Politik

Herr Kanzler, 2.312 € Gehaltserhöhung sind nicht normal

Niemals zuvor waren die Österreicher derart unzufrieden mit einer Regierung. Hat sie nur einen Funken Anstand, verzichtet sie auf jeden Euro mehr. 

Clemens Oistric
Ein <em>"Heute"</em>-Kommentar von Clemens Oistric
Ein "Heute"-Kommentar von Clemens Oistric
Denise Auer, Grafik "Heute"

Kein Witz! 26.152 Euro soll der Kanzler ab 1. Jänner im Monat (!) bekommen, 14 Mal im Jahr. Ob er diese fürstliche Gage auch verdient, darüber scheiden sich die Geister. Ebenso bei den 29.291 Euro für Alexander Van der Bellen oder den 23.014 Euro für Vizekanzler Werner Kogler. Auch sämtliche Minister – von Leonore Gewessler bis Martin Polaschek – müssen den Euro bei demnächst 20.922 Euro im Monat kaum zwei Mal umdrehen.

108 Euro mehr für Pensionisten, 2.312 für Nehammer

Über diese geplanten Summen, die einen neuen Rekord-Anstieg bedeuten würden, berichtete die APA am Dienstagmorgen und ließ den Blutdruck Hunderttausender Leser berechtigterweise nach oben schnellen. Für unsere Politiker würden die Gehälter in Zeiten der Krise um 9,7 Prozent ansteigen – gleich stark wie die Pensionen. Einziger Unterschied: Für einen Mindestrentner mit 1.110 Euro Monats-Brutto soll's mickrige 107,70 Euro mehr geben. Für den Kanzler unvorstellbare 2.312 Euro.

Erhöhung der Politikerbezüge laut Austria Presse Agentur
Erhöhung der Politikerbezüge laut Austria Presse Agentur
APA-Grafik / picturedesk.com

Herr Bundeskanzler, das ist nicht normal. Man muss wirklich hoffen, dass diese Überlegungen in der Urlaubszeit noch nicht von der Regierungsspitze abgesegnet wurden – denn die Politiker-Gagen derart saftig zu erhöhen, wäre eine Verhöhnung der Bevölkerung, der häufig das Geld für das Nötigste fehlt.

Video: Politiker-Bezüge vor Rekord-Erhöhung

Regierung sollte auf Geld-Plus verzichten!

Niemals zuvor waren die Österreicher mit einer Bundesregierung derart unzufrieden – nicht einmal ein Drittel (!) der Bevölkerung steht aktuell noch hinter Türkis-Grün. Wir Bürger sind es aber, die diese Regierung bezahlen müssen und somit ihre Vorgesetzten sind. Kein Arbeitnehmer in Österreich würde es wagen, zu seinem Chef zu gehen und um eine Gehaltserhöhung zu bitten, wenn er im Job kaum noch etwas zusammen bringt.

Erst im nächsten Jahr dürfen die Wähler entscheiden, von wem sie künftig regiert werden wollen. Hat die Regierung einen Funken Anstand, verzichtet sie bis dahin auf jeden Euro mehr. Recht schwer dürfte ihr das nicht fallen. Zum fürstlichen Salär kommen ein Chauffeur, zahlreiche Event-Einladungen und Häppchen-Buffets, die on top von den Steuerzahlern finanziert werden.

Erst leisten, dann kassieren ...

Vielmehr sollten wir auch darüber nachdenken, ob wir unsere Politiker nicht auch nach ihrer Leistung entlohnen sollten. Heißt: Anständiges (nicht astronomisches) Grundgehalt und entsprechende Boni, wenn die Teuerung wieder auf das Niveau der anderen EU-Staaten gesunken ist; unser Gesundheitssystem wieder so weit intakt ist, dass wir einen Arzttermin bekommen, wenn wir ihn brauchen; oder die Integration so gut funktioniert, dass wir wieder EINE Gesellschaft sind. 

Das wäre normal, geehrter Herr Kanzler. Auch wir müssen unsere Leistung im Job bringen. Und das sogar jeden Tag...

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    ALEX WROBLEWSKI / AFP / picturedesk.com
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