Ukraine
Krim-Brücke bei Angriff gesprengt – Familie getötet
Kurz vor Sonnenaufgang gab es auf der Krim-Brücke eine verheerende Explosion. Ein Teil der Autofahrbahn ist eingestürzt, zwei Menschen wurden getötet.
Die wichtigste russische Verkehrsverbindung auf die Krim ist in der Nacht auf Montag offenbar Ziel eines Angriffs geworden. Ein Teil der Fahrbahn wurde stark beschädigt, Bilder von Augenzeugen zeigen, dass ein Segment Krim-Brücke auch eingestürzt ist.
Der gesamte Verkehr – Auto, Bahn und Fähren – wurde von den russischen Behörden eingestellt. Das gab der von Moskau ernannte Gouverneur der Krim, Sergej Aksjonow, am frühen Montag anfangs ohne Angabe von Gründen bekannt. In Nachrichtenberichten hieß es allerdings, Anwohner hätten vor Sonnenaufgang Explosionen gehört.
Das Gesundheitsministerium der russischen Region Krasnodar, die am östlichen Ende der Brücke liegt, teilte mit, dass bei einem nicht näher bezeichneten Unfall auf der Brücke ein Paar ums Leben gekommen und die Tochter verletzt worden sei.
ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz bestätigt die Todesopfer. Eine Familie sei bei dem mutmaßlichen Angriff ums Leben gekommen. Ein Elternpaar (er 40, sie 36) hätte nicht überlebt, die gemeinsame Tochter werde mit mittelschweren Verletzungen im Krankenhaus behandelt.
Ukrainischer Angriff?
"Alle Beteiligten gehen davon aus, dass die Ukraine die Krim-Brücke beschossen hat", so der Kriegsreporter weiter. Bestätigt oder dementiert wurde das von Kiew offiziell noch nicht. Allerdings ist das Bauwerk ein wichtiges militärisches Ziel, da sie die wichtigste Versorgungsader der einmarschierten russischen Armee im Süden der Ukraine darstellt.
Die Gefahr, dass Zivilisten dabei aber zu schaden kommen, ist hoch: Momentan ist Urlaubssaison auf der Krim, Tausende Badegäste halten sich an ihren Stränden auf, die Ferienlager sind voll.
"Die Krimbrücke ist ein überflüssiges Bauwerk", soll der Leiter des ukrainischen Militärnachrichtendienstes laut Wehrschütz früher einmal dazu gesagt haben.
Kurz vor 8 Uhr meldete die Nachrichtenagentur NEXTA folgendes Zitat, das einer anonymen Quelle aus Geheimdienstkreisen dem Medium RBC-Ukraine übermittelt worden sein soll: "Die Brücke wurde mit der Hilfe von Wasserdrohnen angegriffen. Es war schwierig, sie zu erreichen, aber schlussendlich haben wir es doch geschafft."
Die russischen Behörden versuchen derweil zu beruhigen. Der Eisenbahnbetrieb solle bald wieder aufgenommen werden, Autofahrer sollen über den Landweg ausweichen – dieser bringt sie allerdings noch näher an die Front.
Über die Krim-Brücke
Die Straßen- und Bahnbrücke über die Meerenge von Kertsch wurde 2018 eröffnet. Sie ist 19 Kilometer lang und die wichtigste Landverbindung zwischen Russland und der Krim und gilt als Wladimir Putins Prestigeprojekt. Im vergangenen Oktober beschädigte eine gewaltige Explosion die Kertsch-Brücke schwer, der Verkehr war wochenlang eingeschränkt.