Vegane und vegetarische Lehre
Kein Schweinefleisch: Neue Koch-Lehre auch für Muslime
Kolumnist Niki Glattauer über den gemeinsamen Religionen-Unterricht mehrerer Konfessionen in Wien und die jetzt eingeführte Kochlehre.
Eine Woche noch Schule (im Großteil des Landes) – und was kratzt meine Leser am meisten: Migration und Religion. In meinen Mails der Post eines Lehrers der "German International School New York". Darin kritisiert der Mann mit Username "myisny" Religionsmissbrauch made in America.
"Du sollst keine anderen Götter haben..."
Trumps Republikaner hätten, schreibt er, erwirkt, dass jetzt in allen Kindergärten und Schulen Louisianas (New Orleans) "in gut lesbarer Schrift" die christlichen "Zehn Gebote" angebracht werden müssen. Jetzt lesen Schüler (oft auf riesigen Leuchtreklamen) gleich im ersten Satz: "Du sollst keine anderen Götter haben neben mir". Der Lehrer in seinem Post (von mir übersetzt): "Wie müssen sich Juden, Moslems, Hindus fühlen? (…) Dabei haben die USA 1789 mit dem ersten Verfassungszusatz die Gründung einer Staatskirche abgelehnt ('Congress shall make no law establishing a religion'). In Europa glaubt man, dass es nur unter Moslems Fundamentalisten gibt. Hier sind es wir Christen."
Note: Nicht sehr gut
So steht’s: 55 % Christ-Kinder, 23 % Muslime
Und weil ich ja bekanntlich für ReligionEN-Unterricht bin: Von W.I.R. habe ich erst jetzt (aus dem "Falter") erfahren. Sprich davon, dass da an acht Wiener Schulen (MS, AHS) bereits ein zartes Pflänzlein wächst. "Werte – Interkulturelles Lernen – Religionen", heißt das Pflicht-Fach für alle (!) Schüler, das bisher eine "röm.-kath."- und ab nächstem Jahr auch eine "Islam"- und/oder "serb.-orth."-Lehrerin "Reli" unterrichtet, um Kopfwäsche durch Fundis aller Konfessionen (siehe oben) unaufgeregt Aufklärung entgegenzusetzen.
In den 1980ern, so wird eine Wiener Lehrerin zitiert, seien an ihrer Schule in 14 Klassen je 25 römisch-katholische Kinder gesessen, heute hätte man in allen Klassen zusammen so viele, darauf müsse man reagieren.
Ich habe mir übrigens die letzte Statistik des Erzbischöflichen Amts besorgt: Demnach gehen in Österreich 40 % der Schüler in "röm.-kath.", 15 % in einen anderen christlichen Unterricht ("orth.", "evang."), 23 % in "Islam", 22 % gehen in gar nichts.
Note: Sehr gut
"Vegetarier"-Lehre hilft Ahmed, Ayse & Co.
Auch in "Heute" war zu lesen, dass es bald eine eigene vegane und vegetarische Koch-Lehre geben soll. Damit, so die Wirtschaftssprecherin der Grünen, passe man Elemente des traditionellen Ausbildungsberufs Koch/Köchin "an die Lebensrealität" an. Was sie mit "Lebensrealität" vermutlich nicht gemeint hat: dass damit auch Tausende Moslems endlich eine offene Tür zum Erlernen des Koch-Berufs hätten. Zu meiner Überraschung ist dieser Aspekt bis jetzt unter den Küchentisch gefallen. "Vegetarisch" bedeutet ja, dass Moslems künftig nicht mehr das Problem hätten, beim Kochenlernen Schwein berühren und abschmecken zu müssen. Ich sage: win-win. Vegetarische Betriebe kriegen endlich Lehrlinge, die Gastro mehr Köchinnen, arbeitswillige Moslems neue Jobchancen. Dass ich weiterhin lieber auf ein Schnitzel gehen werde, ist wurst ;-)
Note: Sehr gut
Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten. Mail bitte an: [email protected]
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Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Der Artikel thematisiert die Diskussion über Migration und Religion in Schulen, insbesondere in den USA und Österreich
- Ein Lehrer der "German International School New York" kritisiert den Zwang, die christlichen "Zehn Gebote" in Schulen in Louisiana aufzuhängen, und betont die Bedeutung eines interkulturellen Religionsunterrichts
- In Wien gibt es bereits ein Pflichtfach namens "Werte – Interkulturelles Lernen – Religionen", das von verschiedenen religiösen Lehrern unterrichtet wird, um eine aufgeklärte Perspektive zu fördern
- Zudem wird die Einführung einer veganen und vegetarischen Koch-Lehre diskutiert, um auch muslimischen Schülern den Zugang zum Kochberuf zu erleichtern