Gesundheit

"Die Soldaten vergewaltigten sie alle nacheinander"

Kinder, Schwangere, Großmütter - die russischen Soldaten scheinen vor nichts zurückzuschrecken. Heute nicht und 1945 auch nicht.

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Die drei Schwestern Maria, Hermine und Anneliese aus Bad Vöslau entgingen 1945 nur haarscharf dem Albtraum. Das Foto stammt  aus dem Jahr 1941.
Die drei Schwestern Maria, Hermine und Anneliese aus Bad Vöslau entgingen 1945 nur haarscharf dem Albtraum. Das Foto stammt  aus dem Jahr 1941.
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"Krieg ist ein Ausnahmezustand und die russische Kriegsrhetorik degradiert den Feind und Gegner zu einem Menschen zweiter Klasse. Das senkt die Hemmungen für solche Taten." Mit diesen Worten versuchte der deutsche Militärpsychologe Hubert Annen zuletzt die schrecklichen Taten der russischen Soldaten in der Ukraine gegenüber Medien zu erklären. 

Mit der Vergewaltigung sende ein Soldat seinem Gegner das Signal, er könne seine eigene Frau nicht schützen. "Dadurch erniedrigt man nicht nur die Frauen des Gegners, sondern kann auch die Moral der gegnerischen Gesellschaft zerstören." Ist das der Grund, warum weder vor älteren Damen noch Kindern oder Schwangeren zurückgeschreckt wird? Die Berichte häufen sich und schockieren zutiefst.

Zeitzeugin berichtet von 1945

Doch scheinbar gibt es noch einen weiteren Grund für diese abscheulichen Gräueltaten. "Auch wenn es angesichts von Krieg und Gewalt nur schwer vorstellbar ist, geht es bei Vergewaltigungen im Krieg auch um Lust." Widerliche Vergehen, die in Österreich an 1945 erinnern.

Mit der Roten Armee oder auch Invasionstruppen auf österreichischem Gebiet wurden die furchtbarsten Albträume Wirklichkeit. Die Rotarmisten sahen schon damals diese Schändungen als legitimen Teil der ihnen zustehenden Rache an. Viele Frauen überlebten die Tortur nicht, wurden nach der Vergewaltigung ermordet, starben an deren Folgen oder verübten Suizid.

Miterlebt hat eine derartige Gräueltat auch Maria Kaltenecker, geborene Stockinger. Die Familie der damals erst 11-Jährige lebte in einem Haus in der Langegasse 5 in Bad Vöslau. Nachdem ihr Vater 1941 einrücken musste, war Mutter Elisabeth alleine mit ihren drei Töchtern im Alter von 4 bis 17 Jahren.

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    Als 1945 die Rote Armee nach Österreich kam, begann der schlimmste Albtraum für Frauen. Vergewaltigungen standen an der Tagesordnung. Auch in der Langegasse in Bad Vöslau, wo Elisabeth Stockinger mit ihren drei Töchtern zwei Zimmer bewohnte. 
    Als 1945 die Rote Armee nach Österreich kam, begann der schlimmste Albtraum für Frauen. Vergewaltigungen standen an der Tagesordnung. Auch in der Langegasse in Bad Vöslau, wo Elisabeth Stockinger mit ihren drei Töchtern zwei Zimmer bewohnte.
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    Ziegen und Schafe erste Vergewaltigungsopfer

    "Die Frauen gingen nur noch mit Asche im Gesicht und in großen Gruppen vor die Haustür, weil man wusste, dass Vergewaltigungen an der Tagesordnung standen. Man machte sich so unattraktiv wie möglich, um bloß keine Aufmerksamkeit zu erregen", erinnert sich die heute 87-Jährige im "Heute"-Gespräch. Sie selbst hatte bis zu diesem Zeitpunkt immer Flechtfrisuren getragen, doch mit dem Einmarsch der Roten Armee schnitt sie sich die Haare ab und trug nur noch weite Hosen aus dem Schrank ihres Vaters.

    "Man wusste, dass Vergewaltigungen an der Tagesordnung standen."

    Wasser gab es zu diesem Zeitpunkt kaum noch welches, außer in einem Brunnen, der nicht weit vom Zeltlager der russischen Soldaten entfernt lag. Ein beschwerlicher Weg, denn von dort aus bekam man schon allerhand von der Moral der Soldaten mit: "Gleich nach dem Einmarsch wurde Ziegen und Schafe von den Soldaten in ihrem Zeltlager vergewaltigt."

    Die damals 11-jährige Maria mit ihrer kleinen Schwester Annelise. 
    Die damals 11-jährige Maria mit ihrer kleinen Schwester Annelise. 
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    Da das alte Haus in der Langegasse über einen Großräumigen Keller von 150 Quadratmeter verfügte, trafen sich alle Frauen der Straße immer dort, sobald die Sirenen losgingen. Die Kellerräume glichen einem Matratzenlager, wo nicht nur Frauen mit ihren Kindern, sondern auch immer ein bis zwei wehruntaugliche, alte Männer die Gefahr abwartetet.

    "Gleich nach dem Einmarsch wurde Ziegen und Schafe von den Soldaten in ihrem Zeltlager vergewaltigt."

    Als eines Tages die Sirenen wieder losgingen flüchteten sie erneut mit rund 40 Frauen und Kindern sowie einem alten Mann in den Keller. Jedoch hatten zwei Mädchen im Alter von 14 oder 15 Jahren die Aufmerksamkeit von sieben russischen Soldaten erregt, so Kaltenecker. "Sie folgten ihnen zum Keller." Das Glück der meisten Frauen: Es war stockdunkel und die Soldaten suchten mit Taschenlampen nach den Mädchen und so kam es, dass sie auch die 17-jährige Schwester von Maria Kaltenecker, Hermine, entdeckten. 

    "Doch als sich der Soldat, der sie entdeckt hatte, umdrehte, war Hermine plötzlich weg. Sie suchten und leuchteten wieder jeder Frau ständig ins Gesicht. Sie packten auch mich kurz an der Hand, aber ich konnte mich losreißen und fand hinter meiner Mutter Schutz."

    Eine Frau und dutzende Soldaten

    Dann habe es plötzlich an der Kellertür, die zur Straße führt, geklopft. "Weitere Russen waren wohl informiert worden, dass es hier viele Frauen gäbe." Eine Chance, die Maria Kalteneckers Mutter sofort am Schopf packte und mit ihren Kindern zur zweiten Kellertür, die direkt in das Haus führte lief. "Alle Frauen folgten uns rasch und leise – bis auf eine 35-jährige Nachbarin, die in ihrer Panik noch Lebensmittel und Kleidung, die sie mitgebracht hatte, zusammensammeln wollte und der alte Mann."

    "Sie nahmen sie mit in den ersten Stock und vergewaltigten sie alle nacheinander, während der alte Mann zusehen musste."

    Elisabeth Stockinger habe die Frauen im stockdunklen Haus durch eine Tapetentür auf den Dachboden gelotst. "Dort erzählte Hermine, dass sich eine alte Dame, die etwas beleibter war, während der Suchaktion der Russen auf sie draufgelegt hatte, um sie zu schützen."

    Zum selben Zeitpunkt waren die Frau und der alter Mann im Keller mittlerweile von 30 bis 40 Soldaten umzingelt. "Sie nahmen sie mit in den ersten Stock und vergewaltigten sie alle nacheinander, während der alte Mann zusehen musste." Wie durch ein Wunder überlebte die Frau den Albtraum. "Sie war seitdem aber nicht mehr sie selbst. Ging nicht mehr außer Haus. Es war, als würde es sie gar nicht geben."