Politik
"Einfach picken lassen " – Karner befiehlt neue Taktik
Weil sie kein Hindernis für den Verkehr darstellen, ließ die Polizei einige Klimaaktivisten auf einer Autobahnbrücke ausharren – sehr zu deren Ärger.
Am Montag zeigte sich in Wien fast schon ein gewohntes Bild. Durch Proteste der "Letzten Generation Österreich" stand der Verkehr an wichtigen Verkehrsknotenpunkten still. Gegen 8 Uhr kletterten Mitglieder der Gruppe auch auf die Praterbrücke, um die A23 lahmzulegen. Doch im Gegensatz zu anderen Standorten schritt die Exekutive nicht unmittelbar ein, um die Aktivisten wegzubekommen. Die Polizei ließ sie sitzen.
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Aus Sicht der Klimaaktivisten ein Vergehen. "Die Polizei lässt Menschen auf einer Schilderbrücke über der Tangente bewusst zurück. Menschen, die sich gerade für das Überleben von uns allen einsetzen", beklagte die Aktivisten-Gruppe auf ihrem Twitter-Account – für gewöhnlich wird ein Einschreiten der Polizeikräfte allerdings hart kritisiert.
Befehl aus Ministerium
Gegenüber "Heute" erklärte die Polizei auf Anfrage, das die Klimaaktivisten deswegen nicht entfernt würden, weil sie "aktuell kein Verkehrshindernis darstellen würden. Sollten Demonstranten Hilfe beim Lösen des Klebers benötigen, würde man sehr helfend einschreiten, hieß es.
Die neue Taktik der Polizei, Aktivisten nicht sofort zu entfernen, geht unmittelbar auf Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) zurück. Gegenüber "Heute" bestätigt der Minister, die Doktrin ausgegeben zu haben, die Aktivisten fortan "picken zu lassen", wo keine Verkehrsbehinderung gegeben sei.
Am Nachmittag hieß es von der "Letzten Generation", dass sich mittlerweile einige der Aktivisten befreien konnten – es soll dabei auch zu Verletzungen gekommen sein. Ein 62-Jähriger soll aber nach wie vor festpicken. Für eine Verwendung von Lösungsmittel sei eine Sperre der A23 nötig – darauf verzichtet die Polizei fürs Erste.