Genuss
Jetzt ist Schluss mit den Hitler-Weinen
Getränke mit Hitler-Etikett schockieren seit Jahren immer wieder Italien-Reisende. Ein Weingut lenkt nun ein und nimmt die Flaschen aus dem Sortiment.
Bier- und Weinflaschen mit den Konterfeis von Diktatoren wie Adolf Hitler oder Benito Mussolini sorgen schon seit Jahren in Italien bei Touristen und Touristinnen für Empörung. Zuletzt auch die österreichische Schönheitschirurgin Dagmar Millesi, die in Jesolo darüber stolperte. Ein Renner bei den Deutschen, wie die Shop-Angestellte gegenüber der Ärztin erklärte.
Doch damit ist jetzt Schluss. Ein großes Wein-Unternehmen, das solche Flaschen herstellt, will die Produktion der Weine endlich einstellen, wie das US-Magazin "Vice" erfuhr.
Vor allem bei den Deutschen gefragt
"Leider ist das meistgefragte Label in unserer historischen Reihe Adolf Hitler. Vor allem bei Touristen aus Deutschland, aber auch bei vielen Briten, Nordländern, Franzosen und Russen", erklärte Winzer Andrea Lunardelli gegenüber dem Blatt. Sein Familie betreibt mit Vini Lunardelli ein Weingut im Nordosten Italiens. Unter der selbsternannten "historischen Linie" vertreiben sie Flaschen, die den Abbildern von Sissi und Napoleon versehen sind, aber auch Diktatoren wie Stalin, Mussolini und Hitler.
Dabei beteuert der Winzer, dass er "absolut kein Nazi" und die "historische" Wein-Linie nicht politisch sei. Dennoch, während in Italien derartige Produkte vollkommen legal vertrieben werden dürfen, sind sie in Österreich und Deutschland streng verboten.
"Respektlose Marketingstrategie"
Die jüdische Menschenrechtsorganisation Simon Wiesenthal Center mit Hauptsitz in Los Angeles kämpft schon seit den 1990ern gegen den Wein an. "Wenn die Leute solche Flaschen kaufen, gehen sie nach Hause und stoßen auf das an, wofür Hitler stand. Und das ist empörend", sagte Rabbiner Abraham Cooper, der Direktor des Zentrums für globale soziale Maßnahmen. Der Wein richte sich klar an faschistische Sympathisanten und Sympathisantinnen, die die Verbrechen von Hitlers Nazi-Regime glorifizieren.
"Antisemitismus, Rassismus und Hass sind nicht mit Adolf Hitler in einem Bunker gestorben. Und jetzt, im Jahr 2022, vermarkten Leute damit Wein", so Cooper. Auch das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus in Deutschland äußerte sich gegenüber dem Magazin: "Die Marketingstrategie ist respektlos gegenüber allen Opfern des Naziregimes und ihren Nachkommen."
Ab nächstem Jahr aus dem Sortiment
Ein Aufschrei, der nun endlich gehör finden dürfte: Winzer Andrea Lunardi versprach gegenüber "Vice" nun, dass es die Linie mit "historischen" Weinen ab 2023, wenn er das Unternehmen von seinem Vater übernehme, nicht mehr geben werde. Er möge die Linie nicht und habe die Kontroverse darum satt.
Für Shimon Samuels, Direktor internationaler Beziehungen des Simon Wiesenthal Centers, sei dieser Schritt nur ein schwacher Trost. Schon früher seien diese Weine aus dem Sortiment genommen worden, nur um später wieder zurückzukehren.