"Glattauer gibt Noten"

Strafen für Eltern, die Kinder nicht in Schule schicken

Kolumnist Niki Glattauer liest Bildungsminister die Leviten, fordert Konsequenzen für Raben-Eltern. Wer Kinder "stangeln" lässt, soll bestraft werden!

Niki Glattauer
Strafen für Eltern, die Kinder nicht in Schule schicken
Kolumnist Glattauer: Bildungsminister Martin Polaschek wird "als Quereinsteiger-Minister in die Kurzgeschichte eingehen".
Martin Juen/SEPA.Media/picturedesk.com

Da musste ich in der ORF-TVthek nachschauen, damit ich’s jetzt immer noch nicht glauben kann: Angesprochen auf die alarmierend gestiegene – und, wie ich höre, aktuell rapid weitersteigende – Zahl an Suspendierungen in Schulen sagten Sie, Herr Wiederkehr, in der ZiB 2 (O-Ton): "Jede Wiener Pflichtschule hat eine Lehrperson, einen Begleitlehrer, der sich um Konflikte unter Schülern kümmert."

Lieber Herr Stadtrat, das war leider nix!

Wie bitte? Herr Stadtrat, nicht JEDE, sondern KEINE Wiener Pflichtschule hat einen "Begleitlehrer, der sich um Konflikte unter Schülern kümmert". Weder gibt es in Wiener Pflichtschulen eine solche Funktion noch das Personal dafür. In Wien ist man froh, wenn jede Klasse eine Lehrerin hat, die sich um Mathe, Deutsch und Englisch kümmert und die (Ironie!) im optimalen Fall auch noch fachlich dafür ausgebildet ist. Sollten Sie – ich rätsle – Beratungslehrerinnen gemeint haben? Da kommt eine auf 500 Schüler, die für fünf von diesen gefühlt 15 Minuten Zeit hat. Pro Woche, nicht pro Tag.

Note: Schlecht

Kolumnist Niki Glattauer
Kolumnist Niki Glattauer
Sabine Hertel

Lieber Herr Stadtrat, das war aber mutig!

Das Wort "Strafe" klingt ja inzwischen so schirch wie russisches Gas. Sanktion nennt man in der Schule jetzt, was früher eine Strafe war. Umso mutiger, Herr Wiederkehr, Ihre Forderung, Eltern "mit Strafen" zu belegen, die ihre Kinder stangeln lassen (nicht in Schule schicken, Anm.), Vorladungen nicht folgen und überhaupt demonstrativ Desinteresse am schulischen Auftritt ihres Fortpflanzes zeigen. Ich stimme zu, denn Sie meinen ja nicht jene, die wollen, aber nicht können (z.B., weil das Geld fehlt); die sich bemühen, aber halt nicht verstehen, ihr Kind nicht, unser Land nicht und die Schule darin schon gar nicht. Sie meinen die, die so tun, als gingen Sie die eigenen Kinder nichts an. Die gibt es, und ja, liebe Politiker, die gehören in die Pflicht genommen, ob zugewandert oder einheimisch.

Lustig der Bildungsminister. Sagt zuerst nein zu Sanktionen, am nächsten Tag oja doch, und passieren wird wieder nichts. Ihr Kommentar: Polaschek "steckt seinen Kopf in den Sand". So kann man’s auch sagen.

Note: Gut

Lieber Minister Martin "Queri" Polaschek!

Nichts für ungut, aber Lauf haben Sie derzeit keinen (siehe oben). Nächstes Beispiel Studienzeit: Die verkürzen zu wollen, war ja schon hm, denn wir brauchen bestmöglich und nicht kürzest möglich ausgebildetes Lehrpersonal. Dazu jetzt der Befund der Unis und PHs: Es werde "Qualitätseinbußen" geben. Dem Lehrberuf drohe "Entprofessionalisierung". Na Bravo!

Nun wollen Sie das Personalproblem in Kindergärten und VS also auch mit Quereinsteigern lösen. Bei den Mittelschulen passiert’s ja leider schon. Was würden Sie wohl sagen, behöbe Ihr Kollege Rauch den Kassenärztemangel auch mit "Quereinsteigern"? Von so jemandem würden sie behandelt werden wollen?

Ein gutes halbes Jahr haben Sie noch. Ich fürchte, Sie werden als der Quereinsteiger-Minister in die Kurzgeschichte eingehen: Martin „Queri“ Polaschek.

Note: Traurig

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    21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. "Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.
    privat, iStock

    Auf den Punkt gebracht

    • Der Autor des Artikels kritisiert den Stadtrat dafür, dass es an Wiener Pflichtschulen keine speziellen Lehrer für Konfliktlösungen gibt
    • Schon ein wenig besser findet er die Forderung des Stadtrats, Eltern mit Sanktionen zu belegen, die sich nicht um die schulische Bildung ihrer Kinder kümmern
    • Auch die Vorschläge des Bildungsministers zur verkürzten Studienzeit und zur Einstellung von Quereinsteigern im Bildungsbereich werden heftig kritisiert
    • Trotz dieser Vorwürfe wird darauf hingewiesen, dass es sich um ein wichtiges Thema handelt und Maßnahmen ergriffen werden müssen
    NG
    Akt.