Österreich-News
Keine Lehrer – so schlimm ist es an Schulen wirklich
Glattauer gibt Noten: Heute geht es um den Lehrermangel an Schulen - und das Unvermögen, pensionierte Lehrkräfte einzustellen. Ein paar Beispiele:
Steht bald jede vierte Schule ohne Leitung da?
Überall fehlt es an Lehrern, und jetzt werden unsere Schulen auch noch führungslos. Wie ich erfahre, kommt es gerade zu einem dramatischen Exodus von Direktoren und Direktorinnen in die (Früh-)Pension bzw. in andere Berufe. Hochgerechnet auf die nächsten 5 Jahre werden an den Pflichtschulen sagenhafte 1400 Schulleitungen vakant, an den AHS und BHS mehr als 200. Und: Für die freien Stellen gibt es so gut wie keine Bewerbungen. Was bedeutet, dass von den 6000 Schulen in Österreich bald jede vierte ohne Leitung dastehen könnte. Meine Informantin: „Es spricht Bände, dass immer mehr Direktoren Ansuchen stellen, wieder als Lehrer arbeiten zu wollen.“ Mich wundert es nicht: In Österreich hat man den Verwaltungskram, statt ihn zentral zu erledigen, den Direktionen umgehängt, während die pädagogischen Belange groteskerweise zentral vorgegeben werden. Umgekehrt müsste es sein. Und wer badet die „kopflose“ Schule aus? Die Kinder!
„Note: Nicht gut“
Lehrer-Notstand, aber Hilfe - danke nein!
Trotz des Lehrer-Notstands werden kompetente Ex-Lehrer, die Hilfe anbieten, abgeschasselt, Motto: "Danke, kein Bedarf!“ Hier zwei Beispiele aus Mails an mich: "Ich bin Pensionist, ehemals Direktor einer ASO und Leiter eines SPZ, habe aufgrund der Berichte in den Medien die Bildungsdirektion 2 in Mistelbach aufgesucht und meine Hilfe angeboten. Dort wurde mir erklärt, es wäre kein Bedarf vorhanden und man würde mit den vorhandenen Kräften das Auslangen finden.“
Oder: "Ich habe 38 Jahre Diensterfahrung, bin approbierter Lehrbuchautor im Fachgegenstand mit Unterrichtstätigkeit an Uni und PH. Da dachte ich, ich könnte ja ev. noch als "Teilzeitlehrer“ weitermachen. Weit gefehlt! Sowohl die Bildungsdirektion als auch das Ministerbüro sind offensichtlich anderer Meinung. Lieber nehme man Studenten (billiger) oder Quereinsteiger. Na gut, dann halt nicht! Kommentar überflüssig.
„Note: Nicht genügend“
Taferlklassler haben jetzt doch Lehrerin(nen)
Auch Good News gibt es. Ich berichtete von einer Volksschule in Wien-Floridsdorf, in der die Taferlklassler nach zwei Wochen noch immer keine Klassenlehrerin haben und für zwei Klassen (60 Schüler) nachmittags nur eine Freizeitpädagogin zur Verfügung steht. Darauf reagierte die Wiener Schulbehörde unerwartet prompt. Ab heute, Montag, hat besagte Klasse sogar zwei Lehrerinnen und eine eigene Freizeitpädagogin. Aus dem Brief des zuständigen Schulqualitätsmanagers an die Eltern: "Es ist gelungen, eine klassenführende Lehrkraft für die 1f zu finden. Sie wird sich gemeinsam mit einer bereits am Standort befindlichen Lehrkraft die Klassenführung teilen. Laut Aussage der Direktorin handelt es sich um zwei sehr kompetente Lehrerinnen.“ Was zum „Sehr gut“ fehlt: die eine der "sehr kompetenten“ Lehrerinnen ist noch in Ausbildung.
„Note: gut“