Gar nicht tierisch
Letzter Pfiff! Österreich lädt zur Murmeltier-Jagd
Die jährliche Murmeltierjagd in Österreich hat nun begonnen. Tierschützer sehen keine ökologische Notwendigkeit – Jäger schon.
Bis zu 7.500 Murmeltiere werden jährlich in Österreich geschossen, obwohl sie in einigen Bundesländern wie der Steiermark sogar durch die Jäger selbst, mühseligst wieder angesiedelt werden mussten und bereits als ausgestorben galten. Hier handelt es sich auch um die "Jagd nach Tradition", denn man darf jetzt nicht behaupten, dass so ein "Mankei" keine natürlichen Feinde hätte und sich die Population nicht natürlich regulieren würde.
Fett und Salbe
So ein "Mankei" – wie das Murmeltier bei uns liebevoll genannt wird – hat’s schon nicht leicht. Vor allem Trophäenjäger haben es auf die niedlichen Nager abgesehen und lassen sie dann gerne in Zweibein-Pose ausstopfen. Traditionell wird auch ihr Fett für Gelenke, Sehnen und Muskelkater zu Salben verarbeitet, oder das Tier landet sogar am Teller. Zu allem Überfluss ist auch noch die Klimaerwärmung ein Problem für das, buchstäblich, pfiffige Tierchen.
Der Dachverband Jagd Österreich hat natürlich eine Erklärung für die Jagd auf Murmeltiere, die einem behördlichen Abschussplan unterliegt:
"Vor allem in Tirol geht man von etwa 52.000 Tiere aus, die Telegrafenmaste, Häuser, Skipisten und Almwiesen untergraben und zu erheblichen Schäden führen können. In diesen Gebieten etwa 4.000 Murmeltiere pro Jahr zu entnehmen ist wichtig", erklärt der stellvertretende Generalsekretär Lutz Molter von Jagd-Österreich.
Wieder Volksbegehren
Das Volksbegehren für ein Bundes- Jagdgesetz fordert, die jagdbaren Arten österreichweit nach ökologischen Kriterien zu definieren. Ihre Warnpfiffe sind ein Begriff. Murmeltiere sind bei Wanderern sehr beliebt, aber leider – in ausgestopfter Form – auch bei Trophäenjägern. In Österreich werden jährlich ca. 7000 Murmeltiere erschossen, der Maximalabschuss von 7.684 Tieren wurde im Jahr 2016 dokumentiert.
Erklärung zum Revierjagdgesetz in Österreich:
Ein Pächter für diverse Land- und Waldgebiete darf die behördlich genehmigten Abschüsse des Wildes auch verkaufen und Einnahmen daraus lukrieren. Mit Absolvierung der Jagdprüfung kann man also auch aus dem Ausland nach Österreich zum (beispielsweise) Murmeltier-Abschuss-Wochenende kommen.
"Anschweißen" zählt
Murmeltierjäger können Pauschalangebote buchen und zwischen verschiedenen Jagdveranstaltern wählen, welche die Jagd auf "reife und starke" Murmeltiere anpreisen. Gerade aber die stärksten und männlichsten Tiere sind für das Überleben der Familiengruppen der Schlüssel und sollten nicht bejagt werden.
Die Tötung der fürsorglichen Murmeltierväter erhöht die Wintermortalität der verbliebenen Familienmitglieder. Besonders grausam: Flüchtet ein angeschossenes Murmeltier in den Bau und verstirbt dort, muss seine Familie den Bau verlassen und hat im Spätherbst nicht mehr die Möglichkeit, einen neuen Bau zu graben. In diversen Jagdkatalogen heißt das:
"Anschweißen" bedeutet, Hochwild durch einen Schuss verwunden, aber nicht töten.
"Anschweißen wird mit 50% der Abschussgebühr berechnet" (in normale Sprache übersetzt: Wer ein Murmeltier blutig schießt, ohne es als Trophäe zu bekommen, muss nur die Hälfte des Abschusspreises zahlen.) In anderen Werbeprospekten heißt es sogar "Anschweißen gilt als erlegt".
„Die Jagd auf Murmeltiere ist wirtschaftlich motiviert und ökologisch nicht begründbar. Deutschland hat die Jagd auf diese sozialen Nager bereits eingestellt. In Österreich haben Murmeltiere in ihrer aktiven Zeit nur drei Monate Frieden ohne Jagd“
Klimawandel
Der Klimawandel ist im Hochgebirge schon am deutlichsten zu spüren. Als Vertreter der eiszeitlichen Tierwelt sind Alpenmurmeltiere an harte Winterbedingungen angepasst, jedoch empfindlich gegen Hitzestress. Zu heiße Sommer verhindern, dass die Tiere genügend Fettreserven aufbauen, um den Winter zu überleben.
Auf den Punkt gebracht
- In Österreich findet jährlich die umstrittene Murmeltier-Jagd statt, bei der bis zu 7.500 Tiere getötet werden
- Die Trophäenjagd und die Verwendung der Tiere für Salben und Nahrung sind besonders problematisch, da die Murmeltierpopulation bereits als ausgestorben galt und in einigen Bundesländern mühsam wieder angesiedelt werden musste
- Der Klimawandel verschärft die Situation zusätzlich, da die Tiere unter Hitzestress leiden
- Ein Volksbegehren fordert ein ökologisches Bundes-Jagdgesetz, um die Jagd auf bedrohte Arten zu regulieren und die Population zu schützen