Gesundheit

So wird sich Quarantäne-Aus auf Corona-Zahlen auswirken

Österreich steht vor dem Quarantäne-Aus und schon gehen die Wogen hoch. Immer mehr Experten beziehen Stellung und prognostizieren die Auswirkungen.

Christine Scharfetter
Die Corona-Experten Peter Klimek und Lukas Weseslindtner gehen beim Quarantäne-Aus von einer merklichen Veränderung der Fallzahlen aus.
Die Corona-Experten Peter Klimek und Lukas Weseslindtner gehen beim Quarantäne-Aus von einer merklichen Veränderung der Fallzahlen aus.
HANS PUNZ / APA / picturedesk.com; HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com; ANNE-CHRISTINE POUJOULAT / AFP / picturedesk.com

Während der erste Corona-Experte bereits tobt und sich deutlich gegen die Abschaffung der Corona-Quarantäne ausspricht, sehen dies andere lockerer: Molekularbiologe Ulrich Elling etwa spricht sich ganz deutlich gegen eine Aufhebung der Quarantäne-Regel aus. Eine etwas andere Position nimmt hier Peter Klimek, Komplexitätsforscher an der Med-Uni Wien und Mitglied der Coronakommission (Ampelkommission) sowie des Prognosekonsortiums der Bundesregierung, ein.

Zwar stellte der Experte im Interview mit der "Presse" deutlich klar, dass die Isolationspflicht auch weiterhin Sinn machen würde, doch gibt auch der wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Seite eine Chance: "Ich finde, dass momentan dieser Schritt in Österreich möglich ist, ohne das Gesundheitssystem unmittelbar zu gefährden." Andere Länder wie etwa Spanien und Großbritannien würden diesen Weg seit Monaten gehen und dort habe es "die Spitäler auch nicht zerrissen".

Kranke sollen Zuhause bleiben

Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, im Krankheitsfall zu Hause zu bleiben und sich auszukurieren, so Klimek. "Das ist auch mein Appell an die Bevölkerung. Wir müssen die Regeln loswerden und sie in ein vernünftiges Verhalten überführen."

Auch für den Virologen Lukas Weseslindtner von der MedUni Wien ist es eine Frage der Solidarität, sich bei einer Virusinfektion zu isolieren. "Aus virologischer Sicht macht es immer Sinn, wenn ich ansteckend bin, dass ich eben nicht an einer Geburtstagsfeier teilnehme, wo ich weitere Menschen anstecken kann. Auch für mich selbst ist es besser, zuhause zu bleiben und mich zu schonen – ich würde auch nicht mit Influenza eine Nacht lang feiern gehen, warum sollte das also jemand mit SARS-CoV-2 tun?", sagte Weseslindtner gegenüber dem "Kurier".

"Fehlt mir das Verständnis."

Doch um weiterhin vulnerable Gruppen im Büro oder im Restaurant zu schützen, könne er sich eine Aufhebung der Quarantäne nur "dort vorstellen, wo dies akut notwendig ist, um essenzielle Stellen für unser öffentliches Leben zu besetzen, etwa in der Strom- und Wasserversorgung. Weil sonst ein größerer Schaden entstünde, aber in allen Bereichen, wo das nicht so ist, fehlt mir das Verständnis."

Auswirkung auf die Infektionszahlen

Sowohl Weseslindtner als auch Klimek gehen jedoch davon aus, dass mit der Abschaffen der Quarantäneregelung die Fallzahlen weiter ansteigen werden. "Das Aufheben der Quarantäne setzt das Signal, dass SARS-CoV-2 ein harmloser Schnupfen ist – das stimmt einfach nicht. Nach derselben Logik könnte man auch sagen, dass jemand mit Affenpocken in den Club gehen könnte", so der Virologe.