Kreml-Enthüllung

"Krise" – Putin-Patrioten fürchten Kriegsende

Putin-Politiker enthüllen anonym, dass auch in Russland die Kriegsmüdigkeit herrscht. "Patrioten" wollen hingegen den Konflikt weiter eskalieren.

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"Potenzielle Krise" – Putin-Patrioten fürchten Kriegsende
Kriegstreiber Wladimir Putin bei einer Ansprache am 12. Jänner 2025.
ALEXANDER KAZAKOV / AFP / picturedesk.com

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine dauert bald schon drei Jahre. Im Westen breitet sich eine Kriegsmüdigkeit aus. Rufe für Verhandlungen werden laut, angeführt vom kommenden US-Präsidenten Donald Trump. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski scheint sich der Entwicklung bewusst zu sein und deutete mehrere Male darauf hin, dass die Ukraine nun doch zu Verhandlungen bereit sei.

Doch wie sieht es die andere Partei im Krieg, Russland? Das investigative Exilmedium "Meduza" hat mit offiziellen Quellen aus dem Land gesprochen. Es zeichnet sich eine Spaltung ab. Es gibt die, die auch kriegsmüde sind – und es gibt Sicherheitsbeamte, die eine Eskalation des Krieges bevorzugen.

Keine Hoffnung auf Friede wegen Kursk

"Das wichtigste Gefühl ist die Enttäuschung", soll eine der Quellen gesagt haben. "Wir haben erwartet, dass der Krieg zu Ende geht." Die Müdigkeit ist seit langem das vorherrschende Gefühl. "Es fühlt sich an, als ob du jeden Tag tiefer und tiefer hineingehst."

Die Quellen von Meduza

Das in Litauen basierte russische Exilmedium "Meduza" hat mit mehreren offiziellen Quellen in Russland gesprochen:
– zwei Quellen aus dem Umfeld von Putins Regierung
– eine Quelle aus der russischen Regierung
– eine Quelle aus dem Umfeld der Regierungsführung
– zwei Abgeordnete der Staatsduma
– ein Senator
– drei hochrangige Beamte aus verschiedenen Regionen

Einige der Quellen räumten ein, dass der Krieg sowieso bis in 2025 angedauert hätte, aber alle Quellen sind sich einig: Die "Hoffnungen auf einen schnellen Frieden" und die Lockerung der Sanktionen schwanden nach dem Einmarsch der Ukraine in die russische Region Kursk im August 2024.

Nicht nur die Beamten hoffen auf ein baldiges Ende des Krieges. Meinungsumfragen zeigen, die Mehrheit der russischen Bevölkerung ist für die Aufnahme von Verhandlungen. Selbst Daten von einem putinfreundlichen Meinungsforschungsinstitut zeigen auf, dass zwei Drittel der Russen mit den Ergebnissen des Krieges in 2024 unzufrieden sind.

Bilder: Nordkorea-Soldaten kämpfen für Putin gegen Ukraine

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    Diese ukrainischen Drohnenaufnahmen sollen für Putin kämpfende Nordkorea-Soldaten in der Region Kursk zeigen. Sie wurden am 16. Dezember 2024 veröffentlicht.
    Diese ukrainischen Drohnenaufnahmen sollen für Putin kämpfende Nordkorea-Soldaten in der Region Kursk zeigen. Sie wurden am 16. Dezember 2024 veröffentlicht.
    Screenshot X / Wolodimir Selenski

    Zeichen stehen auf Krieg

    Einige der Beamten sind jedoch skeptisch, ob Putin tatsächlich ein Ende des Krieges ins Auge gefasst hat. "Der Präsident kämpft gerne, das ist für ihn aufregend. Warum auf halbem Weg aufhören, wenn man den letzten Druck ausüben kann?", fragte eine der Putin-Regierung nahe stehende Quelle rhetorisch.

    Gleichzeitig sagte diese Person, dass einige "Patrioten" in der russischen Elite (vor allem hochrangige Sicherheitsbeamte) eher eine Eskalation verlangen. "Was sie haben, ist nicht genug", erklärte die Quelle. "Sie brauchen eine Mobilisierung, eine vollständige Umstellung auf eine Kriegsführung", wird er zitiert.

    "Was machen wir, wenn Krieg vorbei ist?"

    Gleichzeitig sagten zwei dem innenpolitischen Team Putins nahestehende Quellen, dass die Beendigung des Konflikts im Jahr 2025 für die Beamten der Präsidialverwaltung eine "potenzielle Krise" darstellen könnte. Zurzeit dreht sich alles um den Krieg in der Ukraine. "Was machen wir, wenn er vorbei ist?"

    Zudem schreibt das Institute for the Study of War in ihrer Analyse vom 9. Jänner: "Russische Beamte lassen immer wieder durchblicken, dass der Kreml beabsichtigt, die russische Regierung und die russische Gesellschaft langfristig weiter zu militarisieren."

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      Lesereporter

      Auf den Punkt gebracht

      • Der russische Angriffskrieg in der Ukraine dauert bald drei Jahre an
      • Meinungsumfragen zeigen, dass die Mehrheit der Russen Verhandlungen unterstützt
      • Einige russische Beamte glauben, dass Putin den Krieg fortsetzen möchte

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