Gar nicht tierisch
Kein Scherz – Jäger macht Wurst aus Waschbären
Die deutsche Stadt Kassel soll die Hochburg der invasiven Waschbären sein. Ein Jäger dezimiert sie jetzt mit Profit.
Mal nachgedacht: Für einen Veganer macht es vermutlich keinen Unterschied, ob ein Kalb oder Waschbär als Schnitzel am Teller landet. Beides sind Tiere und beides sind "Freunde", die man generell nicht essen wird. Veganer leben nämlich in der Regel ohne "Speziesismus" und ein Nutztier ist gleichgestellt mit einem Haustier, oder Wildtier. Wie jetzt allerdings Fleischesser auf Wurst, Faschiertes und Dosenfleisch vom Waschbären reagieren, wird sich erst noch zeigen.
Ein Jäger aus Thüringen bietet diese Produkte zumindest an, denn in der deutschen Stadt Kassel sind die invasiven "Panzerknacker", Freud und Leid gleichermaßen. Laut der "Hessenschau" handelt es sich um "Europas Hauptstadt der Waschbären" mit einer Population von etwa 30.000 Tieren, die nicht immer gern gesehen werden.
Zu niedlich für den Teller?
Zu Beginn stellte der Wildfleischer Michael Reiß seine "Waschbär-Bällchen" auf einer Messe vor, die zwiegespalten angenommen wurden. Der Aufsteller mit der Beschreibung wurde zwar unentwegt fotografiert, aber probiert haben es doch nicht alle. Der Waschbär ist auch nicht unbedingt sehr produktiv - immerhin ist er klein und sein Fleisch längst nicht für alles zu gebrauchen, da es von sehr weicher Konsistenz sei, heißt es im Video.
Im Tierschutzhaus Vösendorf käme man auf eine solche Idee nicht:
Reiß jagt die Tiere mit Lebendfallen und spricht hierbei vom "natürlichen Artenschutz", denn die possierlichen Bärchen können klettern, schwimmen und bringen das Ökosystem natürlich gehörig durcheinander. Ob man sie deshalb jedoch wirklich auf den Grill schmeißen sollte, ist fraglich.
Invasiv, trotz 100 Jahren?
Die Bevölkerung ist auf jeden Fall noch nicht überzeugt, denn es handle sich immerhin um das "Wappentier" von Kassel. Sie seien zu niedlich, heißt es, oder es sei einfach merkwürdig ein Raubtier zu essen.
Ob man bei mehr als 100 Jahren überhaupt noch von einer invasiven Art sprechen kann? Denn solange gibt es den Waschbären bereits in Nordhessen, der mit Pelzzüchtern über die Grenzen kam. Da sie natürlich trotz Niedlichkeitsfaktor für eine Menge Chaos in Haus und Garten sorgen können, dürfen sie abseits einer bestimmten Schonzeit bejagt werden. Andere Metzger jedoch kämen niemals auf die Idee "Waschbär-Wurst" anzubieten, da die Verarbeitung des Kleinbären mit einer Fleischmenge von maximal eineinhalb Kilogramm viel zu viel Aufwand bedeuten würde.
Bestes Zitat des Films: "Alles muss man auch nicht essen", oder?
Auf den Punkt gebracht
- Ein Jäger in Kassel bietet Wurst und Faschiertes vom invasiven Waschbären an, da die Stadt als Hochburg dieser Tiere gilt
- Die Frage, ob Fleischesser diese Produkte akzeptieren werden, bleibt offen, da der Waschbär als zu niedlich angesehen wird und sein Fleisch eine weiche Konsistenz aufweist
- Trotz der invasiven Natur des Waschbären sind nicht alle überzeugt, dass man sie essen sollte, obwohl sie seit über 100 Jahren in der Region heimisch sind
- Andere Metzger lehnen die Verarbeitung des Waschbären aufgrund des hohen Aufwands ab