Gesundheit
Altersverteilung bei BA.5 nimmt bedenkliche Wendung
Noch diese Woche rechnen Experten mit über 20.000 Neuinfektionen und warnen vor der BA.5-Welle, die bei der Altersverteilung eine Trendwendung nimmt.
Die BA.5-Welle rollt mit voller Wucht auf Österreich zu – darüber sind sich die Experten einig. Nachdem Molekularbiologe Ulrich Elling bereits über 20.000 Neuinfektionen noch in dieser Woche prognostiziert hat, nehmen die Fälle tatsächlich zu. 10.189 Neuinfektionen meldeten die Behörden am Dienstag – Tendenz steigend.
Doch das seien nur die gemessenen Werte. Die Dunkelziffer soll entsprechend höher sein. "Viele gehen nicht mehr testen, daher wird die tatsächliche Zahl noch viel höher sein," verriet der Fachmann im Gespräch mit "Heute".
Unaufhaltsame Welle
Stoppen könne man diese Welle nicht mehr, zumindest nicht alleine mit einer Maskenpflicht, so Epidemiologen Gerald Gartlehner von der Donau-Universität Krems. "Ich denke, dass der Effekt von Einzelmaßnahmen, um die Welle zu verhindern, nur gering wäre. Es müsste ein Bündel an Maßnahmen sein – Maskenpflicht, 3G in Gastro, Theatern, etc... –, um wirklich eine Abflachung der Kurve zu erreichen. Das ist aber wiederum bei der geringen Belastung der Spitäler nicht rechtfertigbar", erklärt der Experte gegenüber "Heute".
Seiner Ansicht nach wäre eine Änderung der Strategie wichtiger. "Mit einem Fokus auf Risikogruppen. Zum Beispiel eine Kampagne, dass sich ältere und vulnerable Personen jetzt den vierten Stich holen, oder dass sich diese Personen jetzt wieder regelmäßig testen, damit man bei einer Infektion rasch mit einem antiviralen Medikament beginnen kann, oder eine Kampagne, dass sich diese Personen mit Maske selbst schützen, auch wenn es nicht verpflichtend ist."
Besorgniserregende Trendwende
Eine Strategie, die angesichts der aktuellen Altersverteilung der SARS-CoV-2-Infizierten, eindeutig Sinn machen würde. So warnt Ulrich Elling auf Twitter, dass der Trend hier "eindeutig in die falsche Richtung" gehe. Dazu zeigt der Molekularbiologe eine Grafik, auf der eindeutig zu erkennen ist, wie stark die Infektionen bei jenen über 45 Jahren zugenommen haben. So viele Infizierte ab diesem Alter gab es in keiner Welle zuvor.
Ursache dafür soll vor allem der abnehmende Immunschutz sein, nachdem der dritte Stich bei vielen bereits über sechs Monate zurückliegt. Die Empfehlung für die vierte Impfung und damit den zweiten Booster wurde hingegen erst kürzlich vom Nationalen Impfgremium für Personen ab 80 Jahren dezidiert vorgeschlagen. Für Über-65-Jährige lautet die NIG-Vorgabe, dass eine solche Auffrischung erfolgen "kann". Für jüngere Personen ist die Viert-Impfung derzeit nicht empfohlen, soll aber auf Wunsch auch "nicht vorenthalten werden".
Wiener stürmen Impfzentrum für 4. Stich
Eine Empfehlung, die Wien jetzt ausreizt und alle Wiener ab zwölf Jahren sechs Monate nach der dritten Impfung zur Auffrischungsimpfung auffordert. "Diese Leute bitte wir, so schnell wie möglich auffrischen zu gehen. Wer das schon nach vier Monaten machen will, dem werden wir das in allen städtischen Impfzentren ermöglichen und niemandem verwehren", sagte Mario Dujakovic, Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).
Ein Angebot, das offensichtlich gut angenommen wird, denn bereits einen Tag später war die Nachfrage nach der vierten Impfung am Montag so hoch, dass es zu Wartezeiten beim Austria Center kam. Wien reagiert erneut sofort: "Wir entsenden gerade drei zusätzliche ÄrztInnen und zehn MitarbeiterInnen, um die Nachfrage rasch abzuarbeiten", verkündete der Hacker-Sprecher auf Twitter.