Von zwei "profil"-Journalisten

"Komplett falsch" – Kickl zerlegt Biografie über sich

Seit 15. April liegt die Biografie "Kickl und die Zerstörung Europas" vor. Der FPÖ-Chef hat "reingelesen" – und zerpflückt sie in einem Youtube-Video.

Robert Zwickelsdorfer
"Komplett falsch" – Kickl zerlegt Biografie über sich
Herbert Kickl erklärt, was genau alles in der neuen Biografie falsch ist.
zvg

6 Minuten und 40 Sekunden ist das Video lang, das die FPÖ am Mittwochabend via Youtube und FPÖ-TV online gestellt hat. Darin rechnet Herbert Kickl mit den beiden Autoren der "investigativen Biografie", den "profil"-Journalisten Gernot Bauer und Robert Treichler, ab. Er bezeichnet sie als "offenbar leidenschaftliche Hobbypsychologen": "Offenbar will da jemand publizistisch auf der Erfolgswelle der FPÖ mitsurfen und einfach Geld damit verdienen."

Die beiden Journalisten würden über sich sagen, dass sie "natürlich zu 100 Prozent seriös und genau arbeiten. Kann ja gar nicht anders sein. Sie sind die akribischsten und penibelsten Faktenchecker aller Zeiten. Und solide Recherchearbeit ist geradezu ihr Marken- und Erkennungszeichen", spöttelt Kickl.

Namensfehler bei Kickls Großvater

Und listet mehrere Fehler auf, die in der Biografie zu lesen sind. So ist etwa zu lesen, dass Kickls Großvater mütterlicherseits Johann Lackner geheißen habe. "Aha, denk’ ich mir, das ist aber interessant. Johann. Ich kann mich nämlich noch sehr genau an meinen Großvater erinnern. Ich hab ihn sehr, sehr gern gehabt als Bub und hab ihn damals Opa gerufen wie’s bei Kindern so üblich ist. Aber trotzdem weiß ich ganz genau, dass er nicht Johann, sondern Josef geheißen hat."

Nur ein Druckfehler?

Zuerst habe er gedacht, dass das ein Druckfehler sei, so der FPÖ-Chef und "Hauptdarsteller" im Buch. Aber nein: "Es ist schlicht und einfach nur falsch. Weil die Falschmeldungen gehen nämlich munter weiter." Sein Großvater stammt nämlich auch nicht, wie im Buch behauptet, aus dem steirischen Bezirk Leibniz, sondern war ein Kärntner. Zudem sei er kein Sohn eines Bauunternehmers gewesen und habe "nie in seinem Leben" bei einer Versicherung gearbeitet. "Schon wieder falsch. Komplett falsch", so Kickl.

"Komplett unrichtig" sei auch, dass Josef Lackner im Krieg bei der Flak war und später in britischer Gefangenschaft. "Nichts davon stimmt." Er sei nämlich bei den Panzern im Russland-Krieg gewesen.

Ja das gibt’s doch nicht. Das ist ja auch komplett falsch. Aber dafür vielleicht investigativ.
Herbert Kickl
FPÖ-Chef und "Hauptdarsteller" in seiner Biografie

Auch bei Kickls Großmutter sind Bauer und Treichler offenbar Recherchefehler passiert, unter anderem ausgerechnet wieder beim Namen. Laut Biografie hat sie Leopoldine Lackner geheißen. "Ja, das gibt’s doch nicht. Das ist ja auch komplett falsch. Aber dafür vielleicht investigativ", stellt Kickl richtig, dass sie Josefa geheißen hat. "Josef und Josefa. Das weiß doch bitte jeder von der älteren Generation in dem Ort, wo ich herkomme." Sie sei auch nicht die Tochter eines Fleischermeisters gewesen. Und: Seine Großeltern hätten sich auch nicht scheiden lassen, wie das in der Biografie behauptet wird.

Spott über Nachrichtenmagazin ,profil’

Kickl dazu: "Wenn man schon glaubt, so weit in der Zeit zurückgehen zu müssen bis zu den Großeltern, um meine Persönlichkeit irgendwie zu erklären oder verstehen zu können, dann sollte man doch bitte wenigstens die richtigen Großeltern finden." Diese Dinge könne man nämlich "kinderleicht" herausfinden. Gerade wenn man "in einer Redaktion voller Faktenchecker sitzt, wie das ,profil’ doch eine ist", merkt der FPÖ-Chef süffisant an.

"Was soll man denn da von der Qualität vieler anderer Informationen noch halten, wenn schon so einfache und nachprüfbare Dinge völlig falsch dargestellt werden?", fragt Kickl. So etwas dürfe einfach nicht passieren. "Vor allem dann, wenn man dafür auch noch Geld haben will von den Lesern." Kickls Resümee: "Oje, da ist aber etwas ganz, ganz ordentlich danebengegangen."

Zu den politischen Aspekten der Biografie nahm der FPÖ-Chef allerdings nicht Stellung. Nur so viel zu den Autoren: "Die Richtung vieler Journalisten beim 'profil' ist ja links."

So kam es zu den falschen Großeltern

Die beiden Autoren Gernot Bauer und Robert Treichler veröffentlichten indes eine Richtigstellung: "In eigener Sache: Für die falschen Großeltern mütterlicherseits von H. Kickl in unserem gemeinsamen Buch bin ich verantwortlich. Mir wurde der falsche Vorname gesagt, ich recherchierte daraufhin den Lebenslauf der falschen Personen. Co-Autor Gernot Bauer war damit nicht befasst", gesteht Treichler auf X ein.

Er erklärt auch, wie es dazu kommen konnte: "Die Recherche lief so: Die Großmutter war lange tot, nur ein betagter Nachbar konnte sich an Begegnungen mit ihr erinnern. Die beiden hatten einander immer gesiezt. Der Vorname der Großmutter fiel dem Nachbarn deshalb erst nach langem Nachdenken ein – und es war, wie sich herausstellte, der falsche, nämlich der einer Frau aus dem Ort, die ebenso wie Kickls Großmutter Lackner hieß. Die Daten des Lebenslaufs dieser Leopoldine Lackner schienen auf Kickls Großmutter zu passen. Das Alter, die Tatsache, dass sie allein lebte…

"Ich sah angesichts eines Zeugen und der Dokumente, die die Existenz dieser Leopoldine Lackner zur fraglichen Zeit in Radenthein belegten, keinen Anlass für Zweifel, dass es sich bei ihr und ihrem Ehemann um die richtigen Personen handelte. Das war mein Fehler", so der Autor.

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