Gesundheit

Affenpocken-Risiko nur moderat – außer in Europa

Während in Afrika nur ein paar hundert Infektionen bekannt sind, breitet sich das Virus in Europa wie ein Laubfeuer aus.

Christine Scharfetter
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am 23. Juli 2022 den Affenpocken-Ausbruch in mehr als 50 Ländern zu einer "Notlage von internationaler Tragweite" erklärt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am 23. Juli 2022 den Affenpocken-Ausbruch in mehr als 50 Ländern zu einer "Notlage von internationaler Tragweite" erklärt.
via REUTERS

Die Entscheidung ist gefallen, die Weltgesundheitsbehörde (WHO) hat am Wochenende wegen dem Affenpocken-Virus offiziell den internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Damit hat die Infektionskrankheit, deren Ausbruch bisher hauptsächlich auf West- und Zentralafrika beschränkt war, nun den gleichen Status, wie das Coronavirus.

Zwar schätze man weltweit das Pockenrisiko nur als moderat ein, jedoch nicht in Europa, so WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Dort sei die Gefahr einer weiteren Verbreitung hoch. Auch bestehe ein deutliches Risiko, einer weiteren internationalen Streuung. Der Ausbruch habe sich schnell auf der ganzen Welt verbreitet – durch noch ungeklärte Übertragungswege.

"Es gibt jetzt mehr als 16.000 gemeldete Fälle in 75 Ländern und Territorien, sowie fünf Todesfälle", so Tedros.

Zahl in Österreich steigt

In sechs afrikanischen Ländern, in denen die Variante der seit gut 40 Jahren ausgerotteten Pocken schon früher auch Menschen infiziert hat, waren es laut WHO zuletzt über 240 Fälle. In unserem Nachbarland Deutschland hingegen 2.268 Infektionen. In Österreich wurden zuletzt 99 Fälle gemeldet – das ist erneut ein Anstieg von 16 Fällen innerhalb nur einer Woche.

Laut WHO gibt es bislang fünf Todesfälle – sie sollen sich allesamt in Afrika ereignet haben. In den USA wurden kürzlich zwei Fälle bei Kindern bestätigt. Insgesamt wurden dort 2.581 Infektionen gemeldet.

Keine Geschelchtskrankheit

Für eine Ansteckung ist nach derzeitigem Kenntnisstand enger Kontakt notwendig. Laut einer Studie, die am Donnerstag im Fachmagazin "New England Journal of Medicine" veröffentlicht wurde, handelt es sich in 95 Prozent der Affenpocken-Fälle um Infektionen durch sexuelle Kontakte. Dennoch verweist der Studienautor John Thornhill darauf: "Es ist wichtig zu betonen, dass die Affenpocken keine Geschlechtskrankheit im traditionellen Sinne sind; sie können durch jede Art von engem körperlichen Kontakt übertragen werden."

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    Affenpocken sind ein Pockenvirus, das 1958 bei Cynomolgus-Affen und 1970 beim Menschen nachgewiesen wurde. Das Virus besteht aus einem DNA-Kern in einer Proteinhülle, das von einer Hülle umgeben ist. Affenpocken sind zoonotisch, d.h. sie werden von Tieren (z. B. Nagetieren) auf den Menschen übertragen und umgekehrt. Infektionen beim Menschen werden häufig durch Tierbisse oder durch direkten Kontakt mit infizierten Körperflüssigkeiten verursacht. (im Bild: Partikel des Affenpockenvirus)
    Affenpocken sind ein Pockenvirus, das 1958 bei Cynomolgus-Affen und 1970 beim Menschen nachgewiesen wurde. Das Virus besteht aus einem DNA-Kern in einer Proteinhülle, das von einer Hülle umgeben ist. Affenpocken sind zoonotisch, d.h. sie werden von Tieren (z. B. Nagetieren) auf den Menschen übertragen und umgekehrt. Infektionen beim Menschen werden häufig durch Tierbisse oder durch direkten Kontakt mit infizierten Körperflüssigkeiten verursacht. (im Bild: Partikel des Affenpockenvirus)
    Science Photo Library / picturedesk.com

    In der Regel ist es eine mild verlaufende Virusinfektion mit Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschlägen. Der Ausschlag tritt vor allem an Gesicht, Handflächen und Fußsohlen auf. Es sind jedoch auch Haut- und Schleimhautveränderungen an Mund, Genitalien und Augen möglich. Die Hautveränderungen halten in der Regel zwischen zwei und vier Wochen an und heilen ohne Behandlung von selbst ab.

    Aber auch schwere Verläufe sind möglich. Insbesondere Neugeborene, Kinder, Schwangere, alte Menschen und Menschen mit Immunschwäche können schwer erkranken. Zu möglichen Komplikationen gehören Hautinfektionen, Lungenentzündung, Verwirrtheit sowie Augeninfektionen, die zu Sehverlust führen können.