Politik
Libyen: NGOs geben Kern, Kurz & Co Schuld an Leid
Die Staatschefs der EU seien mitverantwortlich für "kriminelle Flüchtlingslager". In einem dramatischen Appell fordert Ärzte ohne Grenzen nun humane Lösungen.
Ein dramatischer Appell erreichte am Donnerstag unter anderem auch Österreichs Spitzenpolitiker: In einem Offenen Brief der Organisation "Ärzte ohne Grenzen", der eher einem Hilferuf gleicht, kritisiert die NGO verantwortliche EU-Politiker.
Dabei werden auch SPÖ-Bundeskanzler Christian Kern und ÖVP-Außenminister Sebastian Kurz direkt angesprochen: Sie dürfen die Flüchtlingsrechte und die Menschenwürde nicht ignorieren.
Auslöser des Appells ist die derzeitige Lage in Libyen. Dort sollen in den Flüchtlingslagern unhaltbare Zustände herrschen. Es ist die Rede von Folter, Vergewaltigungen und Misshandlungen. Schwangere seien stundenlang der prallen Sonne ausgesetzt, auf einem Bein stehend, bis sie bewusstlos zusammenbrechen. Männer werden verprügelt und müssten sich dabei ansehen, wie die Täter über ihre Frauen herfallen.
Es brauche humane Lösungen
Schuld an diesem ganzen Leid seien die EU-Staats und Regierungschefs, darunter auch Kern und Kurz. Die derzeitige Flüchtlingspolitik würde "kriminelle Gefangenenlager" fördern, meinte die Präsidenten der Hilfsorganisation, Joanne Liu.
Weiters wird angenommen, dass die Europäische Union explizit auf den Abschreckungscharakter dieser Lager zählt, um weitere Flüchtlinge an der Reise nach Europa zu entmutigen.
Nun appellieren die Ärzte ohne Grenzen an die EU, dass man humane Lösungen suchen soll. Liu meint:"Die Alternative für Flüchtlinge darf nicht sein: Sterben auf See oder Sterben in Libyen."
EU will reagieren
Eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini hat bereits auf den offenen Brief reagiert. Man hätte den Brief gelesen und wäre sich über die skandalösen Zustände bewusst. Außerdem wolle man die Situationen ändern. Die EU setze sich aber zum Beispiel bereits dafür ein, dass Hilfsorganisationen Zugang zu diesen Lagern haben. (slo)