Politik

Kommentar: "Django" Mitterlehner reitet davon

VP-Chef Reinhold Mitterlehner hatte offenbar die Nase voll: Sein Abgang war cool, unaufgeregt und nicht emotional.

Heute Redaktion
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Bild: www.picturedesk.com

Ständige Querschläge aus der eigenen Partei, Alleingänge in der Sacharbeit durch den Koalitiospartner und dann noch ein ZiB-Beitrag ("Die Totengräber warten schon"). Irgendwann hatte Mitterlehner endgültig die Nase voll. Wer will schon, vom Moment des Aufstehens, bis zum ins-Bett-Gehen unschöne Dinge über sich hören müssen, die noch dazu aus der eigenen Partei kommen?

Sein Abgang war cool, unaufgeregt und nicht emotional. Dafür nützte Django in seiner Abschiedsrede die Gelegenheit für einen Rundumschlag gegen die, die ihm das Wasser abgegraben haben.

Was wird passieren? Die SPÖ wird gut daran tun, abzuwarten, bis die ÖVP einen Nachfolger gefunden hat und nicht vorschnell Neuwahlen zustimmen. Und genau in diese Richtung schlägt jetzt der Kanzler.

Nur knappe zwei Stunden nach Mitterlehners Verkündung sagte Kern in einem eilig einberufenen Presse-Statement, er bedauere die Entscheidung. Er respektiere ihn zutiefst. Er habe viel für Österreich getan. Und nützte die Gelegenheit, die Erfolge der Regierung unter Mitterlehner ("wirtschaftlicher Aufstieg") als Vizekanzler zu nennen. Er wolle das kommende Jahr nützen, um notwendigen Reformen zusammen zu führen. Durchlüften, Strukturen aufbrechen und nachhaltig verändern: "Die Konzepte liegen in den Schreibtischschubladen". Sein Ziel ist es, gemeinsam mit der ÖVP weiter zu arbeiten.

Das ist ein vernünftiger Ansatz. Ob Sebastian Kurz als potentieller "Django"-Nachfolger dem zustimmen wird, bleibt abzuwarten. Sein Ehrgeiz scheint groß. Eher sieht er sich im Kanzler-Sattel und wird sich wohl nicht als "Steigbügelhalter" hergeben. (jem)