Der Winter war zwar milder als sonst, doch für tausende Menschen blieb es brandgefährlich. Obdachlose, Armutsbetroffene und Einsame kämpften Tag für Tag ums Überleben. Seit Anfang November war die Caritas im Dauereinsatz – jetzt zeigt sich: Noch nie gab es so viele Hilferufe.
"Auch milde Temperaturen können bei langem Aufenthalt im Freien lebensgefährlich sein", betont Caritasdirektor Klaus Schwertner. Gemeinsam mit der Stadt Wien, dem Fonds Soziales Wien, anderen Organisationen und mehr als 1.300 Freiwilligen gelang es, dass kein Mensch auf Wiens Straßen erfrieren musste.
Das Kältetelefon der Caritas war heuer an sieben Tagen pro Woche rund um die Uhr erreichbar. Insgesamt 9.920 Mal griffen Menschen in Wien zum Hörer, um akute Not zu melden. 90 Freiwillige nahmen die Anrufe entgegen – und leiteten Hilfe in die Wege.
Mehr als 400 akut obdachlose Menschen wurden direkt von der Straße in ein warmes Quartier vermittelt, hunderte andere bekamen Schlafsäcke, Kleidung oder Decken. "Die Hilfsbereitschaft war überwältigend", so Schwertner. Auch der in die Jahre gekommene Kältebus konnte dank Spenden ersetzt werden.
Die 42 Wärmestuben, die bis Ende März gemeinsam mit Wiener Pfarren betrieben wurden, waren heuer so gut besucht wie selten zuvor. Mehr als 1.000 Freiwillige betreuten dort an 315 Tagen rund 20.500 Besuche – darunter viele Menschen, die zwar ein Dach über dem Kopf haben, aber kein Geld mehr fürs Heizen. Besonders stark frequentiert waren die drei Frauen-Wärmestuben, wo über 600 Besuche gezählt wurden. "Diese Hilfe geschieht oft leise, fast unbemerkt, aber sie wirkt. Sie schenkt Hoffnung, macht Mut und schützt vor der Einsamkeit", sagt Schwertner.
Allein in der Obdachloseneinrichtung "Gruft" wurden seit November rund 36.000 Mahlzeiten ausgegeben und mehr als 8.200 Nächte ein warmes Bett angeboten. Zusätzlich wurden in anderen Caritas-Notquartieren rund 650 Menschen betreut.
Der Canisibus, der mobile Suppenbus, versorgte an über 30 Standorten in Wien fast 39.000 hungrige Menschen mit einer warmen Mahlzeit. Und auch der medizinische Louisebus war im Dauereinsatz: 15 Ärzte sowie 18 Assistenten behandelten 933 Patienten insgesamt 2.245 Mal – kostenlos, anonym und lebenswichtig.
Mit Ende April endet die offizielle Winternothilfe. Doch für obdachlose Menschen beginnt mit dem Sommer die nächste lebensgefährliche Phase: extreme Hitze. "So wie die Kälte im Winter, wird auch die Hitze im Sommer durch die Klimakrise zur tödlichen Gefahr", warnt Schwertner. "Obdachlosigkeit gibt es an 365 Tagen im Jahr – unsere Hilfe auch." Die Caritas bleibt im Einsatz. Und sie ruft zur Unterstützung auf – denn die Not schläft nicht.