Politik
Kern will Flüchtlings-Deal mit Ägypten schließen
Kurzbesuch des Kanzlers in Kairo: Wie die Türkei soll auch Ägypten dafür sorgen, dass die Flüchtlinge Europa nicht erreichen.
"Ägypten ist Führungsmacht in der Region", erklärte Bundeskanzler Christian Kern, der am Mittwoch in der ägyptischen Hauptstadt Kairo mit Präsident Abdel Fattah al-Sisi und Regierungschef Sherif Ismail konferierte.
Kern will einen Flüchtlings-Deal mit Ägypten abschließen, der ähnlich wie die Übereinkunft zwischen Türkei und EU wirken soll. "Wir wissen, dass die Region für unsere Wirtschafts-, Sicherheits- und auch Flüchtlingspolitik entscheidend ist, und dass wir ohne Stabilität in der Region die Auswirkungen spüren würden," so Kern.
"Fluchtbewegungen werden noch Jahre dauern"
Tatsache sei, dass die Fluchtbewegungen noch Jahre, möglicherweise Jahrzehnte lang andauern werden, erklärte der Kanzler. "Wir wissen auch, dass Europa mit der großen Zahl der Menschen, die kommen möchten, überfordert ist. Dann bekommen wir keine solidarische Gesellschaft, sondern eine zerfallende, deshalb brauchen wir Bündnispartner nahe der Herkunftsregionen der Flüchtlinge."
Präsident Al-Sisi verurteilte den jüngsten blutigen islamistischen Anschlag in Manchester. Er betonte nach seinem Gespräch mit Kanzler Kern, Ägypten bedaure das Attentat in Großbritannien. "Wir sind gegen jeden Angriff in Europa."
Kern erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass die Themen "Migration und Sicherheit" eng zusammenhingen. Deshalb hätten Österreich und die EU Interesse an einer wirtschaftlichen Entwicklung Ägyptens, die auch eine Stabilität garantieren würde. Gehe es Ägypten gut, wirke sich das auch positiv auf Europa aus, sagte der Kanzler. Daher müsse auch gemeinsam an einem Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen gearbeitet werden.
Kranzniederlegung
Kern hatte zuvor auch am Grab des 1981 ermordeten Präsidenten Anwar al-Sadat einen Kranz niedergelegt. Sadat hatte sich mit Unterstützung von Bruno Kreisky massiv für einen Frieden mit Israel eingesetzt, die letztlich in den israelisch-ägyptischen Friedensvertrag von 1979 mündeten. Sadat wurde von einem islamistischen Armee-Offizier erschossen.
(GP)