"Sie war fit und belastbar"

Kellermayr-Prozess: Vater vor Gericht in Tränen

Dass dieser Prozess emotional wird, war von vornherein klar: Als erster Zeuge im Fall Lisa-Maria Kellermayr sagte am Mittwoch ihr eigener Vater aus.
Lea Strauch
27.03.2025, 05:00

Selten herrscht am Landesgericht Wels ein derartiger Medienrummel: Am Mittwoch ging dort der erste Prozesstag im Fall um den tragischen Suizid der Ärztin Lisa-Maria Kellermayr über die Bühne. Auf der Anklagebank sitzt ein 61-Jähriger aus Deutschland. Ihm wird gefährliche Drohung vorgeworfen. Hassnachrichten an die Medizinerin sollen Mitschuld an ihrem Tod gehabt haben.

Angeklagter bekennt sich nicht schuldig

Der Deutsche leugnet zwar nicht, die Nachrichten geschrieben zu haben. Es sei aber nicht seine Intention gewesen, die Ärztin damit in den Tod zu treiben. Er wollte lediglich "alles dafür tun, dass er sich nicht impfen lassen muss". Er bekannte sich nicht schuldig.

"Ich bin nicht derjenige, den man gesucht hat – aber der, den man gefunden hat", so das Statement des 61-Jährigen. Menschlich sei es zwar nachvollziehbar, einen "Sündenbock" finden zu wollen. Er ist aber überzeugt: Der Prozess werde zeigen, dass er keine Verantwortung für den Tod von Lisa-Maria Kellermayr trägt.

Vater sagte als 1. Zeuge aus

Als erster Zeuge des medienträchtigen Prozesses nahm der Vater der Ärztin den Platz vom Schöffensenat ein. Wie war seine Tochter, ihr Charakter, wollte die Richterin als erstes wissen. "Sie war sicher ein sehr lebhafter Typ, zurückhaltend würde ich auf keinen Fall sagen. Absolut hartnäckig", beschreibt er die Medizinerin.

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Ab der Zeit am Gymnasium habe sie mit Mobbing kämpfen müssen, erzählte er weiter. "Sie war die Kleinste, etwas übergewichtig und die Jüngste", führte er aus. Wenn sie schlecht drauf war, habe sie sich "teilweise in der Opferrolle gesehen".

Kellermayr "war fit und belastbar"

Auch nach seiner Einvernahme blieb der Mann im Saal. Ungewöhnlich: Er nahm sogar weiterhin aktiv am Prozess teil, stellte Fragen an die Zeugen. Was schnell klar wurde: Ihm ist es wichtig, dass seine Tochter nicht falsch dargestellt wird. Als das Gericht später recht detailliert auf ihren Leidensweg einging, wurde es aber doch zu viel. Er brach in Tränen aus.

Auf einer Sache besteht der Vater aber die ganze Zeit über: Seine Tochter sei im fraglichen Zeitraum fit und belastbar gewesen. "Ihr Krankheiten vorzuwerfen, die 20 Jahre zurückliegen, kann ich nicht verstehen", erklärte er in Richtung der Verteidiger.

Die Verteidigung schildert andere Umstände. Kellermayr habe "schwerwiegende Persönlichkeitsstörungen" gehabt, so der Hauptverteidiger Martin Feigl. Das sei auch diagnostiziert worden. Vor Gericht wurde außerdem klargestellt, dass die junge Ärztin bereits mehrere Suizid-Versuche hinter sich hatte. Einen Sicherheitsdienst für ihre Praxis habe sie sich außerdem schon geholt, "lange bevor mein Mandant ihr geschrieben hat".

Mehr Zeugen am Donnerstag

Nachdem am Nachmittag die ersten fünf von insgesamt 28 Zeugen angehört wurde, ließ die Richterin dann kurz vor 16 Uhr verlauten: "Das reicht für diesen heutigen Tag." Am Donnerstag wird der Prozess direkt um 9 Uhr fortgeführt, der gesamte Tag ist für Zeugeneinvernahmen reserviert.

Ein Urteil wird es aber erst am 9. April, dem vierten Verhandlungstag, geben. Davor werden außerdem noch zwei Sachverständige angehört. Sollte der Schöffensenat den 61-Jährigen verurteilen, drohen ihm bis zu zehn Jahre Haft.

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