Ukraine
"Kriegsverbrecher": Reichster Ukrainer spricht Klartext
Rinat Achmetow ist vor allem Fußballfans ein Begriff. Der reichste Mensch der Ukraine spricht nun über den Ukraine-Krieg und Wladimir Putin.
13 Meistertitel seit 2001, 13 Cuptitel, aktueller Tabellenführer und einen Kader im Wert von fast 200 Millionen Euro – der ukrainische Fußballclub Schachtar Donezk ist längst in ganz Fußballeuropa als Topclub etabliert. 2009 baute der Club in Donezk die ultramoderne Donbass Arena für über 50.000 Zuschauer – wurde von der Uefa mit fünf Sternen klassifiziert.
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Seit der Annexion der Krim durch Russland und dem Kriegsausbruch in der Ostukraine durch von Russland gelenkte Separatisten im Jahr 2014, ist der ukrainische Topclub allerdings auf der Flucht. Zuerst zügelte Schachtar in die 1.200 Kilometer entfernte Stadt Lwiw, später nach Charkiw (etwa 300 Kilometer von Donezk entfernt). Zuletzt in Kiew, wo die Spieler ohnehin schon lebten und trainierten. Trotzdem gewann Donezk seit 2014 fünf Meisterschaften, vier Cupsiege und zahlt Millionengehälter an die wertvollsten Spieler der Liga.
"Es ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit"
"20 Minuten" möchte mit dem ukrainischen Club über die Situation im Land und über den Fußball reden – und kann plötzlich mit dem Präsidenten sprechen, der diesen Erfolg seit Jahren möglich macht: Rinat Achmetow. Der Besitzer und Präsident von Schachtar hat den Fußballverein im Alter von nur 30 Jahren im Jahr 1996 übernommen. Achmetow besitzt inzwischen ein Vermögen von geschätzten sieben Milliarden Euro und ist somit der reichste Mensch in der Ukraine. Er soll mit seiner Beteiligungsgesellschaft bei mehreren Dutzend Unternehmen involviert sein – in einigen Medienberichten ist gar von über 100 die Rede.
Noch im November 2021 warf Ukraine-Präsident Wolodimir Selenski dem Multimilliardär vor, dass er einen von Russland geplanten Putsch finanziere. Achmetow dementierte dies vehement. Gegenüber "20 Minuten" sagt er deutlich, was er von Putins Angriffskrieg hält: "Es ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, gegen mein Land und die Ukrainer. Jetzt werden unsere Dörfer, Städte und Gemeinden, Infrastruktureinrichtungen zerstört." Das Schrecklichste sei, dass friedliche Zivilisten leiden und getötet werden.
Achmetow nennt Putin einen "Kriegsverbrecher"
Wenige Tage nach Beginn des Krieges im Februar zeigte sich der 55-jährige Achmetow noch in Mariupol, machte der Bevölkerung Mut. Sein Stahlkonzern Metinvest, der größte der Ukraine, beschäftigt rund 40.000 Angestellte in der Hafenstadt – mehrere Tausend davon leben aktuell in Luftschutzbunkern, die Metinvest nach der ersten Russland-Offensive 2014 gebaut hatte. Nun ist die Hafenstadt Mariupol stark zerstört, das Leid der Menschen ist groß, diverse Länder bemühen sich um die Evakuierung der verbliebenen Zivilisten.
"Putin ist ein Kriegsverbrecher. Die Ukraine ist immer ein friedliches Land gewesen und hat nie jemanden angegriffen", so Achmetow gegenüber "20 Minuten". Und warnt die westlichen Länder: Putin habe es auf die Demokratie, Freiheit und Unabhängigkeit aller Länder abgesehen. "Wenn die Ukraine zusammen mit den westlichen Ländern ihn nicht aufhalten kann, weiß niemand, welches Land als Nächstes dran ist", so der 55-Jährige.