Ukraine

Klitschko fleht Österreich an – "wir brauchen Hilfe"

Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew, will trotz Bombardierungen der Russen nicht aus der Ukraine flüchten. Nun bittet er Österreich um Hilfe.

Rene Findenig
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Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew, will sein Land keinesfalls verlassen. 
Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew, will sein Land keinesfalls verlassen. 
Efrem Lukatsky / AP / picturedesk.com

"Ich möchte mich bedanken bei unserer Armee, unseren Soldaten, das sind richtige Helden", so der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko im Interview mit ORF-Reporter Christian Wehrschütz, das am späten Freitagabend in der "ZiB 2" ausgestrahlt wurde. Die Russen hätten Kiew in nur zwei Wochen einnehmen wollen, doch "unsere Soldaten verteidigen unsere Stadt, unser Land". Frauen und Kinder seien laut dem Bürgermeister aus der Stadt evakuiert worden, dennoch würden sich weiter rund zwei Millionen Menschen in Kiew befinden: "Die Stadt, das sind nicht nur Gebäude, sondern die friedlichen Menschen hier."

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    Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte am 3. März 2022 Videoaufnahmen des Vormarsches auf Kiew. Der Clip in Screenshots zum Durchklicken.
    Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte am 3. März 2022 Videoaufnahmen des Vormarsches auf Kiew. Der Clip in Screenshots zum Durchklicken.
    Russian Defence Ministry/Handout via REUTERS

    Friedliche Menschen hätten eine Uniform angezogen und zur Waffe gegriffen, weil sie bereit seien, ihre Familien und Freunde, "unser Land und unseren Frieden zu verteidigen". Lebensmittel- und Medikamente-Reserven habe man für mehrere Wochen, so Klitschko, dennoch fleht er nun auch Österreich um Hilfe an: "Der Krieg hat die ganze Infrastruktur zerbrochen, wir brauchen Hilfe, wir brauhen Unterstützung." Notwendig wäre eine Flugverbotszone, so Klitschko, denn die Russen würden Kranken- und Wohnhäuser bombardieren. "Das ist ein Krieg gegen die Prinzipien der modernen Welt. Ein Krieg ohne Sinn, der jeden Europäer betrifft." Flüchten will Klitschko nicht: "Kiew ist unser Zuhause, unsere Vergangenheit und unsere Zukunft."

    "Das ist der erste TikTok-Krieg, den wir erleben"

    Generalmajor Günther Hofbauer wiederum gab in der "ZiB 2" eine neue Einschätzung des Ukraine-Krieges ab. "Offensichtlich" sei es gerade im Raum Kiew nicht so gelaufen, wie man sich das von russischer Seite vorgestellt habe. Die Russen würden vor der Herausforderung stehen, eine 3-Millionen-Stadt einnehmen zu wollen, man schrecke aber vor massiven Zerstörungen wie in Mariupol oder Charkiv zurück. Gleichzeitig hätten die Russen aber vermutlich nicht genug Truppen, um die Stadt vollkommen einkreisen zu können. Nun werde wohl auf eine "Zermürbungstaktik" gegen die Bevölkerung gesetzt.

    "Überraschend" sei laut Hofbauer, "dass so lange nach Kriegsbeginn die Ukraine noch in der Lage ist, Kampfflugzeuge in die Luft zu bekommen". Wenn Russland zum Sturm ansetze, würden aber auch die Luftwaffen entsprechend eingesetzt werden, so der Generalmajor. Von einem chemischen oder nuklearen Waffeneinsatz gehe er derzeit nicht aus, es sei ein "Krieg der Worte" auf "der Ebene Russland versus USA". Laut Hofbauer beobachte man in der Ukraine auch den ersten "TikTok-Krieg". Über Social Media kämen viel mehr Informationen herein, als man sie über Behörden derzeit bekomme. Der Vorteil für die Ukraine: Die Ukrainer würden bei Videos von Hinterhalten sehen, dass ihre Truppen nicht aufgegeben hätten.