Gesundheit
Krätze ist wieder da – Fälle haben sich vervielfacht
Seit wenigen Jahren feiert die Krätze in Österreich ein Comeback. Die Fälle haben sich vervielfacht, die Gründe dafür lassen selbst Experten rätseln.
Noch gibt es keine offiziellen Zahlen für das Jahr 2021 und die Fälle von 2020 müssen erst bilanziert werden, "Tips" meldet aber bereits Fälle an mindestens fünf Schulen und zahlreichen Kindergärten im Bezirk Vöcklabruck. Ab Jänner hat die Krätze jährlich traditionell Hochsaison. Und die Fälle haben sich über die Jahre vervielfacht. Alleine am AKH Wien wurden 2019 über 2.400 Fälle davon behandelt, eine Verdoppelung gegenüber 2018. Und im Jahr 2017 wurden gerade einmal knapp über 400 Fälle gezählt. Der Grund für den Anstieg? Unbekannt.
Mediziner gehen davon aus, dass vermehrte Reisen zu einer stärkeren Wiederverbreitung der Krätze führen. Behauptungen, Asylwerber und Flüchtlinge hätten die Krätze in Österreich wieder "eingeschleppt", sind dagegen nicht haltbar und Unfug, so die Experten. Denn: Krätzebefall geschehe durch äußerst engen und langen Hautkontakt mit Betroffenen und zeige sich in allen Alters- und Gesellschaftsschichten und ist unabhängig von der Hygiene der betroffenen Person.
Die Zunahme erklärt sich auch dadurch, dass die Krätze auslösenden Milben immer resistenter gegen die Behandlung würden. Am Wiener AKH setzt man deswegen laut Bericht auf eine Kombinationstherapie aus Medikamenten und Salben. Verursacher des immer häufiger auftretenden Leidens sind Krätzmilben. Die befruchteten Milbenweibchen graben kleine Gänge in die Haut und legen dort ihre Eier ab. Krätze breitet sich in Windeseile aus – besonders dort, wo Kinder und Jugendliche oder alte, pflegebedürftige Menschen auf engem Raum zusammen sind, ist das Ansteckungsrisiko besonders hoch. Die Krätze ist auch eine sexuell übertragbare Erkrankung.
Krätze war nie ausgestorben
Die Krätze war in Österreich und weltweit auch nie ausgestorben. Es liegt in der Natur der Erkrankung, in Wellen aufzutreten. So ist etwa alle sieben Jahre mit einer steigenden Anzahl von Fällen zu rechnen, erst in den jüngsten Jahren scheint sie auf kurze Sicht gesehen sehr stark anzusteigen. Vielmehr scheint sich die Krätzmilbe zu einem Tarnungskünstler zu wandeln – und wird so schwerer erkennbar.
Ist eine "Welle" behandelt und ebbt ab, besteht die Krätze in Wirklichkeit weiter, wird nur vielfach nicht erkannt. Bei Erkrankten kann sie sich oft kaum äußern oder eher wie ein Hautekzem auftreten. So dauert es mehrere Wochen und Monate, bis sich neue Fälle äußern sowie festgestellt werden – und noch einmal länger, bis sich Symptome bei jenen zeigen, die sich angesteckt haben. Dann kommt es wiederum zu einem sprunghaften Anstieg.
Die Skabies schert sich zudem recht wenig um Hygiene. Im Gegenteil: Ausbrüche treten vor allem in Umgebungen wie Krankenhäusern, Pflegeheimen oder Altersheimen auf – eben, wo viele Menschen eng zusammenleben und ein enger Haut-zu-Haut-Kontakt üblich ist. Hygiene-Härtefälle sind eher Hotelbetten mit schnellem Nutzerwechsel, Hauptfälle sind aber Übertragung durch Familienmitglieder, den Partner und Freunde, mit denen enger Hautkontakt besteht.
Was man zur Krätze wissen muss
Ein Händeschütteln, ein Kuss oder ein Griff an die Haltestange der U-Bahn reichen nicht aus, um sich mit Krätze anzustecken. Übertragen wird die Krätze bei innigem, länger andauerndem Körperkontakt (länger als fünf bis zehn Minuten), etwa wenn man im gleichen Bett schläft. Ein Befall mit den Milben zeigt sich vor allem an typischen Hautstellen wie den Zwischenräumen der Finger, an Handgelenken, Leisten, Ellenbogen und Knien, aber bevorzugt auch im Genitalbereich.
"Bei der gewöhnlichen Skabies sollten die Maßnahmen vor allem auf Textilien und Gegenstände fokussiert werden, zu denen die Erkrankten längeren oder großflächigen Hautkontakt hatten", so das Robert Koch-Institut. Kleidung, Bettwäsche, Handtücher und Co. sollten bei mindestens 50 Grad für wenigstens zehn Minuten gewaschen werden, Betten frisch bezogen werden und Polstermöbel, Sofakissen oder textile Fußbodenbeläge abgesaugt werden. Danach sollten die Gegenstände 48 Stunden nicht genutzt werden.
Haben Sie einen Krätze-Verdacht, führt der erste Weg zum Arzt. Der quälende nächtliche Juckreiz, die Milbengänge und der mikroskopische Nachweis einer Krätzmilbe oder ihrer Eier führen zur eindeutigen Diagnose, so "Netdoktor.at". Die Krätze heilt von alleine nicht ab und verschlimmert sich mit der Zeit und Sie stecken immer mehr Personen damit an. Daher ist eine Behandlung unabdingbar. Die Therapie der Krätze besteht in einer Ganzkörperbehandlung mit einem geeigneten Anti-Skabies-Mittel. Partner und symptomlose Familienmitglieder sollten mitbehandelt werden.