"Glattauer gibt Noten"
Kinder essen Jause nicht, Mama muss weiter 312 € zahlen
Eine Mutter beklagt sich über die "schlecht belegten" Brote der Schuljause – und über den hohen Preis, den sie dafür zahlen muss.
Sie erinnern sich: Ein Vater, dessen Sohn eine Lehrerin auf Wien-Woche das Handy abgenommen und vier Tage nicht zurückgegeben hatte (bis es dann unauffindbar war), drohte der Schule mit einer "Anzeige".
Schule nahm Bub Handy ab – zahlt ein neues!
Die gute Nachricht: Die Schule reagierte (u.a. in einem Mail an mich), beschrieb ihre Sicht der Dinge und vermeldete eine "private Lösung". "Wir haben uns entschuldigt und das Handy ersetzt." Die schlechte Nachricht: Der Vater gibt sich damit zufrieden und "sieht von einer Anzeige ab". Warum das eine schlechte Nachricht ist? Weil somit wieder kein Licht in die "juristische Grauzone" betreffend Handyverboten an Schulen kommt. Tja ... In der Schule gibt man inzwischen zu, das Handy "im Zuge einer Spindkontrolle" entdeckt und "in Verwahrung genommen" zu haben. Als eines von elf. Es sei übrigens nicht, wie behauptet, ausgeschaltet, sondern nur lautlos gestellt gewesen. Wie es verschwinden konnte? "Das ist leider nicht mehr zu klären."
Note: (Un-)Befriedigend
"Kann mir keinen vollen Kühlschrank leisten"
Und auch zum Thema Schulessen gibt es einen bitteren Nachschlag. Ich schrieb ja letzte Woche darüber, dass in Österreich übrig gebliebenes Schulessen quasi von Amts wegen weggeworfen werden muss. Tonnenweise. Lesen Sie bitte hier, was "Heute"-Leserin Katharina Benda dazu zu sagen hat: "Als alleinerziehende Mutter von drei Kindern und Notstandshilfeempfängerin stoßen mir die Zustände schon länger sauer auf. Ich habe selbst schon gesehen, wie randvoll die Mistkübel bei unserer Schule sind bzw. wie das Essen weggeworfen wird. Auf Anfrage, ob ich das etwa haben könnte für unser Abendessen, hieß es: Nein, es MUSS weggeworfen werden. MUSS!!! So viele Menschen hungern in Wien, und hier wird Essbares einfach weggeworfen? Warum nicht der Gruft gespendet? Ich weiß mittlerweile nach all den Teuerungen nicht mehr, wie ich Miete, Strom, Gas und überhaupt einen vollen Kühlschrank bezahlen soll. Und dann sieht man volle Mistkübel mit gutem Essen." Bitte lesen Sie weiter!
"... aber 312 Euro für eine Jause, die keiner will"
"Meine Kinder gehen in eine Ganztagesvolksschule und haben demnach Jause, die von den Eltern bezahlt werden muss, ob sie wollen oder nicht, ob sie können oder nicht. Früher waren Notstandshilfeempfänger beitragsbefreit, jetzt muss man dreimal im Jahr 104 Euro hinlegen für Brot und Weckerl, von Montag bis Freitag immer nur schlecht belegtes Brot und Weckerl. Meine Kinder können kein Brot mehr sehen und essen die Jause nicht. Bezahlen muss ich sie trotzdem. Seit Jahren diskutiere ich mit der MA6 und der Schuldirektion. Auf mehrmalige Ansuchen einer Abmeldung von der Jause, hieß es, es würde für die ganze Schule bestellt, und so muss auch gezahlt werden. Was dann – von vielen – nicht gegessen wird, landet ... tadaaaaa! ... im Müll. Für mich sind diese 312 Euro viel Geld, das mir anderweitig fehlt." Geld für den Mistkübel.
Note: Nicht genügend
Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten. Mail bitte an: [email protected]
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Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- In einem neuen Artikel von Glattauer berichtet er über einen Fall, bei dem ein Vater gedroht hat, die Schule anzuzeigen, nachdem das Handy seines Sohnes von der Schule eingezogen wurde
- Die Schule hat das Problem privat gelöst, aber dadurch bleibt die rechtliche Grauzone bezüglich Handyverboten an Schulen bestehen
- Zudem kritisiert eine alleinerziehende Mutter die Verschwendung von Lebensmitteln in Schulen, da übriggebliebenes Schulessen weggeschmissen anstatt bedürftigen Menschen gespendet wird