Kinder brauchen das Netz Schule."

Heute Redaktion
Teilen
Nationalrats-Abgeordneter und VP-Bildungspolitiker Nico Marchetti
Nationalrats-Abgeordneter und VP-Bildungspolitiker Nico Marchetti
Louis Frycer

Ein Land sperrt zu. Ab Montag geht Österreich – je nach Region – in den vierten beziehungsweise fünften harten Lockdown. Wie "Heute" erfuhr, gab es bei den Verhandlungen hinter den Kulissen ein erbittertes Ringen um die Schulen. Am Ende blieb ein Kompromiss: Der Unterricht (Regelung nach Risikostufe drei) findet regulär statt, Schüler haben aber die Erlaubnis zum Fernbleiben vom Unterricht. Sie müssen kein Attest vom Arzt dafür vorlegen, stellte Bildungsminister Heinz Faßmann (VP) am Freitag klar.

Dass kein Schul-Lockdown kommt, begrüßt Nationalratsabgeordneter Nico Marchetti. Der Schüler- und Studentensprecher der Kanzlerpartei sagt gegenüber "Heute": "Schulen ganz zu schließen ist schon aufgrund der Betreuungsnotwendigkeiten undenkbar." Marchetti ist führt aus aus: "Beim letzten Lockdown waren bis zu 70 Prozent der Schüler zur Betreuung in der Schule. Und bevor die Kinder die nächsten Wochen in der Schule nur anwesend sind und Däumchen drehen, ist es sinnvoll, dass sie auch unterrichtet werden."

"Infektionen werden zumindest entdeckt"

Die höchste Inzidenz unter den 6-14-Jährigen (siehe Grafik unten) wischt Marchetti gar nicht erst vom Tisch: "Ja, es finden in Schulen Infektionen statt, aber mit dem derzeitigen Test-System werden Infektionen zumindest entdeckt. Das hat zur Folge, dass ein positiver Schüler im Schnitt 0,4 weitere ansteckt. In der Gesamtbevölkerung ist die Reproduktionszahl mit 1,16 um ein Vielfaches höher."

Verbesserungsbedarf ortet der VP-Abgeordnete bei den Absonderungsbescheiden: "Die Gesundheitsbehörden müssen was diese betrifft besser werden." Unter Komplett-Schließungen würden Kinder massiv leiden, sagt Marchetti: "Sie brauchen das soziale Netz Schule und weitere Bildungsrückstände würden den Druck noch weiter erhöhen. Auch psychische Gesundheit ist Gesundheit."

"Keine Impfpflicht für Kinder"

Marchetti ist zwar gegen eine Impfpflicht bei Kindern unter 14 Jahren, fordert aber: "Kinder müssen nach erfolgter Zulassung prioritär geimpft werden. Alles andere müssen Eltern entscheiden dürfen."

"Eine große Herausforderung"

Laut Faßmann steht es Schülern frei – je nach technischen Gegebenheiten – auch virtuell am Unterricht teilzunehmen. Marchetti: "Synchron volles Distance Learning und voll Präsenzunterricht ist eine große Herausforderung. Diese Situation hat sich niemand gewünscht, ich gehe aber davon aus, dass die Schulstandorte das bestmöglich umsetzen werden."