Politik

Kurz stellt jetzt klar, was die Grenze für Lockdown ist

Bundeskanzler Sebastian Kurz (VP) spricht mit Star-Moderatorin Corinna Milborn (20.15 Uhr, Puls 24) zur "Lage der Nation". "Heute" sah den Talk vorab.

Clemens Oistric
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Sebastian Kurz im Interview mit Star-Moderatorin Corinna Milborn
Sebastian Kurz im Interview mit Star-Moderatorin Corinna Milborn
Screenshot Puls 4

Bundeskanzler Sebastian Kurz (VP) fand Montagvormittag am Wiener Heldenplatz – wie berichtet – eindrückliche und klare Worte ("Es ist alternativlos. Wir werden noch viele Monate mit dem Virus leben müssen") zur Corona-Pandemie in Österreich. Nun erörtert er mit Puls-4-Infodirektorin Corinna Milborn die Lage der Nation. "Heute" sah das rund 30-minütige Interview vorab. Die Kern-Passagen kurz zusammengefasst:

Wie liegt Österreich in Sachen Coronamaßnahmen im internationalen Vergleich? "Die Eingriffe sind in vielen anderen europäischen Ländern wesentlich größer als bei uns – da sind schon Schulen geschlossen, da sind schon Restaurants geschlossen, da gibt es teilweise Ausgangssperren, weil dort die Ansteckungszahlen noch höher sind als bei uns."

Wie geht es jetzt weiter? "Möglichst wenig Einschränkungen, möglichst viel Freiheit – das wünsche ich mir. Ich verstehe jeden, den's nervt. Wenn es einen Knopf gäbe, auf den man drückt und Corona ist vorbei – den würden wir alle drücken. Aber den gibt's nicht."

Wie lange dauert Corona noch? "Ich glaube, und dabei bleibe ich, dass wir nächsten Sommer wieder zur Normalität zurückkehren können, weil die Fortschritte bei der Entwicklung eines Impfstoffes sehr, sehr gut laufen."

"Das einfachste wäre, einen Lockdown zu machen und zu sagen: Alles ist zu, alle bleiben zuhause, nichts gibt's mehr. Aber das ist nicht unser Ziel."
Sebastian Kurz bei der Rede an die Nation am Wiener Heldenplatz
Sebastian Kurz bei der Rede an die Nation am Wiener Heldenplatz
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Kann eine normale Wintersaison – nach Bildern undisziplinierter Sportler ohne Masken – stattfinden? "Es gibt klare Konzepte, die müssen eingehalten werden. Das darf sich so nicht wiederholen. Dass sich Menschen irgendwo nicht regelkonform verhalten, wird sich aber nicht vermeiden lassen. Das einfachste wäre, einen Lockdown zu machen und zu sagen: Alles ist zu, alle bleiben zuhause, nichts gibt's mehr. Aber das ist nicht unser Ziel."

Was kann man stattdessen machen? "Versuchen, Maßnahmen zu setzen, die möglichst wirkungsvoll sind und natürlich wird's dann immer Menschen geben: Warum diese Maßnahme und nicht die. Das ist eine Entscheidung, die man eben treffen muss

"Bei 6.000 Fällen pro Tag nähern wir uns unseren Kapazitätsgrenzen."

Wie lautet das Szenario für einen Lockdown? "Die Grenze ist die Überlastung der Intensivmedizin. Wir haben Gott sei Dank in Österreich ein sehr starkes Gesundheitssystem, im europäischen Vergleich sehr viele Intensivkapazitäten – wir sind besser aufgestellt als andere Länder. Die Ansteckungszahlen sind zu hoch, aber noch halbwegs unter Kontrolle. Natürlich gibt es auch bei uns die Grenze, wo es problematisch wird.

Wann könnte es in Österreich eng werden? "Bei 6.000 Fällen pro Tag nähern wir uns unseren Kapazitätsgrenzen. Wir wissen: Wenn das Wachstum so bleibt, dann nähern wir uns im Dezember den 6.000 Fällen und den Kapazitätsgrenzen. Wenn das Wachstum noch schneller wird, dann ist die Situation eine sehr, sehr dramatische." 

Warum nimmt Österreich nicht 100 Kinder aus dem Flüchtlingslager Moria auf? "Wir haben innerhalb der EU am drittmeisten Menschen aufgenommen seit 2015. Ich kann nicht nachvollziehen, warum man ständig den Eindruck erweckt, Österreich hätte nichts getan. Und ja: Ich bin gegen Symbolpolitik. Ich bin dagegen, dass man ein Foto hinlegt und sagt: Weil's dort dramatisch ist, nehmen wir jetzt 100 Kinder. Ich habe viele Flüchtlingslager gesehen, wo die Situation ebenso dramatisch ist."

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    Der Nationalfeiertag stand heuer ganz im Zeichen der Corona-Pandemie.
    Der Nationalfeiertag stand heuer ganz im Zeichen der Corona-Pandemie.
    picturedesk.com
    "Ich bin für ein Österreich des Patriotismus."

    Wie lautet Kurz' Kurs in der Migrationspolitik? "Ich bin für ein Österreich des Patriotismus. Ich sehe keinen Bedarf für Nationalismus, ich spüre den auch nicht in Österreich, sondern ganz im Gegenteil: Ich erlebe Österreich als sehr vielfältiges Land – ein Land der Chancen, ein Land der Möglichkeiten, für jeden, der hier lebt. Besser als in fast allen anderen Länder, die ich schon bereist habe. Was ich nicht möchte, ist ungesteuerte Migration. Was ich nicht möchte, ist, dass wir durch Flüchtlingsströme, durch Massenmigration, zusehen, dass sich unser Land und Europa in einer Art und Weise verändern, die wir nicht wollen."

    Wie sieht gute Integration aus? Die Integration wird nur dann gut gelingen, wenn wir die Zahl der Zu-Integrierenden in einem Rahmen halten. Wenn die Zahlen ins Unermessliche steigen, dann wird die Integration einmal sehr schwierig und wir sehen ja in einigen anderen europäischen Städten, wie schlimm dort die Situation mittlerweile ist. Das wollen wir in Österreich nicht."

    ➤ TV-TIPP: Sebastian Kurz spricht heute Abend (20.15 Uhr, Puls 24) mit Star-Anchorwoman Corinna Milborn über die "Lage der Nation"

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      <strong>21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist.</strong> Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, <a data-li-document-ref="120079782" href="https://www.heute.at/s/magdeburg-terrorist-war-bekannter-anti-islam-aktivist-120079782">die aus Saudi-Arabien flüchteten.</a>
      21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
      REUTERS