Mandeln müssen raus

Mama wütend: "Mein Sohn soll 14 Monate auf OP warten"

Der Sohn (15) von Anna P. ist aufgrund vergrößerter Mandeln ständig krank, fehlt oft in der Schule. Doch erst im Juni 2026 ist ein OP-Termin frei.
Christine Ziechert
08.04.2025, 05:30

Christoph P. (15) hat vergrößerte Mandeln, bereits vor zwei Jahren wandte sich seine Mutter, Anna P. (alle Namen geändert), daher an das St. Anna Kinderspital: "Es hieß, dass man eine OP machen kann, man muss es aber nicht. Da die Wartezeit auf die OP damals fünf Monate und der Eingriff nicht zwingend notwendig war, haben wir uns dagegen entschieden", erzählt die 46-jährige Konditorin im "Heute"-Gespräch.

Doch in den vergangenen Monaten verschlechterte sich der Zustand des 15-Jährigen: "Er hat immer wieder über Halsschmerzen geklagt, war immer wieder krank. Er fehlt mindestens einmal im Monat bis zu einer Woche in der Schule. Zusätzlich ist sein Immunsystem so gefordert, dass sich das Epstein-Barr- und das Coxsackie-Virus reaktiviert haben – er leidet."

OP-Termin am 8. Juni 2026

Besuche beim Arzt brachten bisher nicht wirklich etwas: "Seine Mandeln waren nie so eitrig, dass er ein Antibiotikum benötigt hat", berichtet die Wienerin. Doch nun schlug ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt Alarm, empfahl dringend eine Entfernung der Mandeln – am besten im St. Anna Kinderspital.

Es dauerte wieder Monate, bis Anna P. dort für ihren Sohn einen Begutachtungs-Termin in der Ambulanz erhielt. Als es schließlich so weit war, bekam die 46-Jährige einen regelrechten Schock: "Obwohl mein Sohn die OP dringend benötigt, haben wir erst einen Termin am 8. Juni 2026 bekommen. Man hat uns geraten, nach dem Sommer noch einmal anzurufen, da vielleicht jemand einen Termin abgesagt hat."

Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Medizin

In ihrer Not kontaktierte die 46-Jährige andere Spitäler – ohne Erfolg: "In der Klinik Landstraße hat man mir ein Erstgespräch für Ende September angeboten, dann kann es noch Monate bis zur OP dauern. Und in Krems hieß es, dass ich mit einem OP-Termin im Dezember 2026 rechnen kann." Anna P. versucht dennoch weiter, einen früheren Termin für ihren Sohn zu erhalten.

Was die Wienerin besonders wurmt: "Wenn ich privat zu einem HNO gehen würde, hätte ich schneller einen OP-Termin. Wir sind aber nicht zusatzversichert, brauchen daher einen Termin über die ÖGK. Ich habe das Gefühl, wir leben in einer Zwei-Klassen-Gesellschaft."

St. Anna am Limit der OP-Kapazitäten

Auf "Heute"-Nachfrage heißt es seitens des St. Anna Kinderspitals, dass die Wartezeit für HNO-OPs bei Kindern und Jugendlichen in ganz Wien derzeit ungefähr ein Jahr betragen würden: "Leider decken immer weniger Krankenhäuser in Wien den Bedarf an gängigen HNO-Operationen bei Kindern und Jugendlichen ab. Unsere HNO-Abteilung deckt für Wien nach wie vor die häufigsten HNO-Operationen ab. Dadurch kommt es zu langen Wartezeiten."

Und weiter: Das St. Anna Kinderspital hätte die OP-Eingriffe in den vergangenen zwei Jahren bereits auf 30 bis 40 pro Woche gesteigert: "Wir sind damit an der absoluten Grenze unserer HNO-OP- und Bettenkapazitäten. Im Notfall haben betroffene Kinder und ihre Eltern jederzeit die Möglichkeit, im St. Anna Kinderspital vorstellig zu werden, um eine Reevaluation der Akutsituation einzuholen."

Fünf Monate Wartezeit auf OP in der Klinik Landstraße

In der Klinik Landstraße beträgt die Wartezeit auf eine Mandel-OP derzeit rund fünf Monate. Hinzu kommt aber noch die Wartezeit für die Erstbegutachtung, die laut einer Sprecherin des Wiener Gesundheitsverbundes (Wigev) ebenfalls vier bis fünf Monate beträgt: "Die Wartezeit auf eine Mandel-Operation hängt aber auch stets von der Dringlichkeit ab und kann von den durchschnittlichen Wartezeiten abweichen. Akute Operationen finden umgehend statt", versichert die Sprecherin.

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