Gesundheit

Neue aggressive Corona-Variante in Österreich entdeckt

Die Rekombinante aus zwei Omikron-Ablegern hat das Potenzial, alle anderen Varianten abzulösen. Sie dürfte die bisher stärkste Immunflucht aufweisen.

Christine Scharfetter
Die "Mutantenjäger" Ulrich Elling (links) mit Kollegin Luisa Cochella bei der Sequenzierung des Coronavirus.
Die "Mutantenjäger" Ulrich Elling (links) mit Kollegin Luisa Cochella bei der Sequenzierung des Coronavirus.
ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

Gerade erst ließ Gesundheitsminister Johannes Rauch verlautbaren, dass die Zahlen der Corona-Neuinfektionen sinken und auch die Viruslast im Abwasser-Monitoring rückläufig sei. Aus diesem Grund gebe es vorerst keine Notwendigkeit für zusätzliche Maßnahmen. Doch die Omikron-Varianten schlafen ganz offensichtlich nicht. Nach den besorgniserregenden Meldungen aus Singapur, wo XBB, eine Rekombinante aus zwei Omikron-Ablegern, bereits BA.5 abgelöst hat, nun die nächste Hiobsbotschaft: Die neue Variante hat sich bereits in 17 Ländern weltweit ausgebreitet und vergangene Woche auch Österreich erreicht.

Derzeit handle es sich allerdings noch um vereinzelte Fälle und mache weniger als ein Prozent des Infektionsgeschehens in Österreich aus, erklärt Molekularbiologe Ulrich Elling gegenüber "Heute".

Bisher ansteckendste Variante

"BQ.1.1 wird sich bis Ende November sicherlich zu vielen Fällen auswachsen, inwieweit XBB noch aufholt oder was danach kommt ist noch unklar. Dazu sind die Daten zur Immunschutzumgehung noch zu unsicher", so der Forscher vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

Nach Ansicht einiger internationaler Experte, wie Cornelius Römer vom Biozentrum der Universität Basel, soll es sich bei XBB um die bisher ansteckendste Variante handeln. Sie soll das Immunsystem noch besser als andere Omikron-Ableger umgehen können. Forscher befürchten außerdem, dass Corona-Medikamente unwirksam werden könnten.

"Die Variante entzieht sich neutralisierenden Antikörpern, die durch Impfstoff und/oder (Durchbruch-)Infektion produziert werden", so der Bioinformatiker. Die Tatsache, dass XBB sich insbesondere den Antikörpern , die nach einer Durchbruchsinfektion mit BA.5 produziert wurden, entzieht, erwähnt Römer noch einmal extra.

Wie ansteckend die Rekombinante ist, zeigen die Daten aus Singapur. Dort hat sich der XBB-Anteil innerhalb einer Woche von 22 Prozent auf 54 Prozent mehr als verdoppelt.

Welle im November

In Österreich bereitet derzeit aber noch die Variante BA.5 mit der Mutation R346T dem Corona-Experten Urlich Elling Sorgen. Die Linie habe BA.5 bald fast vollständig verdrängt und mache inzwischen rund 25 Prozent des Infektionsgeschehens im Land aus. Doch auch BQ.1 und BQ.1.1 würden von Woche zu Woche mehr Fahrt aufnehmen. Aktuell sind sie bei 8 Prozent des Infektionsgeschehens. Tendenz steigend.

"Ruhe vor dem Sturm!"

Elling rechnet im November, mit dem endgültigen Wintereinbruch, mit einem sprunghaften Anstieg der Infektionszahlen: "Die Ruhe vor dem Sturm wird voraussichtlich im November mit dem Wetterumschwung und den neuen Varianten enden –ziemlich abrupt ..."