Gesundheit
Experte warnt – Corona-Welle nicht mehr zu verhindern
Die Corona-Zahlen steigen und mit ihnen die Krankenstände und Personalausfälle. Epidemiologe Gerald Gartlehner schlägt Strategieänderung vor.
Am 1. Juni 2022 wurde mit der Maskenpflicht auch die letzte Maßnahme zur Eindämmung des Coronavirus in Österreich aufgehoben. Einzig in Wien müssen zumindest in den öffentlichen Verkehrsmitteln weiterhin die Nase und der Mund bedeckt werden. Eine neue Freiheit, an der auch die heranrollende BA.5-Welle nichts ändern wird – und laut Experten auch nicht könnte.
Nachdem vergangene Woche bereits die 10.000er-Marke an Neuinfektionen überschritten wurde, meldeten die Gesundheitsbehörden auch am Sonntag 7.093 neue Corona-Fälle – Tendenz steigend. Zahlen, die mittlerweile zu hohen Personalausfällen führen und die österreichische Infrastruktur ins Wackeln bringen. So fielen auch am Sonntag 42 Flüge aus. Das Problem laut AUA: Zu viel Personal im Krankenstand. Ändern will man daran vorerst nichts und empfiehlt das Tragen einer Maske auch weiterhin nur.
Ganz anders geht hier die Universität für Bodenkultur in Wien vor. Die Corona-Maßnahmen für das Betreten des Gebäudes wurden wieder verschärft, die FFP2-Maskenpflicht in Lehrveranstaltungen wieder eingeführt.
Maske alleine kann nichts mehr ausrichten
Eine Maßnahme, die laut dem Epidemiologen Gerald Gartlehner von der Donau-Universität Krems die derzeitige Welle nicht mehr stoppen könne – zumindest nicht alleine: "Ich denke, dass der Effekt von Einzelmaßnahmen, um die Welle zu verhindern, nur gering wäre. Es müsste ein Bündel an Maßnahmen sein – Maskenpflicht, 3G in Gastro, Theatern, etc.. –, um wirklich eine Abflachung der Kurve zu erreichen. Das ist aber wiederum bei der geringen Belastung der Spitäler nicht rechtfertigbar", erklärt der Experte gegenüber "Heute".
Außerdem würden die meisten Infektionen ohnehin im privaten Bereich erfolgen, wo ohnehin keine Maske getragen werde. "BA.5 ist hoch infektiös, wenn sich die Leute nicht im Supermarkt anstecken, weil es wieder Masken gibt, dann erfolgt die Ansteckung bei einer Veranstaltung, in der Gastro, zuhause oder sonst irgendwo, wo es keine Masken gibt."
Selbstschutz für vulnerable Gruppen
Der Experte glaubt hier viel mehr an die Eigenverantwortung und empfiehlt den Selbstschutz: "Meiner Ansicht nach wäre eine Änderung der Strategie wichtiger, mit einem Fokus auf Risikogruppen. Zum Beispiel eine Kampagne, dass sich ältere und vulnerable Personen jetzt den 4. Stich holen, oder dass sich diese Personen jetzt wieder regelmäßig testen, damit man bei einer Infektion rasch mit einem antiviralen Medikament beginnen kann, oder eine Kampagne, dass sich diese Personen mit Maske selbst schützen, auch wenn es nicht verpflichtend ist."
Dann könne man schwere Verläufe deutlich reduzieren, ohne dass man der restlichen Bevölkerung Einschränkungen verordnen müsse. Sein Tipp vorm Sommer: "Zum Selbstschutz sind Masken natürlich immer gut, vor allem wenn es Menschenansammlungen gibt."