Gesundheit

Zahl der Corona-Fälle steigt – Experten sagen, warum

Das Corona-Konsortium erwartet für die kommende Woche eine weitere Zunahme der Infektionszahlen in Österreich. Die Gründe dafür liegen nahe.

Christine Scharfetter
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Das veränderte Kontaktverhalten spielt BA.5 in die Karten.
Das veränderte Kontaktverhalten spielt BA.5 in die Karten.
Tobias Steinmaurer / picturedesk.com

Während erst kürzlich fast alle Maßnahmen in Österreich gefallen sind, hat das Corona-Konsortium nun keine gute Prognose für die kommende Woche: Die Experten rechnen mit einer weiteren Zunahme der Fallzahlen. 

Die effektive Reproduktionszahl ist mit 1,05 wieder über 1, der Anteil der Virusvarianten BA.4/5 steigt weiter und liegt derzeit bei 16 Prozent. Diese infektiösere Sub-Variante hat bereits eine Reproduktionszahl von 1,44.

Zurückgehende Immunität

Für kommenden Mittwoch rechnen sie bereits mit einer Sieben-Tage-Inzidenz im Bereich von 246 bis 405 Fällen je 100.000 Einwohner, als Mittelwert werden 307 Fälle angenommen, geht aus dem Dokument der Modellrechner von TU Wien, MedUni Wien und Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) hervor. Dabei wird die geringste Inzidenz in der Steiermark (120-200) und die höchste Inzidenz in Wien (400-660) erwartet. Aktuell liegt die Inzidenz bei 220. Am 15. Juni rechnen die Experten mit einem Mittelwert von knapp 4.000 täglichen Neuinfektionen.

Ein neuerlicher Anstieg, der aufgrund der zurückgehenden Immunität der österreichischen Bevölkerung – die BA.2-Immunitätsrate wird aktuell auf 61 Prozent geschätzt – schon länger erwartet wurde. Allerdings könne die Geschwindigkeit der aktuellen Trendumkehr nicht alleine dadurch erklärt werden, so die Experten. 

Maßnahmenende

Im Detail stieg die effektive Reproduktionszahl in den vergangenen zehn Tagen gemäß AGES von 0,83 (25.05.2022) auf 1,05 (4.6.2022). Das heißt, 100 Infizierte stecken im Schnitt 105 Menschen mit dem Coronavirus an. Der Anstieg kann laut den Experten auf den Einfluss mehrere Faktoren zurückzuführen sein.

So hätten häufigere Veranstaltungen und vermehrter Reisetätigkeit um die Feiertage der vergangenen Wochen das Kontaktverhalten geändert. Auch die Lockerungsschritte – das Aus der Maskenpflicht und Schultests – wirke sich in diese Richtung aus. Die Wissenschafter betonten aber, dass keiner der genannten Erklärungsfaktoren für sich genommen als Ursache für diese Dynamik ausgemacht werden kann.

Zahl der Spitalspatienten nimmt zu

Der Wachstumsvorteil der BA.4 und BA.5 Varianten gegenüber den vorhergehenden Varianten wird augenblicklich auf rund 50 Prozent geschätzt. Der Varianten-spezifischen Reff beträgt 1,44 (innerhalb von KW 20-22). Das heißt, dass 100 Infizierte 144 weitere Menschen anstecken. Im selben Zeitraum erhöhte sich die effektive Reproduktionszahl von BA.2 von ca. 0,86 auf 0,96, erläutern die Experten.

Die Steigerung werde sich auch auf die Spitäler aus wirken. Nach dem bisherigen Rückgängen rechnen die Experten wieder mit einer Zunahme an Covid-Patientinnen und Patienten, auf Intensivstationen wird allerdings weiters mit einer Abnahme von Schwerkranken gerechnet. Die zwei Wochen vorausblickende Belagsprognose geht auf den Normalstationen von einer Zunahme von 479 Patienten am Dienstag auf 539 (Mittelwert) am 22. Juni aus. Auf den Intensivstationen dürfte sich die Zahl der von Infizierten belegten Betten in diesem Zeitraum von 42 auf im Mittelwert 39 verringern. In der Belagsprognose wird nicht zwischen Personen, deren Hospitalisierung kausal auf Covid-19 zurückzuführen ist, und Personen, die ursprünglich aufgrund einer anderen Diagnose hospitalisiert wurden, unterschieden.