Niederösterreich
Fall Leonie (13) – das passierte in Todes-Wohnung
Im Todesrätsel um die kleine Leonie packte ein Kronzeuge aus. Nun ist klar, was sich am Tatort abspielte. Ein Boxer (22) ist immer noch flüchtig.
Im Kriminalfall um die kleine Leonie zieht sich die Schlinge um einen flüchtigen Boxer immer enger zu. Dass der 22-jährige Afghane, der auf Facebook mit Geldscheinen protzte, zum Zeitpunkt der Tat noch in Österreich lebte, ist auf eine Gerichtspanne und das häufige Wechseln der Meldeadresse zurückzuführen. Wie weit er in den Fall Leonie verstrickt ist, ist derzeit Gegenstand von Ermittlungen.
Flüchtiger lebte am Tatort
Fakt ist: Der Mann mit dem Spitznamen "Zobair" nächtigte ersten Erkenntnissen zufolge oft wochenlang am Tatort – einer Mini-Wohnung in der Erzherzog-Karl-Straße in Wien-Donaustadt. Auf lediglich 30 Quadratmetern lebten mindestes zwei junge Männer. Gemäß Zeugenaussagen sollen junge Mädchen aus- und eingegangen sein.
Die Ex-Freundin eines Tatverdächtigen zur Kripo: "Es ging in der Wohnung schon manchmal zu." Auch Nachbarn berichteten bei einem "Heute"-Lokalaugenschein von Lärm und Ärger.
Kronzeuge packte aus
Immer deutlicher kristallisiert sich nun auch heraus, was sich in jener verhängnisvollen Nacht in der Wohnung zugetragen haben dürfte. Ein Verdächtiger hatte gegenüber eines Kumpels sein Gewissen erleichtert und Wissen preisgegeben, das nur Täter haben können. Der Kronzeuge packte später bei der Polizei aus. Etwa, dass die tote Leonie eine schwarze Jogginghose und nicht ihre karierte Hose anhatte, als sie an einem Baum lehnend gefunden wurde.
Opfer umgezogen
Ihre Peiniger hatten Leonie nach der Vergewaltigung offenbar noch angezogen, ihr dabei aber eine fremde Hose und ein fremdes T-Shirt übergestreift. Die Verdächtigen sollen in Panik auch noch versucht haben, die 13-Jährige durch das Einflößen von Milch oder Duschen wach zu bekommen. Somit hat der Asylwerber maßgeblich bei der Aufklärung des Verbrechens mithelfen und zur Festnahme eines 16-Jährigen (Anwalt Peter Philipp) und eines 18-Jährigen (Verteidiger Thomas Nirk) beitragen können. Beide sitzen ebenso wie ein 23-jähriger mutmaßlicher Dealer der Truppe in Wien in Untersuchungshaft – es gilt die Unschuldsvermutung.
Nach Italien?
Wohin sich der vierte Mann, genannt "Zobair", nun abgesetzt haben könnte, darüber verliert die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen kein Wort. Laut Zeugenaussagen bei der Exekutive soll der international Gejagte noch von einem unbekannten Mann einige Hundert Euro zugesteckt bekommen haben und sich dann ein Zugticket von Wien-Meidling nach Innsbruck (Tirol) gekauft haben. Auch, dass sich der Verdächtige ins Land des EM-Finalisten, nach Italien, durchschlagen wollte, deutete der Zeuge an. Ob diese Zeugenaussagen stimmen oder nicht, das ist nun Gegenstand der Ermittlungen.
Warten auf Fehler
Der 16-jährige und der 18-jährige Tatverdächtige schieben sich indes gegenseitig die Schuld zu – und verspotten sogar ihr Opfer: "Sie war 13, nahm Drogen und ist von zu Hause weggelaufen." Einzig der 23-Jährige dürfte mit der Gruppenvergewaltigung nichts zu tun haben, sondern vermutlich Drogen, Essen und Getränke zugeliefert haben.
"Irgendwann wird der 22-Jährige auch einen Fehler machen. Er muss essen, trinken, schlafen – das kostet alles Geld. Und das muss er beschaffen, womöglich illegal", so ein Ermittler über den Flüchtigen. Leonies Familie wird von dem renommierten Rechtsanwalt Florian Höllwarth vertreten.
Warten auf Gutachten
Das endgültige, schriftliche Obduktionsergebnis wird laut Wiener Staatsanwaltschaft erst in acht bis zwölf Wochen vorliegen. Das toxikologische Gutachten könnte bereits nächste oder übernächste Woche fertig sein. Leonie soll bis zu zehn XTC-Tabletten bekommen haben. Laut APA soll auch Heroin eine Rolle gespielt haben. Möglich ist natürlich auch, dass die XTC-Tabletten (Hauptbestandteil MDMA) mit Opiaten, Benzos, Methadon gestreckt bzw. vermischt waren. Für alle Tatverdächtigen gilt die Unschuldsvermutung.
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