Politik

"Keine Ahnung" – heftiger Wut-Brief an Minister Rauch

Offener Wut-Brief an Gesundheits- und Pflegeminister Johannes Rauch: Die Worte einer grünen Abgeordneten lassen nun die Wogen hochgehen.

Rene Findenig
Bekommt Wut-Post von Pflege-Gewerkschaften zugestellt: Sozialminister Johannes Rauch (Grüne).
Bekommt Wut-Post von Pflege-Gewerkschaften zugestellt: Sozialminister Johannes Rauch (Grüne).
REUTERS

In der Diskussion um die Pflegereform gehen die Wogen weiter hoch. Auslöser: Ein Antrag der SPÖ im Pflegeausschuss, mit dem Pflege- und Betreuungsberufe in die Schwerarbeitsverordnung aufgenommen werden sollten. Grün-Abgeordnete Bedrana Ribo sprach dabei von "reinem Populismus" und argumentierte sinngemäß, dass die Zahl der Jahre, die vor allem Frauen durchschnittlich im Pflegebereich arbeiten würden, viel zu niedrig sei, um eine Schwerarbeitspension zu rechtfertigen.

Das lässt nun die Gewerkschaften schäumen – so sehr, dass sie sich in einem Wut-Brief an Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) richtet. Von Edgar Martin vom "Team Gesundheit" in der der younion und Reinhard Waldhör von der GÖD Gesundheitsgewerkschaft heißt es: "Wenn die grüne Abgeordnete Bedrana Ribo die Arbeit in der Krankenpflege so locker sieht, ist sie herzlich eingeladen, eine Woche im Spital mitzuarbeiten."

"Anschließend kann sie sich dann bei den Bediensteten entschuldigen"

Knallharter Nachsatz: "Anschließend kann sie sich dann bei den Bediensteten entschuldigen." Zur Kenntnis nehme man zwar, dass die langjährige Forderung nach einer Schwerarbeiterregelung in Sozialausschuss keine Mehrheit gefunden habe, aber "es ist zutiefst ärgerlich, wenn Menschen über Dinge reden, von denen sie keine Ahnung haben", so Martin. "Wir werden weiter mit aller Kraft darum kämpfen", so die Ansage.

Von der Politik zeigt man sich enttäuscht: "Jedes Mal, wenn es um konkrete Umsetzungen geht, lässt die Bundesregierung aus." Beide Gewerkschafter schlagen zudem Alarm: "Was jetzt auf manchen Stationen abgeht, mit Personalmangel und täglicher Überforderung, nicht planbarer Freizeit und ständigen Höchstleistungen, ist für Außenstehende nicht nachvollziehbar." 

"Wir werden sehen, wie lange sie bei ihrer Position bleibt"

Mit dem Wut-Brief an Minister Rauch will man sich zudem nicht zufriedengeben. Mit ihrer frauenfeindlichen Argumentation – Pflegerinnen blieben zu kurz im Beruf, um als Schwerarbeiterinnen eingestuft zu werden – disqualifiziere sich die Abgeordnete eindeutig als Bereichssprecherin, heißt es.

Und: Beide Gewerkschaften wollen die Belegschaften aufrufen, "sich unmittelbar an die Abgeordnete zu wenden. Wir werden sehen, wie lange sie bei ihrer Position bleibt, wenn sie direkt mit diesen Menschen konfrontiert ist und einen Eindruck davon gewinnt, wie viele Betroffenen es wirklich gibt". Pikant: Nur wenige Minuten nach der Bekanntgabe des offenen Briefs bat der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) in einer Aussendung darum, die vorige Meldung als "gegenstandslos" zu betrachten.

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