Gesundheit
Kiefer entfernt, weil er 27 Jahre nicht zum Arzt ging
Darren Wilkinson hatte sich so sehr vor einem Zahnarztbesuch gefürchtet, dass er diesen 27 Jahre lang aufschob. Das hatte fatale Folgen.
Fast drei Jahrzehnte hatte Darren Wilkinson (51) aus dem englischen Sheffield den Gang zum Zahnarzt vermieden wie die Pest. "Ich habe jahrelang versucht, ihn dort anzumelden", erinnert sich seine zwei Jahre ältere Frau Mel im Gespräch mit Mirror.co.uk. Jedoch ohne Erfolg.
Erst nach 27 Jahren Pause nahm der 51-Jährige wieder auf dem Behandlungsstuhl Platz – und deutlich zu spät, wie sich zeigte. Der Zahnarzt entdeckte auf dem angefertigten Röntgenbild einen "massiven Schatten" von der Größe einer geballten Faust. So etwas hatte selbst der Mediziner noch nie gesehen. Nach mehreren Tests folgte die Schockdiagnose: Der Unterkiefer des 51-Jährigen war von einem Ameloblastom, einem invasiven Tumor, völlig zerfressen worden.
"Der trostloseste Tag meines Lebens"
«Jeden Morgen war ein bisschen Blut auf seinem Polster, und manchmal hatte er auch richtig starken Mundgeruch», so Mel über die vergangenen Jahre. Wirklich Sorgen machte sie sich deshalb aber nicht: «Ich dachte, dass er sich einfach nicht ordentlich die Zähne putzt.»
"Die Diagnose zu bekommen, war absolut schrecklich. Er durfte nichts Festes essen, weil sein Kiefer an einigen Stellen so dünn war, dass er nur brechen würde", erzählt die Ehefrau weiter und fügt hinzu: "Ich habe ihn ins Krankenhaus gebracht und bin weggefahren – es war der längste und trostloseste Tag meines Lebens."
Eine Blutvergiftung und sechs Not-OPs
Im Charles Clifford Dental Hospital in Sheffield sollte der Tumor dann so schnell wie möglich entfernt werden. Nach einer Verspätung wegen des Corona-Ausbruchs konnte der Brite im April dieses Jahres endlich in den OP. Beim komplizierten Eingriff mussten die Mediziner 90 Prozent seines Unterkiefers und auch alle Zähne entfernen, um auch den letzten Rest des Tumors zu erwischen. Als Ersatz wurden dem 51-Jährigen dafür Titanplatten eingesetzt.
Nur eine Woche nach der Operation musste Darren erneut in die Notaufnahme gebracht werden. Er hatte eine lebensbedrohliche Sepsis (Blutvergiftung) entwickelt. Insgesamt sechs Not-OPs wegen Komplikationen und weiterer Infektionen waren in der Folge nötig, um seinen Zustand zu stabilisieren.
"Macht nicht dasselbe durch wie ich"
Mittlerweile ist Darren Wilkinson wieder zu Hause. Doch für ihn und seine Frau ist der Alltag ein Horror: "Wenn ich jetzt in seinen Mund schaue, kann ich deutlich die freiliegenden Metallplatten, Drähte und den toten Knochen sehen", zitiert der "Mirror" Mel. Darren könne weder essen noch trinken oder gar reden. Zudem sei seine Zunge so stark angeschwollen, dass er kaum atmen könne.
Trotzdem hat der 51-Jährige die Hoffnung nicht aufgegeben. In Social-Media-Netzwerken kämpft er jetzt für eine bessere Früherkennung solcher Tumore und warnt andere Menschen davor, Arztbesuche schleifen zu lassen. "Macht nicht dasselbe durch wie ich", schreibt er etwa auf der Plattform Change.org. "Ich muss noch weiter in Behandlung, um meinen Kiefer rekonstruieren zu lassen. Das hat mein Leben verändert."