Kunden gingen leer aus! Sozialmarkt war "ausverkauft"

Wie schlimm die Teuerungen und inflationären Preisanpassungen die Menschen treffen, zeigt eine betrüblich-aktuelle Situation in Wiener Neustadt schonungslos auf: Im Sozialmarkt in Wr. Neustadt mussten am Samstagmittag erstmals Kunden mit leeren Händen nach Hause geschickt werden.

"Konnten nicht alle versorgen"

Franz Lechner (56), Chef vom Sozialkaufhaus und Sozialgreißler in der Wr. Neustädter Neunkirchner Straße, musste am Wochenende auf Facebook posten: "Das erste Mal seit Jahren Gratislebensmittelausgabe LEER. Wir konnte nicht alle versorgen. Es tut uns unendlich leid."

Von den über 300 Kunden am Samstag, die in der Warteschlange gestanden hatten, mussten einige mit leeren Taschen und leeren Händen nach Hause gehen. Der gebürtige Gloggnitzer, aus der Versicherungsbranche kommende Franz Lechner erklärte am Montag gegenüber "Heute": "Im Jänner 2022 noch hatten wir rund 200 eingeschriebene Mitglieder und rund 70 Menschen bei der Gratislebensmittelausgabe an Samstagen.

Zahl vervierfacht

Jetzt hat sich die Mitgliederzahl auf rund 1.000 verfünffacht und die Zahl der Kunden bei der Gratiswarenausgabe am Samstagen auf rund 300 mehr als vervierfacht." Man sei zwar bestens mit diversen Märkten und Ketten vernetzt, aber diesmal habe es einfach für alle gereicht.

Zahlen, die den Bedarf der Wr. Neustädter Menschen eindrucksvoll untermauern. Das Sozialkaufhaus in Wr. Neustadt gibt es seit rund fünf Jahren, seit rund 1,5 Jahren den Sozialgreißler. Hier kann man Montag bis Samstag in der Zeit von 9 bis 13 Uhr günstig einkaufen. "Es kostet alles rund ein Drittel des Normalpreises. Im Kaufhaus gibt es auch Möbel, Geschirr und Bekleidung sowie vieles mehr", erläutert der 56-Jährige.

An Samstagen in der Zeit von 9 bis 11 Uhr gibt es am Standort in der Neunkirchner Straße, in der Nähe des AMS, gratis Lebensmittel und sogar eine kostenlos-köstliche, warme Mahlzeit für bis zu 200 Bedürftige. "Meisterkoch" Roman Hummel (49) zaubert präzise-delikat Woche für Woche, auch bei 36 Grad Außentemperatur in der "Küchen-Sauna", bis zu 200 warme Mahlzeiten - von Fusilli mit Thunfisch-Sugo, über Kesselgulasch bis zur Penne mit Räucherlachs. Seine Frau Klaudia (51) arbeitet ebenfalls im Sozialmarkt, genauso wie Michael Depisch, der neben seinem Spitalsjob und seinen Kindern immer genug Zeit findet, um im Sozialmarkt anzupacken und einen aufmunterten Satz oder Schmäh rauszuhauen - mehr dazu hier.

Strom als Belastung

Erst Ende Juni waren 200 Menschen beim Sozialmarkt angestanden, während wenige Hundert Meter weiter das Bezirksfest über die Bühne ging - mehr dazu hier. Neben mehreren, ehrenamtlichen Mitarbeiterin, verfügt der Sozialmarkt glücklicherweise über zahlreiche, private Unterstützer, Geld aus öffentlicher Hand gibt es laut Franz Lechner keines. "Ohne private Unterstützer und ehrenamtliche Mitarbeiter würde es gar nicht gehen. Das Team ist top", so Lechner.

Die Herausforderungen für Franz Lechner und sein couragiertes Team werden indes von Woche zu Woche mehr. Denn: Stromkosten unterscheiden prinzipiell nicht nicht nach Haushalten oder Betriebszwecken. "Wir haben einen Gefrierraum, Gefrier- und Kühlschränke sowie Beleuchtung. Großteils sind diese Dinge natürlich essentiell für uns", berichtet Franz Lechner. Mittlerweile würden sogar Klienten von staatlichen Hilfseinrichtungen an den Sozialmarkt verwiesen werden. Denn: Viele seien am Ende mit dem Latein, der Teuerungsausgleich sei zu wenig bzw. viele Menschen hätte noch nicht mal einen Cent gesehen - mehr dazu hier.