Mann nahm 10 Jahre Ivermectin – "unerwartet" gestorben

Am 3. März 2023 frühmorgens postete Danny Lemoi noch auf seinem Telegram-Kanal: "Schönen Freitag an alle Überlebenden, die giftige Pferdepaste gefressen haben!" Wenige Stunden später war er tot. In den letzten zehn Jahren hatte Lemoi täglich eine Dosis des Tierarzneimittels Ivermectin eingenommen, ein Entwurmungsmittel, das für große Tiere wie Pferde und Kühe entwickelt wurde. Im Jahr 2021, als Ivermectin unter Impfgegnern zu einer beliebten alternativen COVID-19-Behandlung wurde, gründete er einen der größten Telegram-Kanäle, der sich der Werbung für Ivermectin widmete und Anleitungen zur Verabreichung von Ivermectin an Kinder enthielt.

Herz auf doppelte Größe angewachsen

Im Telegram-Kanal teilten die Administratoren seinen Anhängern die Nachricht von seinem Tod mit. "Obwohl es offensichtlich war, dass Danny das größte Herz hatte, war es ihm nicht bewusst, dass sein Herz buchstäblich überlastet war und über seine Kapazität hinaus wuchs, so dass es fast doppelt so groß war, wie es hätte sein sollen", schrieben die Administratoren. Der 50-jährige Baggerfahrer aus Rhode Island (USA) habe sich im vergangenen Jahr einer Untersuchung seines Herzens unterzogen, die Ergebnisse hätten jedoch keinen Anlass zur Sorge gegeben. Lemoi sei "unerwartet" und "eines natürlichen Todes gestorben". Die Herzkrankheit sei familiär bedingt gewesen und habe sich vermutlich durch chronischen Stress verschlimmert. 

Ivermectin-"Influencer"

Trump-Fan und Selenski-Hasser Lemoi hatte das Mittel seit 2012 täglich eingenommen, als er an Borreliose erkrankt war, einer Infektionskrankheit, die durch Zeckenbisse übertragen wird. Fünf Monate nach der Erkrankung setzte er alle anderen Medikamente ab, weil er überzeugt war, dass das Präparat seinen angegriffenen Herzmuskel regeneriert hatte. Fortan predigte er die Vorzüge des Medikaments, das auch der damalige Präsident Donald Trump auf seinem Telegram-Kanal empfahl. Und immer mehr Impfgegner folgten ihm.

Ivermectin ist sogar für Menschen zugelassen, wird allerdings nur gegen bestimmte Fadenwürmer und Krätzemilben eingesetzt. Zur Behandlung von Covid hat es sich als unwirksam erwiesen. Nach Angaben des Missouri Poison Center hat die Einnahme hoher Dosen von Ivermectin eine lange Liste von Nebenwirkungen für den Menschen, darunter Krampfanfälle, Koma, Lungenprobleme und Herzprobleme. Tierärztliches Ivermectin ist weder ein Heilmittel noch eine wirksame Behandlung für COVID, wie die US-Gesundheitsbehörde FDA wiederholt gewarnt hat, und ist hoch konzentriert, da es für große Tiere wie Pferde und Kühe entwickelt wurde. "Solch hohe Dosen können beim Menschen hochgiftig sein", warnt die FDA.

Zahlreiche Berichte über schwere Nebenwirkungen

Nun starb Lemoi vermutlich an den Nebenwirkungen des "Wundermittels", vor dessen Einnahme gewarnt wird. Zwar wagten es einige Telegram-User, einen Zusammenhang von Lemois Tod herzustellen, wurden aber kritisiert – sie würden Fehlinformationen verbreiten. "Niemand kann mich davon überzeugen, dass er wegen Ivermectin gestorben ist", schrieb ein Mitglied diese Woche. "Er ist letztendlich wegen unserer gescheiterten westlichen Medizin gestorben, die sich nur um den Profit kümmert und nicht um die Heilung."

Dabei berichteten auch Lemoi-Anhänger von Ivermectin-Nebenwirkungen: "Ich nehme es nun seit vier Monaten. Ich habe Ischias-Schmerzen unterhalb der Hüfte, Schienbeinschmerzen, unruhige Beine und schmerzende Waden. Auch in den Knochen tut es weh." Andere berichten von Schwindel, Kopfschmerzen und anderen Leiden. 

Einige Mitglieder der Gruppe nehmen Ivermectin nicht nur zur Behandlung von COVID ein, sondern auch als Allheilmittel für fast alle Krankheiten – von Krebs und Depressionen bis hin zu Autismus und Eierstockzysten – in dem Glauben, dass jede Krankheit durch einen Parasiten verursacht wird, der durch Ivermectin aus dem Körper entfernt wird, so wie Tiere das Medikament zur Behandlung einer Vielzahl von parasitären Würmern erhalten. Lemoi hat auch eine Ivermectin-Kur für Kinder entwickelt, und zahlreiche Mitglieder der Gruppe berichteten, dass sie diese anwenden.