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Der Traditionsheurige in Döbling erstrahlt nach zwei Jahren Umbau in neuem Glanz. Doch die Teuerungswelle macht auch vor diesen Türen keinen Halt.
Seit 1683 steht der Mayer am Pfarrplatz für die Wiener Heurigenkultur. Jetzt erstrahlt das Haus, in dem auch Ludwig van Beethoven schon Erholung und Inspiration für die 9. Symphonie fand, in neuem Glanz. Kein einfaches Unterfangen für BWM-Architekt Erich Bernard, schließlich sollte der Heurige nach der Renovierung auch noch als ein solcher erkennbar sein.
"Tatsächlich ist die Renovierung eines Heurigen, die auf den ersten Blick einfach erscheint, eine der kompliziertesten Aufgaben, die ich je hatte", erklärt Bernard. "Ein Heuriger ist immer etwas Gewachsenes mit so viel Stimmung und so viel Atomsphäre, die man nicht zerstören darf." Außerdem sei der Heurige immer etwas Ungeplantes gewesen, betont der Wiener Architekt: "Also das Gegenteil von Architektur. Da treffen an verschiedenen Stellen die unterschiedlichsten Materialien aufeinander." Doch genau dieses Prinzip der Improvisation, "das die Geschichte des Heurigen ausmacht", hätten sie bei der Renovierung fortgesetzt und somit Decken nicht neu gemacht, sondern an bestehendes angeknüpft.
Alte Werte verschmelzen mit modernen Elementen
"Wir sind eng mit der Geschichte unseres Hauses verwurzelt. Diese wollten wir trotz Modernisierung nicht wegradieren, sondern unterstreichen. Ein Heuriger bleibt ein Heuriger. Ich denke, dass uns diese Fusion sehr gut gelungen ist", betont auch Geschäftsführer Clemens Keller.
So erinnert nach rund zwei Jahren Renovierungsarbeiten, unter laufendem Betrieb, nach wie die originale Kirchenmauer hinter der Schank an alte Zeiten. Die Weinreben im Innenhof und auch der Kirchengarten mit den Nussbäumen blieben natürlich unberührt. Ebenso, wie das Beethovenstüberl mit dem alten Kachelofen.
Teuerungswelle macht auch vorm Heurigen nicht halt
Doch einen Wermutstropfen gibt es bei all dem schönen Neuen: die Teuerungswelle wird auch den Heurigen treffen. "Meiner Meinung nach hat man in Österreich in den vergangenen Jahren im internationalen Vergleich und im Vergleich mit umliegenden Ländern, insbesondere Frankreich und der Schweiz, viel zu günstige gegessen und getrunken", sagt Keller. Der Österreicher werde sich also darauf einstellen müssen, dass er für gute Qualität auch beim Heurigen in Zukunft ein bisschen mehr ausgeben muss.
Und das trifft wohl auch auf die bisher ohnehin schon eher gehobenen Preise der seit Generationen überlieferten Heurigenküche mit regionalen Produkten beim Mayer am Pfarrplatz zu. So legt man bereits jetzt 5,50 Euro für den Rosé-Spritzer hin.