Väter in Österreich
Wegen Krisen – jeder zweite Mann überdenkt Kinderwunsch
Wollen Männer heute noch Vater werden? Wie berechtigt sind die Sorgen, um die eigene Fruchtbarkeit? Eine neue Studie liefert Antworten.
Wie wird das Thema Kinderwunsch bei den Vätern gesehen? Dieser Frage ist das Kinderwunschzentrum an der Wien nachgegangen und hat eine repräsentative Studie in Auftrag gegeben. Die gute Nachricht vorweg: Fast drei Viertel der befragten Männer wollen Vater sein oder werden.
"Dieses Ergebnis hat mich selbst überrascht", sagt Andreas Obruca, Präsident der österreichischen IVF-Gesellschaft und Leiter des Kinderwunschzentrum an der Wien. Trotzdem gibt es unter den Männern aber auch viele Sorgen um die eigene Fruchtbarkeit und Vorbehalte, Kinder in die Welt zu setzen. Diese sind auch nicht ganz unberechtigt, wie der Experte aufzeigt.
Krisen haben Einfluss auf Kinderwunsch
Corona, Klimakrise und Kriege verursachen Unsicherheiten und das hat auch auf den Kinderwunsch einen Einfluss. Bereits jede:r Dritte (Männer und Frauen) zwischen 20 und 29 Jahren empfindet es als unverantwortlich heute noch Kinder zu bekommen.
Die Hälfte der Männer (50,3 %) findet, dass man sich das Kinderkriegen aufgrund von derzeitigen Krisen noch einmal überlegen sollte. Das deckt sich auch mit den Beobachtungen im Kinderwunschzentrum. "Krisen haben einen Einfluss auf den Kinderwunsch. Wir bemerken, dass Paare sich zwar beraten lassen, aber sehr zurückhaltend sind, wenn es darum geht, die Behandlung zu starten", erklärt Obruca. Die Kosten für Behandlungen sind teilweise hoch und in Zeiten der Teuerung für viele Paare eine Herausforderung.
Geburtenrate so niedrig wie noch nie
65 % der 14 bis 30-Jährigen können sich nicht vorstellen, Vater zu werden. "Dabei sind es gerade die jungen Männer, die in diesem Alter Vater werden sollten, weil die Voraussetzungen in der Regel dafür ideal sind", so Obruca, der gleichzeitig auf die erschreckend niedrige Geburtenrate in Österreich hinweist. Sie liegt bei 8,5 (8,5 Geburten je 1.000 Einwohner).
Die Ergebnisse der Studie zeigen zudem, dass mehr als jeder dritte Mann (39,5%) sich Sorgen macht, dass sein Lebensstil seine Fruchtbarkeit negativ beeinflusst. Doch ist diese Sorge berechtigt und kann "Mann" in Zukunft noch problemlos Vater werden?
Sorge um Fruchtbarkeit ist berechtigt
Zwei Drittel aller Paare hat Probleme beim Kinderwunsch und tatsächlich liegt es oft an den Männern. "Es ist belegt, dass die Samenqualität der Männer laufend abnimmt. Vor allem Umweltfaktoren und der Lebensstil spiele hier eine Rolle", so Obruca. Übergewicht, Rauchen, Stress, Schlafmangel und schlechte Ernährung sind einige der negativen Faktoren. Doch gute Nachrichten: "Wenn man diese reduziert und zum Beispiel seine Ernährung umstellt, hat das positive Auswirkungen", so der Experte.
Fast die Hälfte der Männer (44,2 %) macht sich auch Sorgen, dass Frauen immer unfruchtbarer werden als noch vor 20 Jahren. "Die Fruchtbarkeit von Frauen korreliert extrem stark mit dem Alter", so Obruca. Frauen kommen immer später ins Kinderwunschzentrum – oft zu spät, wie der Experte feststellt. "Früher kamen die Frauen mit etwa 30 zu uns, heute teilweise mit 38 Jahren".
Vatersein – das Schönste im Leben
Die Studie zeigt, dass 74 % der Männer das Vatersein, als das Schönste im Leben empfinden. 75,5 % sagen, Vater zu sein, gehört zum Leben dazu. Einen Trend, den man auch im Kinderwunschzentrum bemerkt. "Unter den Männern steigt die Bereitschaft, sich auf eine Behandlung einzulassen und Untersuchungen zu machen. Früher war das nicht so selbstverständlich", erzählt Obruca.
Zur Studie:
Die Daten beruhen auf einer Online-Umfrage des Marketagent Instituts. Im Zeitraum zwischen dem 17.05.2024 und 26.05.2024 haben 1.050 Personen im Alter zwischen 14 und 75 Jahren aus ganz Österreich teilgenommen. Die Ausgangsstichprobe wurde gewichtet und ist repräsentativ für die österreichische Gesamtbevölkerung.