Glattauer gibt Noten

"Muslimische Mädchen weigern sich, mitzumachen"

In sechs Wiener Bezirken sind mehr als 50 % der Volksschüler Muslime. Welche Probleme das bringt, erklärt "Heute"-Bildungsexperte Niki Glattauer.

Niki Glattauer
"Muslimische Mädchen weigern sich, mitzumachen"
In sechs Bezirken sind über 50 % der Schüler muslimisch
Frank Rumpenhorst / dpa / picturedesk.com (Symbolbild)

Es gehörte einst dazu wie Rad- und Skifahren. Als Kind lernte man schwimmen, die "Pflicht" bei den Eltern, die "Kür" in der Schule. Doch das war einmal. Inzwischen kann jedes fünfte Kind in Österreich nicht oder so schlecht schwimmen, dass es in tiefem Wasser ertrinken würde. 38 Mal ist das seit 2014 geschehen. 38 Kinder, älter als fünf, ertranken, weil ihnen das Schwimmen niemand beigebracht hat … Fast genauso erschüttert mich eine andere Zahl, die das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) nun veröffentlicht hat: Nur noch 17 % der Kinder lernen das Schwimmen in der Schule … Aha? Ist Schwimmunterricht denn a) nicht im Sport-Lehrplan der Volksschulen festgeschrieben? Und müssen b) Volksschullehrerinnen nicht auch den Schwimmschein haben? Die ernüchternde Antwort zu a): Doch, nur passiert’s nicht, denn b): Nein, müssen sie nicht mehr! Und weil sie’s nicht gelernt haben, können sie’s unseren Kindern auch nicht beibringen. So einfach wie fehlentwickelt. Bitte lesen Sie weiter!

Moslems: Die einen wollen nicht schwimmen, …

Noch etwas gibt mir zu denken: Bei der Schwimmkompetenz spiele, so das KfV, "das soziale Umfeld eine auffallend starke Rolle". Kinder aus Familien mit wenig Geld und/oder Bildung würden es seltener und später lernen als Kinder aus reichen und/oder bildungsnahen. Traurig, wie unsere Gesellschaft auch hier auseinanderdriftet. Einen Faktor möchte ich selbst beisteuern: Migration und Religion. Aus drei Mails an mich: "Als Sportlehrer gehe ich mit den Klassen auch schwimmen. Aber die moslemischen Mädchen weigern sich mitzumachen. Angeblich dürfen sie sich vor anderen nicht umziehen. Da sie mit ihren bodenlangen Kleidern nicht zu den Becken dürfen, bleiben sie auf Anordnung der Direktorin gleich in der Schule. Die positive Turn-Note bekommen sie trotzdem." Und eine Lehrerin schreibt: "Ich habe sogar meine Diplomarbeit über Schwimmen geschrieben. Finde ich wichtig, weil lebensrettend. Aber die Türkinnen mussten verschleiert am Beckenrand sitzen und zuschauen." Bitte lesen Sie weiter!

"Heute"-Kolumnist Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor in Wien.
"Heute"-Kolumnist Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor in Wien.
Sabine Hertel

… die anderen werden beleidigt: "Pinguine!"

Auch diese Medaille hat allerdings zwei Seiten. Eine Badebesucherin aus NÖ beschreibt mir, wie Schülerinnen (einer MS-Klasse) im Burkini (zweiteiliges Badekleid, das Hände, Füße und Gesicht frei lässt und aus demselben Material besteht wie ein Bikini oder Badeanzug) von zwei Burschen beleidigt und erniedrigt wurden. "'Was machen Pinguine in dem Bad?', hat einer der beiden den Mädchen ins Gesicht gesagt. Er hat sich vor Lachen gebogen. Sein Freund hat skandiert: 'Ausziehen! Ausziehen!' Der Lehrer hat getan, als hätte er es nicht gehört." So weit, so arg. Im Vorjahr hat die "Dokustelle Islamfeindlichkeit" 1.522 Fälle von rassistischen Übergriffen auf Musliminnen und Muslime verzeichnet. Die höchste Zahl seit Beginn der Dokumentation 2015. Beleidigungen – und da leider vor allem in Schulen :-( – machten 20 % der Fälle aus.

Gesamtnote: Nicht genügend

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    REUTERS/Suzanne Plunkett; Darren Staples/Pool

    Auf den Punkt gebracht

    • Immer weniger Kinder in Österreich können schwimmen, was zu einer steigenden Anzahl von Ertrinkungsunfällen führt
    • Nur noch 17% der Kinder lernen das Schwimmen in der Schule, was auf mangelnden Schwimmunterricht und soziale Ungleichheiten zurückzuführen ist
    • Zudem gibt es Probleme mit muslimischen Schülerinnen, die aufgrund von Kleidervorschriften am Schwimmunterricht gehindert werden, während andere Schülerinnen aufgrund ihrer Kleidung beleidigt werden
    NG
    Akt.