Niki Glattauer deckt auf
"Pinguine": Burkini-Schwimmerinnen in Schule beleidigt
Nur noch 17 Prozent lernen das Schwimmen in der Schule. Ex-Schuldirektor Niki Glattauer deckt die aktuelle Schwimm-Situation der Schüler auf.
Es gehörte einst dazu wie Rad- und Schifahren: Als Kind lernte man Schwimmen, die "Pflicht" bei den Eltern, die "Kür" in der Schule. Doch das war einmal. Inzwischen kann jedes fünfte Kind in Österreich nicht oder so schlecht schwimmen, dass es in tiefem Wasser ertrinken würde. 38-mal ist das seit 2014 geschehen. 38 Kinder, älter als fünf, ertranken, weil ihnen das Schwimmen niemand beigebracht hat.
Fast genauso erschüttert mich eine andere Zahl, die das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) nun veröffentlicht hat: Nur noch 17% der Kinder lernen das Schwimmen in der Schule… Aha? Ist Schwimmunterricht denn
a) nicht im Sport-Lehrplan der Volksschulen festgeschrieben?
Und müssen b) Volksschullehrerinnen nicht auch den Schwimmschein haben?
Die ernüchternde Antwort zu a): doch, nur passiert's nicht, denn b): nein, müssen sie nicht mehr!
Und weil sie's nicht gelernt haben, können sie's unseren Kindern auch nicht beibringen. So einfach wie fehlentwickelt.
Moslems: Die einen wollen nicht schwimmen, ...
Noch etwas gibt mir zu denken: Bei der Schwimmkompetenz spiele, so das KfV, "das soziale Umfeld eine auffallend starke Rolle". Kinder aus Familien mit wenig Geld und/oder Bildung würden es seltener und später lernen als Kinder aus reichen und/oder bildungsnahen. Traurig, wie unsere Gesellschaft auch hier auseinanderdriftet.
Einen Faktor möchte ich selbst beisteuern: Migration und Religion. Aus drei Mails an mich: "Als Sportlehrer gehe ich mit den Klassen auch Schwimmen. Aber die moslemischen Mädchen weigern sich, mitzumachen. Angeblich dürfen sie sich vor anderen nicht umziehen. Da sie mit ihren bodenlangen Kleidern nicht zu den Becken dürfen, bleiben sie auf Anordnung der Direktorin gleich in der Schule. Die positive Turn-Note bekommen sie trotzdem."
Und eine Lehrerin schreibt:
"Ich habe sogar meine Diplomarbeit über Schwimmen geschrieben. Finde ich wichtig, weil lebensrettend. Aber die Türkinnen mussten verschleiert am Beckenrand sitzen und zuschauen."
...die anderen werden beleidigt: "Pinguine!"
Auch diese Medaille hat allerdings zwei Seiten. Eine Badebesucherin aus Niederösterreich beschreibt mir, wie Schülerinnen (einer MS-Klasse) im Burkini (zweiteiliges Badekleid, das Hände, Füße und Gesicht frei lässt und aus demselben Material besteht wie ein Bikini oder Badeanzug) von zwei Burschen beleidigt und erniedrigt wurden. "'Was machen Pinguine in dem Bad?‘, hat einer der beiden den Mädchen ins Gesicht gesagt. Er hat sich vor Lachen gebogen. Sein Freund hat skandiert: "Ausziehen! Ausziehen!" Der Lehrer hat getan, als hätte er es nicht gehört." So weit, so arg.
Im Vorjahr hat die "Dokustelle Islamfeindlichkeit" 1.522 Fälle von rassistischen Übergriffen auf Musliminnen und Muslime verzeichnet. Die höchste Zahl seit Beginn der Dokumentation 2015. Beleidigungen - und da leider vor allem in Schulen - machten 20 Prozent der Fälle aus.
Gesamtnote für den Schwimmunterricht: Nicht genügend
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Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Niki Glattauer deckt auf, dass nur noch 17 Prozent der Kinder in Österreich das Schwimmen in der Schule lernen
- Die Schwimm-Situation der Schüler ist besorgniserregend, da viele Kinder nicht oder nur unzureichend schwimmen können, was zu tragischen Unfällen führt
- Besonders Kinder aus sozial benachteiligten Familien und muslimische Mädchen sind von dieser Problematik betroffen
- Beleidigungen und rassistische Übergriffe auf muslimische Schülerinnen sind ebenfalls ein ernstes Problem, das sich auch im Schwimmunterricht zeigt