"Tokyo Futari Story"
KI-App soll Geburtenrate in Japan ankurbeln
Seit den 1970er Jahren sinkt die Geburtenrate in Japan kontinuierlich. Die eigens entwickelte App ist ein weiterer Versuch, dem entgegenzuwirken.
Die Bevölkerung schrumpft. Japans Geburtenrate, die seit vielen Jahren rapide sinkt, hat einen neuen Rekordtiefstand erreicht. Die Fertilitätsrate – definiert als die Gesamtzahl der Geburten einer Frau – sank von 1,26 auf 1,20. Damit eine Bevölkerung stabil bleibt, muss die Geburtenrate bei 2,1 liegen. Alles darüber führt zu einem Bevölkerungswachstum mit einem hohen Anteil an Kindern und jungen Erwachsenen. In Japan jedoch liegt die Geburtenrate Experten zufolge seit 50 Jahren deutlich unter der stabilen Marke von 2,1. Sie war unter dieses Niveau gefallen, nachdem die globale Ölkrise des Jahres 1973 die Volkswirtschaften in eine Rezession stürzte und sich nie wieder davon erholte.
Weniger Geburten & Eheschließungen, mehr Scheidungen
Dieser Abwärtstrend hat sich in den letzten Jahren beschleunigt, was zu einem Bevölkerungsrückgang führt. In dem Land mit 123,9 Millionen Einwohnern wurden im vergangenen Jahr nur 727.277 Geburten verzeichnet, wie aus neuen Daten hervorgeht, die das Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales kürzlich veröffentlichte. Aber nicht nur die Geburtenrate geht zurück, auch die Zahl der japanischen Eheschließungen sinkt, während die Scheidungen ansteigen.
"Tokyo Futari Story"
Um dem entgegenzuwirken, ergreift die japanische Regierung nun neue – digitale – Maßnahmen. In der Hauptstadt Tokio haben die lokalen Behörden eine staatlich betriebene Dating-App auf den Markt gebracht, die sich noch in der frühen Testphase befindet und im Laufe des Jahres voll einsatzfähig sein soll. Die neue Initiative des Rathauses heißt "Tokyo Futari Story". Futari bedeutet so viel wie "zu zweit" oder "zwei Menschen". Mittels KI soll also der perfekte Partner gefunden werden – im Idealfall fürs Leben und nicht nur für kurze Dates.
Benutzer müssen ledig und über 18 Jahre alt sein, "den Wunsch haben zu heiraten" und in Tokio leben oder arbeiten, heißt es auf der Website. Wer sich mittels der App auf Partnersuche begeben will, muss seine Identität in einem Online-Interview verifizieren lassen, persönliche Daten, Vorlieben und Werte angeben. Auch das Einkommen sowie der Familienstand durch einen Steuerbescheid muss nachgewiesen werden. Dieses mehrstufige Verfahren soll zudem vor Dating-Betrug schützen. Außerdem besteht die Möglichkeit, gewünschte Charaktereigenschaften eines zukünftigen Partners einzugeben.
"Basierend auf Ihren Werten und den Werten, die Sie bei einem Partner suchen, die durch einen Diagnosetest ermittelt werden können, wird Ihnen die KI eine kompatible Person vorstellen", heißt es. "Was nicht allein am Aussehen oder den Umständen gemessen werden kann, kann zu unerwarteten Begegnungen führen."