Österreich
Kind will in AHS, muss Bundeshymne mit Töchtern singen
Glattauer gibt Noten. Heute: AHS reif? Kind soll Bundeshymne singen. 500-Euro-Gutschein für bessere Mathe-Note. Und: Eltern stürmen die AHS
AHS-reif? Kind soll Bundeshymne vorsingen
Peter M.: "Unsere Tochter könnte nur aufgenommen werden, wenn sie ein Geschwisterkind an der Schule hätte. Welcher pädagogische (Un-)Sinn steckt dahinter? Passt ein Kind mit seinen individuellen Anlagen besser in eine Schule, wenn im Stockwerk über ihm der große Bruder sitzt?"
Eva Z. fassungslos: "Mit wurde am Telefon gesagt, mein Sohn soll ein Lied vorbereiten, zum Beispiel die Bundeshymne, aber dann soll er bitte die Töchter im Text nicht vergessen…"
Umgekehrt machen Eltern vor Lug und Trug nicht halt, um ihr Kind in eine AHS zu bringen. Lesen Sie bitte weiter!
„Note: Nicht gut“
Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten.
500-Euro-Gutschein für bessere Mathe-Note
Eine Kollegin erzählt mir: "Eltern abzuweisen, deren Kinder lauter 1er haben, ist schrecklich. Aber wir haben um 30 Prozent mehr Aufnahmeanträge als Plätze. (…) Jetzt kommen Eltern mit unleserlichen Noten auf der Kopie des Semesterzeugnisses oder mit einem Meldezettel von der Jetti-Tant."
"Manche behaupten, in Schulnähe zu übersiedeln und zeigen mir Mietverträge aus dem Internet mit gefakter Makler-Unterschrift. Ein Vater wollte mir den Sohn einer befreundeten Familie, der bereits in unsere Schule geht und den gleichen Familiennamen hat, als Geschwisterkind verkaufen."
Arg der Vater eines Mädchens mit einem 3er in Mathe. Volksschullehrerin Sophie F. schreibt mir: "Plötzlich ist im Mitteilungsheft ein Kuvert mit einem 500-Euro-Gutschein für ein Thermenhotel gelegen. Dazu ein Zettel: 'Besser im Dampfbad schwitzen als schweißgebadet feststellen, dass man einem Kind das Leben verbaut hat, nicht wahr?' Smiley. Ich fand's nicht zum Lachen."
„Note: Gar nicht gut“
Eltern stürmen die AHS, aber die sind voll!
Der Run auf die Gymnasien ist, wie ich höre, größer denn je. Dabei sitzen mit 124.000 Kindern jetzt schon um knapp 11 Prozent mehr Kinder in der AHS-Unterstufe als noch vor zehn Jahren. Schuld sind a) die idiotische Trennung der Schüler nach der VS sowie b) die Demontage der einstigen Hauptschule (HS, später KMS, NMS, jetzt MS).
Anders als die AHS-Unterstufe ist sie "Pflichtschule" und wird vor allem in den Städten als Auffang-Schule für Problemfälle missbraucht. Zuwandererkinder ohne Deutsch, Vertriebene, Verhaltensauffällige, unbegleitete Minderjährige, Kinder aus desolaten oder sozial benachteiligten Familien – sie landen zu 99 Prozent in der Mittelschule. Die für viele dann leider auch Endstation bleibt.
In Wien etwa wechseln kaum 15 Prozent der Mittelschüler später in eine AHS oder BHS. Die "Durchlässigkeit" des Systems ist nichts als ein Mythos.
„Note: Nicht genügend“
