Gesundheit

Impfung gegen Krebs zeigt vielversprechende Wirkung

Innsbrucker Wissenschaftler konnten den Erfolg einer kombinierten Tumorimpfung belegen. Die klinische Testphase soll zeitnahe starten.

Sabine Primes
Teilen
 T-Zellen (grau) attackieren eine Krebszelle.
T-Zellen (grau) attackieren eine Krebszelle.
Getty Images/iStockphoto

Eine Impfung gegen Krebs - einer der vielen Träume der Medizin. Bis es de facto so weit ist, wird es zwar noch etwas dauern, aber ein Team um den Krebsexperten Guido Wollmann von der Medizinischen Universität Innsbruck konnte nun in einem Modell zeigen, welche Vorteile eine kombinierte Tumorimpfung auf den Tumor haben könnte. Grundlage dafür ist das Prinzip der Immuntherapie, welches das körpereigene Abwehrsystem gegen einen Tumor scharf macht. Dieses Konzept hat sich in den letzten Jahren zu einer wirksamen Behandlungsmethode für eine Auswahl von Tumoren entwickelt.

Vier Jahre geforscht

Die gemeinsame Studie mit der MedUni Wien und Biotech-Partnern aus der pharmazeutischen Industrie lief über vier Jahre. Experten testeten die Wirkweise der Kombinationsimpfung in vier verschiedenen Tumormodellen, die jeweils unterschiedliche Tumorarten beim Menschen repräsentierten. Dabei stellte sich heraus, dass die günstigste Kombination in einer Erstimpfung (Primer) mit der Proteinplattform KISIMA und der Auffrischung (Booster) mit einer Virusvektor-Impfung mit dem Vesikulären Stomatitis-Virus besteht.

"Unsere Studie hat wissenschaftliche Grundlagen gesetzt, welche die Vorteile der heterologen Vakzin-Kombination aufzeigen und das mit zwei Plattformen, die sich schon in fortgeschrittener präklinischer bzw. klinischer Entwicklung befinden", beschreibt Wollmann, der das Christian-Doppler-Forschungslabor für Virale Immuntherapie gegen Krebs am Institut für Virologie der Medizinischen Universität Innsbruck leitet, den aktuellen Forschungsstand.

Drei wesentliche Erkenntnisse

Im Wesentlichen konnten durch die Mischimpfung drei positive Effekte erzielt werden:

1. Potentere T-Zellen: Diese hätten etwa wesentlich mehr Zytokine und weitere Substanzen zur Tumorabtötung freigesetzt und sich zu langlebigeren Zellen mit Gedächtnisfunktion entwickelt.

Zytokine sind Botenstoffe, die bei einer Reaktion des Immunsystems gebildet werden. Durch Zytokine können bestimmte Abwehrzellen aktiviert werden. Zytokine haben Effekte auf Entzündungsprozesse, Bakterienvermehrung und die Entstehung von Krebs.

2. Durch die Injektion des Virusvektor-Vakzins kommt es zu einer Infektion im Inneren des Tumors. Das Immunsystem nehme das Virus als krankhaft wahr, erläuterte Wollmann: "Tumore haben tendenziell ein immunhemmendes Umfeld. Die Virusinfektion öffnet die Tore zum Tumor".

3. habe sich am Modell eines Tumors, der von vornherein bisher nicht auf die Immuntherapie ansprach, gezeigt, dass die Effekte der Mischimpfung durch die zusätzliche Gabe einer speziellen Immuntherapie verstärkt werden können.

Klinische Testphase "zeitnahe"

Die Ergebnisse wurden im renommierten Fachjournal "Nature Communications" veröffentlicht. Eine klinische Testphase der Mischimpfung soll zeitnah starten, wurde Wollmann in der Aussendung der MedUni Innsbruck zitiert.